|
|
|
|
|
|
|
Ortsgeschichte / Denzlingen im 17. Jahrhundert
Quellen:
>> siehe Veröffentlichungen
Aus den
Quellen übernommene Texte sind in blauer Schrift hervorgehoben
[1.2] "Denzlingen, eine
alemannische Siedlung im Breisgau", 1984
[1.6]
„Denzlingen" Ortschronik, Band 2: Vom Dreißigjährigen Krieg bis zum Ende des zweiten
Weltkrieges, 2010
weitere Quellen:
[GLA Karlsruhe, 229/17774]
Externe Links zum
Thema:
>> wikipedia zu Markgrafschaft Baden
>> wikipedia zu Markgrafschaft Baden-Durlach
>> wikipedia zu Markgrafschaft Baden-Baden
>> wikipedia zu Liste der Markgrafen und Großherzöge von Baden
>> zurück zur Zeittafel
Der
Dreißigjährige Krieg trifft Denzlingen so hart wie kein anderer Krieg
zuvor mit
großen Verlusten an Menschen und Gütern. Erst der Friedensschluss im
"Westfälischen Frieden", um die Mitte des Jahrhunderts, beendet diesen. In den
Friedensverträgen werden die beiden Markgrafschaften Baden-Baden und
Baden-Durlach zu selbständigen Landesherrschaften des „Heiligen
Römischen Reiches Deutscher Nation" und steigen dadurch zu souveränen
Fürstentümern mit landeshoheitlicher Gewalt auf, sind aber zunächst eher unbedeutende Herrschaften.
Am Kriegsende ist Denzlingen nach einer katastrophalen Brandkatastrophe
und durch andere Kriegsereignisse größtenteils zerstört und entvölkert.
Felder, Wiesen und die Rebflächen sind verwüstet und verödet. Einzelne Ortschaften im
Breisgau sind ganz verwüstet und verlassen. Es soll dort kein bewohnbares
Haus und keine Brücken mehr gegeben haben.
Der Markgrafschaft
und (damit) auch den Denzlingern ist eine längere Zeit des Friedens
nicht vergönnt, um alles wieder vollständig aufzubauen. Zwischen 1672 und 1714 folgen weitere
Kriege, die für rund drei Jahrzehnte erneut Truppendurchmärsche,
Zerstörungen, Plünderungen und Kontributionszahlungen mit sich bringen:
der Krieg gegen Holland (1672-1678/79), der Pfälzische Erbfolgekrieg (1688 –
1697) und der Spanische
Erbfolgekrieg (1702-1713). Erst nach 1714 folgt eine längere Friedenszeit.
1618, Beginn des
Dreißigjährigen Krieges
[1.2]
Aus diesem Jahr ist
eine Rechnung über den Umbau des Speichers der Denzlinger
Michaelskirche in einen Fruchtkasten durch den Zimmermann Bartlin
Scherer erhalten
1622,
Bestandsaufnahme
Denzlinger
Haushalte durch Markgräfliches Schatzungregister
[1.2]
Das markgräfliche
Schatzungregister nennt für Denzlingen 169 Mannschaft (= Haushalte),
bestehend aus 69 Bauern, 48 Tagelöhnern, 6 Karrenmeiern und 46
Wagenmeiern
1623, (28. 6.) Verkauf des Mauracher Hof
[1.2]
Rudolf Endet von
Serchaw, gräflich nassauischer Landschreiber der Herrschaft
Lahr-Mahlberg, verkauft den Mauracher Hof an Elisabeth Stotz.
Dazu
gehören zwei aneinander gebaute Häuser nebst Scheuer und Stallung, zwei
Gärten, ein Baumgarten, darin ein steinernes einstöckiges Haus und ein
alt abgängig Kirchengebäude stecket, Äcker, Matten, ein Rebberg, das
Maurer Wäldle, ein Fischweiher (neben dem Hof)
1633, (7. 2.)
Kaiserliche Soldaten aus Breisach überfallen Denzlingen, werden aber in
die Flucht geschlagen
[1.2]
Die kaiserliche Soldaten
werden aber von den Schwedischen
in Freyburg vermerckt und in die Flucht geschlagen. Verwundete
Kaiserische seien, so wird berichtet, von Denzlinger Bauern und Bauersfrauen
erschlagen und erwürgt worden.
1634, (30. 6.) Denzlinger überfallen
Simonswald
[1.2]
Württembergische
Soldaten und grobe Marggräfische Pflegel, sonderlich die von
Däntzlingen, überfallen, plündern und
brandschatzen Simonswald.
