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Ortsgeschichte / Denzlingen im 18. Jahrhundert / Zeittafel
Quellen:
>> siehe Veröffentlichungen
Aus den
Quellen übernommene Texte sind in blauer Schrift hervorgehoben
[1.2] "Denzlingen, eine alemannische Siedlung im Breisgau", 1984
[1.6]
„Denzlingen"
Ortschronik, Band 2: Vom Dreißigjährigen Krieg bis zum Ende des zweiten
Weltkrieges, 2010
weitere Quellen:
[GLA Karlsruhe, 229/17774 u. 229/17774a]
[GLA Karlsruhe. 115, Visitations-Protokolle 1558-1808]
[GA-DE. 1B-297, Gemeinderechnung 1741]
[GA-DE. 1B-309, Gemeinderechnung 1755]
[Raupp, Otto. Nachlaß Transkript. GLA Karlsruhe. 229/17781]
[GLA Karlsruhe. 229/17781]
[GLA Karlsruhe. 229/ 17760]
Diese Seite
dokumentiert Ereignisse in Form einer Zeittafel. Eine wesentlich
ausführlichere Darstellung des Jahrhunderts mit Bildern finden Sie
>> hier
Das
18. Jahrhundert ist geprägt von großen
politischen und militärischen Auseinandersetzungen um die Vorherrschaft
in Europa zwischen den Großmächte
Frankreich, Österreich, Preußen und Russland. Auch Denzlingen ist durch seine Nähe zu Freiburg und
aufgrund seiner Lage an zwei strategisch wichtigen Landstraßen oft direkt
betroffen und bekommt dies allzu oft und in großem Ausmaß zu spüren. Truppendurchmärsche,
Einquartierungen, Plünderungen und Kontributionszahlungen führen zur
Verarmung der Gemeinde.
Wie sein Vorbild Ludwig XIV herrscht auch der Markgraf absolutistisch -
alles ist auf seine Herrschaft ausgerichtet und von ihr bestimmt. Er und seine Regierung befehlen und
nachgeordnete Verwaltungsstrukturen, wie das
Oberamt Emmendingen (als untere Verwaltungsbehörde), haben für die
Ausführung der Befehle zu sorgen und deren Umsetzung zu überwachen. "Vögte" und
"Stabhalter" sind in den Gemeinden als "Ortsvorgesetzte" eingesetzt und
sind als verlängerter Arm der Obrigkeit für die Ordnung in der Gemeinde und die fristgerechte
Ablieferung der Abgaben verantwortlich. Ohne Genehmigung des Oberamtes (bzw. des Markgrafen)
darf nichts verändert und auch nichts neu geschaffen
werden. Ihre Befehle sind Gesetz und müssen ausgeführt werden.
Gegen Ende des
Jahrhunderts wird die französische Revolution
zum folgenreichsten Ereignis dieses
Jahrhunderts und bringt große politische und gesellschaftliche Veränderungen
mit sich. Dennoch hat dieses Jahrhundert aber auch Jahre, in denen die Denzlinger ihre Felder in Ruhe
bestellen können und sich ein bescheidener Wohlstand aufbauen läßt.
Die Markgrafschaft
lebt noch fast ausschliesslich von der Landwirtschaft. [1.6]
Wohl und Wehe der Menschen hing in diesem Jahrhundert noch sehr stark von den
Ernteerträgen ab. Fiel die Ernte gut aus, waren Scheune und Keller
gefüllt, dann ging es den Menschen relativ gut. Waren die
Witterungsverhältnisse ungünstig, oder zerstörten Unwetter die Ernten -
es wird von Stürmen, Hochwassern, extremen Schneefällen und Hagel
berichtet - gab es Hunger und Not. Eine immer stärker um sich greifende
Armut in der Bevölkerung führte zur ersten großen Auswanderungswelle.
1701- 1714, Spanischen Erbfolgekrieg
Kaiser Leopold von Österreich und König Ludwig XIV. von Frankreich
hatten für den vakanten spanischen Thron jeweils einen eigenen Anwärter
präsentiert. Die darauf folgenden militärischen Auseinandersetzungen
bringen dem Oberrheinland, besonders den badischen Markgrafschaften,
Plünderungen, Brandschatzungen und Verheerung.
1703, Freiburg und Breisach besetzt
Freiburg und Breisach werden von französischen Truppen besetzt. Freiburg wird nur vorübergehend von den Besatzern aufgegeben, aber 1713
erneut erobert.
1709, Huldigung des Markgrafen Karl III. Wilhelm
Nach dem Tod von
Markgraf Friedrich VII Magnus tritt sein Sohn Karl
III. Wilhelm (1709-1738) die Herrschaft an. Alle männlichen
Untertanen müssen den sogenannten "Huldigungseid" leisten. Der
Huldigungseid ist eine zu
dieser Zeit übliche Zeremonie, zu der Namenverzeichnisse aller
Huldigungspflichtigen nach Ortschaften geordnet angelegt werden, um die
Eidleistung überprüfen zu können. Für die Regierungsübernahme von 1709
ist die vollständige Namenliste aller Huldigungspflichtigen Denzlinger
erhalten geblieben.
1711
An der Georgskirche Kirche werden Reparaturarbeiten durchgeführt. Das
Oberamt Emmendingen beklagt wieder die Tatenlosigkeit des für Turm und
Chor baupflichtigen Waldkircher Stiftes.
[GLA Karlsruhe, 229/17774 u. 229/17774a]
1713, Denzlingen Hauptquartier der französischen Armee
Freiburg wird
1713 durch französische Truppen unter dem Befehl von
Herzog Louis-Hector de Villars eingeschlossen und belagert. Denzlingen
dient dabei als Aufmarschgebiet und Sitz des französischen
Hauptquartiers. Von Denzlingen aus wird die Angriffslinie
an der Nordfront aufgebaut, der Turm der Georgskirche wird erneut zum Beobachtungsposten
und der Kirchenraum der Michaelskirche zum Quartier der Soldaten. Die Kriegshandlungen
enden erst mit der Übergabe der Stadt Freiburg an die Franzosen am 1.
November. Nach dem Abzug der französischen Truppen im Jahr 1715 muss das
Kircheninnere der Georgskirche in Denzlingen renoviert werden.
1713 – 1714, Ende des Spanischen Erbfolgekriegs
Mit dem Friedensschluss von Utrecht 1713 und Rastatt 1714 wird die
Auseinandersetzung im Spanischen Erbfolgekrieg beendet.
1714, Erlass einer Mühlenordnung
Markgraf Karl III. Wilhelm von Baden-Durlach erläßt eine Mühlenordnung.
1715, Gründung der Stadt Karlsruhe
Markgraf Karl III. Wilhelm von Baden-Durlach (1709-1738) gründet die
Stadt Karlsruhe.
1715 (05.09.)
Wiederherstellung der oberen Kirche, so
bei Belagerung Freiburg’s im Langhaus ruiniert worden.