1635 (April), Großbrand in
Denzlingen zerstört 84 Häuser
Ein Großbrand in Denzlingen zerstört 84 Häuser, 18 Trotten,
114 Scheunen und andere Gebäude.
[1.2] (10
4.?) ... ist das Dorf Tentzlingen gantz abgebrannt worden,
wie dann vier und achtzig Häuser, achtzehn Trotten und hundert und
vierzehn Scheueren auch andern Gebäuw, welche nicht gezehlt werden. Es
ist auch zue selber Zeit das Dorf Tentzlingen mit hundert und vierzig
Burgern besetzt geweßen und von dißem Kriegsvolckh, welches der Junkher
von Umkirch angewießen mit seinen Soldaten ....
Die Denzlinger seind in die Welder verkrochen und Einige gestorben.
1637, Evakuierten Denzlinger kehren in ihr Dorf zurück
[1.2]
und
seind deren noch zwei und zwanzig geweßen
|
|
Kontakt
>>
siehe Vorstand
Karten und Ortspläne
>> Aktueller Ortsplan (pdf)
>> Denzlingen 1873
>> Dorfplan 1752
|
|
|
>> zum Seitenanfang
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Markgraf Friedrich V. von
Baden-Durlach (res. 1622 - 1659)
|
|
1638, Kampfeshandlungen
im Breisgau zwingen Denzlinger erneut zur Flucht
[1.2]
Am
11.4. wird Freiburg, am 12.8. Kenzingen und am 17. 12. Breisach
eingenommen.
1640 und nachfolgende Jahre, Rückkehr und Neubeginn
Fünf Jahre nach dem Großbrand, scheinen die ersten Denzlinger ihr
zerstörtes Dorf wieder aufgesucht zu haben. Im Denzlinger Dorfbuch
steht:
„...
Dißes seind von denen anderthalbhundert Bürgern der Ueberrest geweßen
und etliche Wittweiber".
(bei den im Buch Genannten sind nur Bürger und Haushaltsvorstände
gezählt, ohne Ehefrauen und Kinder)
1648, Westfälischer Friede mit Frankreich und Schweden
Der Friedensschluss beendet den Dreißigjährigen Krieg. In den
Friedensverträgen werden die beiden Markgrafschaften Baden-Baden und
Baden-Durlach zu selbständigen Landesherrschaften des „Heiligen
Römischen Reiches Deutscher Nation" und steigen dadurch zu souveränen
Fürstentümern mit landeshoheitlicher Gewalt auf.
1650, Markgraf Friedrich V. von Baden-Durlach 1650 aus dem Exil
zurück
Nach 16-jährigem Exil in Basel kehrt Markgraf Friedrich V. von
Baden-Durlach zurück. Das verwüstete Land und die wenigen überlebenden
und verarmten Untertanen lassen jedoch keine große Hofhaltung und nur
eine sehr sparsame Verwaltung zu. Die
Ansiedlung von mehr Menschen erscheint für einen Neuaufbau der Markgrafschaft
unabdingbar. Dshalb erläßt er auch einen Rückkehrbefehl ...
1652, Markgraf erläßt Rückkehrbefehl
Der Markgraf erläßt am
25. August 1652 einen Rückkehrbefehl an seine in die Schweiz
geflüchteten Untertanen. Innerhalb von sechs Monaten sollen
sich alle wieder zu Hause einfinden, ansonsten wird ihnen der Verlust
aller Güter in der Markgrafschaft angedroht. Gleichzeitig wird auch um
neue Untertanen geworben, denn mit den wenigen zurückkehrenden
Einheimischen ist ein Wiederaufbau kaum zu bewerkstelligen.
|
|
|
|
Markgraf Friedrich VI. von
Baden-Durlach (res. 1659 - 1677)
|
|
1653,
Bauernaufstand in einigen schweizer Kantonen
In einigen schweizer Kantonen bricht ein Bauernaufstand aus, der bald
darauf niedergeschlagen wird. Die drohenden Strafgerichte veranlassen
viele Schweizer Bauern zur Flucht. Besonders im Kanton Bern, aber auch
anderen Kantonen, werden rebellierende Personen und Calvinisten des
Landes verwiesen.
Dies kommt den Bemühungen um eine Wiederbesiedlung
der entvölkerten Dörfer in der Markgrafschaft zugute - so kann auch die
große Zahl der schweizerischen Zuwanderer in die Markgrafschaft nach
1653 erklärt werden. In der Markgrafschaft sind sie willkommen. Ohne
diesen Zuzug wären die Verluste nicht annähernd auszugleichen gewesen.
Etwa 15 % der Schweizer Einwanderer sind Wiedertäufer (Mennoniten).
1653, Hofrat von Baden-Durlach tagt
Friedrich V. von Baden-Durlach beruft ab 1652 mehrmals die Landstände zu
Versammlungen ein. Im Jahr 1653 tagt erstmals wieder der
Baden-Durlachische Hofrat, der die laufenden Regierungsgeschäfte und die
allgemeine Verwaltung des Landes führt.
1654, Markgraf verkündet eine neue Landesordnung
Der Markgraf verkündetet eine neue Landesordnung, in der alles
Wesentliche geregelt wird. Darin wird u.a. auch ausdrücklich das Verbot
des Müßiggangs und Faulenzens der Untertanen eingegeangen.
1653, Bestandsaufnahme
Denzlinger Haushalte nach dem
Dreißigjährigen Krieg
Fünf Jahre nach Kriegsende ergibt eine in der Markgrafschaft Hochberg
vorgenommene Zählung, dass 77 % der zuvor ansässigen Bevölkerung
verschwunden sind. Es wird angenommen, dass viele Denzlinger umgekommen sind
oder die Überlebenden in die umliegenden Wälder oder in weiter
entfernte, vom Kriegsgeschehen verschonte Gebiete (wie die Schweiz),
geflüchtet sind.
[1.2]
Laut Bestandsaufnahme des Markgrafen wohnen in
Denzlingen noch 42 Mannschaft (= Haushalte); davon sind 14 fremde und 20
einheimische Neubürger.
1658, Erlass Kaiser Leopolds I.
Die Landstände waren gegenüber dem Landesherrn die politischen
Vertretungen der drei Stände, Klerus, Adel und Bürger.
|
|
|
|
Markgraf Friedrich VII. Magnus
von Baden-Durlach (res. 1677 - 1709)
|
|
Der Erlass
Kaiser Leopolds I. vom Jahr 1658, dass die Landstände ohne Vorwissen und
Bewilligung des Landesherrn nicht mehr zusammentreten dürfen, macht den
Weg zum absoluten Herrscher frei (Absolutismus). Die Landesherrn (die Markgrafen)
sind fortan bestrebt, die Verwaltung und insbesondere das Finanzwesen des Landes ohne die
Mitwirkung der Landstände in ihre alleinige Herrschafts- und Entscheidungsgewalt zu
bringen.
1658 bis 1665, Normalisierung des dörflichen Lebens in Denzlingen
Zehn Jahre nach Ende des
Dreißigjährigen Krieges erstellen die Heimburger Peter Rappold und
Philipp Scherenberger gemeinsam mit dem Stabhalter Beat Scherberger
wieder eine Gemeinderechnung. Dies wird als Beginn eines sich
normalisierenden dörflichen Lebens angesehen , denn den folgenden
Jahren wird von Bautätigkeiten an den Herrschafts- und Gemeindegebäuden
berichtet.
Für die Denzlinger folgt eine lange Zeit des Wiederaufbaus, in der sie
anfangs mangels Zugvieh ihre Karren und Wagen selbst mühsam ziehen
müssen und beginnen, die verwilderten Gärten und Wiesen wieder urbar zu
machen und einen Viehbestand aufzubauen.
Zwischen 1658 und 1663 wird die Zehnttrotte und von 1660 bis 1665 die
Gemeindestube wieder aufgebaut. Die Mühlenwehre werden auch wieder
instandgesetzt:
[1.6] "Item alß
man die Mühlenwehre erneuerte, ist der Bürgerschaft zur Zehrung gegeben
worden 1 fl. 2 xr. (fl. = Gulden, xr = Kreuzer)."
Zur selben Zeit wird auch über die Instandsetzung der Georgskirche berichtet.
Kirchliche und weltliche Besitzer der Hofgüter im Ort versuchen, wieder
Ordnung in ihre Einkünfte zu bringen, und erstellen neue
Zinsabgaben-Register: 1660 die Burgvogtei Hochberg, 1660 das Kloster St.
Trudpert, 1661 das Kloster Adelhausen, 1662 das Kloster St. Agnes, 1666
das Kloster Ettenheimmünster usw.
1.6]
Bereits 1649, also
unmittelbar nach dem Kriegsende, begann der ehemalige Feldprediger und
Pfarrer Nikolaus Spengler in Denzlingen mit den Aufzeichnungen der
Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen. Anhand dieser Aufzeichnungen können
wir uns in etwa ein Bild der Bevölkerung machen. Sie vermitteln uns auch
einige interessante Einzelschicksale. So schrieb Pfarrer Spengler am 27.
März 1661 in das Totenbuch,
"..
dass Melchior
Rösch, den Tag zuvor von Felix Kümmerlin aus Unvorsichtigkeit
erschossen, 45 Jahr wurde. Am 22. Oktober 1663 findet sich der Eintrag:
Maria Buselmeierin, in ihres Hauses Brunst vom Feuer so versengt, dass
sie darüber hat ihr Leben lassen müssen; Alter 62 Jahr."
Spengler betreute gleich mehrere Ortschaften in der Umgebung. Im
Pfarrhaus von Denzlingen konnte er nicht wohnen und arbeiten, denn es
war zerstört. Dieser musste in Sexau Quartier nehmen und von dort aus
Denzlingen pastorieren. Schon im Visitationsbericht von 1651 wurde
gefordert: Der Propst zu Waldkirch soll angehalten werden, das
abgebrannte Pfarrhaus wieder zu erbauen. Denn das Margarethenstift in
Waldkirch war für den Turm, den Chor und das Pfarrhaus baupflichtig.
Weiter wird festgestellt, dass:
"...die Kirche kein
Dach mehr hat. Es soll ungesäumt verordnet werden, dass, weil höchst
nothwendig, die große Kirche wieder eingedeckt werde". |
|
|
|
|
>> zum Seitenanfang
|
|
|
|
|
1661
Das Oberamt
Emmendingen mahnt beim Waldkircher Stift die Reparatur von Turm und Chor
an. indeßen aber der Schad, je länger je
größer, ja endlich allzu stark sich zeiget. [GLA Karlsruhe,
229/17774]
1666,
Johannes Fecht wird
Pfarrer in Denzlingen
[1.2]
Licentiat Johannes
Fecht (1636-1716), der später als Hofprediger in Durlach und dann als
Professor der lutherischen Theologie in Rostock zu Ansehen gelangt, wird
Pfarrer in Denzlingen
- jedoch bereits 1668 von Matthias Lembke, zuvor Rektor des Durlacher
Gymnasiums, als Pfarrer abgelöst.
1668
Die Zahl der Bürger wird 1668 in der Markgrafschaft Hochberg auf 1.145
beziffert.
|
|
|
|
Karlsburg in Durlach, Residenz
der Markgrafen von Baden-Durlach 1595 - 1689
|
|
In Baden-Durlach
werden die Landstände 1668 zum letzten Mal einberufen. Ihre Ausschaltung
erfordert eine Neuordnung der landesfürstlichen Zentralverwaltung, die
1672 erfolgt - siehe unten.
1669, Visitation
der Gemeinde von Superintendent Johannes Fecht
Vom
7. bis 28. Juli 1669 visitiert Johannes Fecht, seit 1655 Superintendent
der Markgrafschaft Hochberg, die Gemeinden der Diözese Hochberg. Sein
Bericht ist überliefert.
[1.6]
Zu den
kirchlichen-Verhältnissen bemerkt er, auf dem Gebiet der Kirchenzucht
habe es bei der Visitation keine Klagen gegeben. Der Kirchenbesuch lasse
im Allgemeinen an Sonn- und Feiertagen nichts zu wünschen übrig.
Allerdings an den Wochentagen, insbesondere in der Erntezeit, sei es
darum weniger gut bestellt. Wirklich bedenkliche sittliche Mängel waren
aber offenbar nicht zu verzeichnen. Fast in allen Gemeinden gab es neben
Lutheranern Andersgläubige, wenn auch nur in geringer Anzahl. Die
wenigen Calvinisten und Katholiken befanden sich hauptsächlich unter den
Dienstboten. Diese waren angehalten, den lutherischen Gottesdienst zu
besuchen, und sie kamen dieser Aufforderung in der Regel wohl auch nach.
Allerdings wird berichtet, dass einige Katholiken zum Empfang des
Abendmahls benachbarte katholische Orte aufsuchten. Ihre Bekehrung sei
ein Ziel, heißt es, auf das beharrlich hingearbeitet werden müsse.
Die Kirchen seien im Wesentlichen wieder
hergerichtet. Anders sah es jedoch bei den Pfarrhäusern aus. In einigen
Ortschaften der Markgrafschaft hatten immer noch katholische Prälaten
für den Unterhalt der evangelischen Pfarrer aufzukommen, so in
Bahlingen, Köndringen und Mundingen der Abt des Klosters Schuttern, in
Denzlingen und Gundelfingen der Propst von Waldkirch, in Ihringen und
Malterdingen der Deutschordensmeister zu Freiburg, in Bickensohl und
Vörstetten der Johannitermeister in Heitersheim. Dies sei ein
unhaltbarer Zustand; denn man könne von diesen katholischen
Kirchenfürsten nicht erwarten, dass es gerade ihre erste und vornehmste
Sorge sei, den evangelischen Pfarrern schnell und pünktlich zu helfen,
insbesondere in weniger fruchtbaren Jahren, wenn die Gefälle und
Zehnten, welche den katholischen Herren zustanden, nicht allzu reichlich
eingingen.
Am Donnerstag, dem 22. Juli 1669, war Fecht zur Visitation in
Langen-Dentzlingen. Sein Bericht enthält wichtige Angaben zur
Einwohnerschaft sowie zu den kirchlichen und schulischen Verhältnissen
im Ort. Aufgeführt werden 365 Einwohner, die sich folgendermaßen
zusammensetzen: Ehen 64, Witwer 4, Witwen 12, Ledige Töchter 18, Knechte
und Jungen 56, Mägde und Mädchen 31, Hintersassen 12, Unmündige 60,
Schulkinder 29
Mit 365 Einwohnern ist Denzlingen nach Malterdingen, Bahlingen,
Eichstetten und Teningen die fünftgrößte Gemeinde in der Region
(von Emmendingen liegen keine Zahlen vor).
Die Einwohner, die einem anderen „Glauben" angehörten, werden als
Sectarij, Sektierer, bezeichnet. Fecht stellt fest,
[1.6] " .. dass
unter den Denzlinger Bürgern keine Sektierer, aber unter den
Hintersassen zwei oder drei Calvinisten seien. Diese besuchten jedoch
die Kirche zum Gottesdienst. Es hat auch Knecht und Mägd, die nit
unserer Religion sein, die kommen zwar am Sonntag frühe in die Kirchen,
aber am Sonntag Nachmittag wollen sie nicht darein, sondern laufen
anderswohin. Aber dem Pfarrer und Anwesenten hab ich gesagt, sie müßen
darein, sollens ihnen deßwegen nicht freystellen, sondern sie mit Ernst
dazu halten oder strafen."
1672, Neuordnung der landesfürstlichen Zentralverwaltung
Die Ausschaltung der Landstände 1668 erfordert eine Neuordnung der landesfürstlichen
Zentralverwaltung. Der letzte Landtag für die
Markgrafschaft Hochberg findet in Emmendingen statt. Er befaßt sich mit
den wichtigsten Problemen: Wiederaufbau der Wohnsiedlungen, Erhebung
zusätzlicher Steuern und der Frage, wie der Gefahr durch umherstreifende
Banden begegnet werden könne. Die Bevölkerung wird zur Wachsamkeit und
zur
Wehrbereitschaft aufgerufen.
|
|
|
|
|
>> zum Seitenanfang
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Der "Sonnenkönig" Ludwig-XIV, "L'etat c'est moi" (der Staat,
das bin ich) lautet das Leitwort seiner Regierung, ein
Gottesgnadentum, welches dem Volk keinerlei Rechenschaft
schuldig war.
|
|
|
|
|
|
Ludwig-XIV als
überragende
Herrschergestalt in einem
aufwendig drapierten,
schweren
und mit der Lilie der
Bourbonen
durchwirkten
Königsmantel - eine
Inszenierung
absolutistischen
Königtums.
|
|
1672 – 1679, Im „Holländischen Krieg"
Mit dem Ziel einer Hegemonie über Europa und einer Erweiterung des
französischen Herrschaftsraum im Norden (auf Kosten Hollands) entfacht
der französische König Ludwig XIV den „Holländischen Krieg". Obwohl zu
diesem Zeitpunkt keine direkte Kriegsgefahr für die Markgrafschaft
besteht, läßt Markgraf Friedrich VI. in sämtlichen Orten der oberen
Markgrafschaften (zu denen Hachberg gehört), alle wehrtauglichen Männer
mustern. Unterhalb der Hochburg findet an drei Tagen im Juli 1672
der
Aufmarsch des militärischen Aufgebots von 750 gemusterten Männern statt,
welches jedoch nicht zum Einsatz kommt.
1675 – 1677, Französische Truppen im Breisgau
Die Markgrafschaft und ihre Bewohner werden durch den Einmarsch
französischer Truppen in den Breisgau wieder stark in Mitleidenschaft
gezogen.
Die Truppen zerstören 1675 die Burg Lichteneck, 1676 die Stadt Emmendingen
und das Kloster Wonnental bei Kenzingen. Im November 1677 wird die Stadt
Freiburg belagert und besetzt.
Freiburg wird vom
General Vauban zur Festung ausgebaut.
Viele Denzlinger
fliehen erneut und suchen Schutz in der Schweiz.
|
|
|
|
|
>> zum Seitenanfang
|
|
|
|
|
1678, Gefecht rund um den Kirchturm zwischen Franzosen und
Kaiserlichen
Die Plattform der Georgskirche bietet hervorragende
Beobachtungsmöglichkeiten und macht den Turm zu einem strategisch
interessanten Objekt - vermutlich der Grund für ein Gefecht rund um den Kirchturm im
Juni 1678 zwischen Franzosen und Kaiserlichen (der antifranzösiche Allianz
unter Führung Österreich), bei dem die Kaiserlichen Sieger
bleiben. Ein Hinweis, dass der Turm zeitweise von Franzosen besetzt war,
befindet sich an der Wand des Erkers. Dort hat sich ein französischer
Soldat mit dem Schriftzug „Lesperance" und der Jahreszahl "1677" im
Sandstein verewigt.
Ein weiteres Zeugnis für die französische Besetzung des Turmes ist die
Antwort der Denzlinger, auf das Angebot des Markgrafen von 1678 , einen
neuen Pfarrer einzusetzen:
[1.2] "..
dass dies wegen der in dem Kirchturm daselbst seyenden französischen
Wacht und der Evakuierung der vebliebenen Rest-Gemeinde zur Hochburg
nicht nötig sei." und
weiter wird berichtet,
".. dass die Gemeinde vor dißmal nur in 4 Untertanen sampt dem Vogt an
allhiesigem Schloßberg (Hochburg) bestehe, während die übrigen hin und
wieder zerstreuet seyen."
|
|
|
|
Kirchturm der Georgskirche
|
|
1678, Friedensschluss von Nimwegen
Im Friedensschluss von Nimwegen werden Freiburg und Breisach Frankreich
zugesprochen.
1680, Ausührliche Bann und Grenzbeschreibung
Aus dem Jahr 1680 ist die älteste bekannte Bannbeschreibung unseres
Ortes, die „Bann- und Grenzbeschreibung des Hochberger Landes"
überliefert. Sie beginnt und endet
[1.6] "..
an einem Grenzsten
in
der Kohlgruben auf dem Steckenhoffer Feld und führt über das Sexauer
Geländ, die Wagmatten zu Beginn des Suggenthals am Einbollen, von dort
über diesen zu Martin Schwanders Hofgut im Glotterthal über den
Reiserhaag bis zum Pfaffenreyn, da ein Stein stehet, welcher
Glohderthal, Fohrenthal und Dentzlingen scheidet. "
Von besonderem Interesse ist die Beschreibung des weiteren Grenzverlaufs
über den Flissert, an Heuweiler vorbei bis zum Taubenbach, weil diese
lange Zeit zwischen Heuweiler und Denzlingen umstritten war. Nach der
Schilderung der Grenze über den Einbollen bis zur Talsohle im Glottertal
fährt die Beschreibung fort:
"Von da ziehet er sich der Wasserseige (=Rinne für
Bergbau-Grubenwasser)
nach, neben dem Föhrenthal durch den den Flißart, so ein Hoher Wald, der
unserm Grohß Herzog. jährl. mit 20 Mut Roggen verzinset wirth, biß auf
das Eck, alwo ein Lochbaum mit 4 Lochen steht, so Föhrenthal, WiIdthal,
Heyweiller und Dentzlingen scheidet. Von diesem Lochbaum ströckt sich
derselbe wieder durch den Flißart der Wasserseige nach, durch das Feld
bis auf den Ertz-Grahben. Und diesen Grahben und dem Haag nach neben dem
Heyweiller Bann, biß an das Lützenthaler Hoffguth, so der Commenthur zu
Freyburg gehörig. Von da gehet er neben diesem Guth biß auf den
Gundelfinnger Bann an dem Taubenbach."
[1.6]
Dieser letzte
Abschnitt war es, der zeitweise zu heftigen Streitigkeiten zwischen den
Bürgern von Heuweiler und Denzlingen führte, bis 1792 eine endgültige
Festlegung zwischen Österreich und der Markgrafschaft erfolgte. Die
Beschreibung fährt fort: "Dem
Taubenbach, den Bannsteinen nach durch das Feld bis auf den Graben, bis
in Bentz (=Bentzenbühl) ein Stein stehet, von dort den Steinen nach bis
an das Dörmendinger Wäldle, neben der Teninger Allmend, dem Nonnenholz
und Wasserer Gut, wo sich der Kreis der Beschreibung wieder schließt."
Die Beschreibung dokumentiert auch die Gesamtgröße
der Denzlinger Acker-, Weiden- und Rebflächen.
[1.6]
Das Ackerfeld
beträgt 520 Juchert, die Matten werden mit 200 Juchert und die Reben mit
50 Juchert angegeben. Der Begriff , Juchert" hängt zusammen mit dem Wort
,Joch" und bezeichnete ursprünglich die Größe eines Landstücks, das ein
Ochsengespann an einem Tag umpflügen kann; ein badischer Juchert
entspricht 36 Ar.
Weiter
werden die vier Walddistrikte
"Nonnenholz",
"Heidach", "Einbollen" und "Flißert" genannt.
Zum Flißert
heißt es
wörtlich
[1.6]
"Im Flißert haben das Haus Oestreich die Jagens Gerechtigkeit, weillen
sie aber ziemlich hoch und bergicht, sint sie nicht echt zu schätzen. In
diesen Wäldern haben sie Macht, sich zu beholtzen und des Eckerichs zu
bedienen".
|
|
|
|
Bann und Grenzbeschreibung von
1680
|
|
Über die Trotten (Obst- und Weinpressen) erfahren wir:
[1.6]
"In dem Flecken Dentzlingen hath das
Stift Waldkirch neben Gnädl. Herrschaft die Trotten allda zu erhalten,
an welchen Kosten gedachtes Stift 2 Theile und Gnädl. Herrschaft einen
Theil zu leisthen. Anietzo ist selbiges ganß ruinirt und abgebrochen. So
hat gedachtes Stift auch ein Hofguth alda, der Zehnt Hof genant, welchen
die Gemeind anietzo lehensweß von dem Stift in Händen, und gibt
demselben jährlich vor das Guth und gantzen Heyzehnden 40 Mut Rogen".
Zur Leibeigenschaft, zu den Frondiensten und zum Umgeld (finanzielle
Umlage) heißt es:
[1.6]"Die
Dentzlinger sint Leibeigen, verbunden zu jagen, hagen und insgemeyn alle
benöthigte Frondienste zu thun. Das Umgeld der Maaßpfennig ist zu
Dentzlingen gleich andern Orten dieser Margrafschaft Hochberg mehr
ordinair (gewöhnlich)."
1681 (17. 10.)
Ludwig XIV. in Freiburg
[1.2]
Ludwig XIV. besucht mit großem Gefolge die Stadt
Freiburg.
|
|
|
|
|
>> zum Seitenanfang
|
|
|
|
|
1682 (15.07.)
Pfarrer Kirchhoff drängt auf den Aufbau
und wegen der volckreichen gemeindt
gleichzeitigen auf Vergrößerung der Kirche. Auch
das Pfarrhaus sollte wieder aufgebaut werden. Der Pfarrer wohnt zur Zeit
in Sexau. [GLA Karlsruhe. 229/17774]
1688 – 1697,
"Pfälzischer Erbfolgekrieg"
Die französische Expansionspolitik führt von 1688 an erneut zu
militärischen Auseinandersetzungen mit Österreich und dessen
Verbündeten. Auslöser sind (unberechtigte) Forderungen Frankreichs, die
der französische König Ludwig XIV. 1685 nach dem Tod des Kurfürsten Karl
II von der Pfalz, eines Bruders seiner Schwägerin Elisabeth Charlotte
(Liselotte von der Pfalz, 1652 - 1722), erhebt. Diese war mit Herzog
Philipp I. von Orleans, einem Bruder des französischen Königs,
verheiratet. Um diesen Anspruch durchzusetzen, besetzt Frankreich die
Pfalz und das linksrheinische Gebiet.
|
|
|
|
Hochburg um die Zeit des
Dreißigjährigen
Krieges
|
|
Die badischen Markgrafschaften
werden wieder besonders hart getroffen, obwohl sie im Grunde unbeteiligt
sind. Diesmal werden die Wehranlagen auf der rechten Rheinseite durch die
französischen Truppen systematisch zerstört. Auch die Hochburg wird 1688
von französischen Truppen besetzt und die restlichen Festungswerke
gesprengt, obwohl man deren äußeren Werke bereits 1681 freiwillig
zerstört hatte, um einem Angriff vorzubeugen.
1688 bis 1692, Kontributionsforderungen der Franzosen
In den Jahren 1688 bis 1692 hat Denzlingen wieder unter
Kontributionsforderungen der Franzosen zu leiden.
[1.6]
In den Kriegskosten
und Kontributions-Rechnungen von 1688 bis 1692 ist belegt, dass Vogt
(Hanß Georg Nübling), Stabhalter (Beat Scherberger) und Heimburger (Hanß
Jacob Steinhäußler) in diesen Jahren die fast unglaubliche Summe von
2.824 Gulden an Kriegskosten und Kontributionen an die französischen
Truppen zahlen mussten.
Im gleichen Jahr flüchtet Markgraf Friedrich VII. 1688 mit seiner
Familie und dem Hofstaat nach Basel.
1689
Die Stadtmauer von Emmendingen wird geschleift. Am 15. Juli 1689
erhalten die Denzlinger ebenso wie die anderen markgräflichen
Ortschaften den Befehl, den gesamten Ernteertrag nach Freiburg
abzuführen.
[1.2]
Nachdem die Hochburg
bereits 1684 durch einen Brand in Mitleidenschaft gezogen worden war,
wird sie am 12. 10. 1688 von den Franzosen besetzt und am 17.2. 1689
gesprengt.
|
|
|
|
Ruine Hochburg heute
|
|
1691, Georgskirche brennt nieder
In Denzlingen brennt die Georgskrche nieder. Die für den Turm, den Chor
und das Pfarrhaus baupflichtigen Chorherren (Margarethenstift in
Waldkirch) wollen den Denzlinger Vogt Hanß Georg Nübling dafür
verantwortlich machen, möglicherweise um Kosten abzuwälzen. Möglich ist
aber auch, daß die Kirche in Brand gesetzt wurde, weil der Vogt nicht
allen Kontributionsforderungen pünktlich nachgekommen ist. [GLA
Karlsruhe.
229/17774]
1692 und 1694
Für die französische Kavallerie in Breisach und Burkheim haben die
Denzlinger zwischen 1692 und 1694 mehrmals beträchtliche Mengen Futter liefern
müssen - aber nicht nur das:
[1.6]
Einzelne Bürger trifft es besonders hart, "wenn
dem seyn Roß von den Franzosen genommen, oder der Beck, solcher
für die Franzosen Brodt backen mußte".
Von der Gemeindekasse war kein Ersatz zu verlangen, denn diese war
ziemlich leer; in der Gemeinderechnung ist aufgeführt:
"An Contribution und Hebegeldt ist
dißes Jahr zu underschidlichen Mahlen bezahlt worden 78 fl 13 Batzen".
1697, Frieden von Rijswijk
Freiburg und Breisach fallen mit dem Frieden von Rijswijk wieder an das
Reich. Das Elsass und Straßburg werden endgültig französisch.
Nach den Kriegen, am Ende des Jahrhunderts fehlt es den Untertanen an
Mitteln für den Wiederaufbau ihrer Existenzen und damit auch der
Herrschaft an Steuereinnahmen. So wird jede sich bietende Gelegenheit
wahrgenommen, um zu den notwendigen Einnahmen zu kommen. Beispielsweise
müssen in jener Zeit die durch Denzlingen fahrenden Wagen und Personen
aus den österreichischen Nachbarorten Wegegeld und Zoll bezahlen. Die
Tarife betragen im Jahre 1696
- für einen geladenen Wagen 16 Pfennige,
- für einen leeren
Wagen 8 Pfennige,
- für ein Stück Vieh 3 Pfennige
- und für eine Person, die
eine Last trägt, 1 Pfennig.
|
|
|
|
|
>> zum Seitenanfang
|
|
|
|
|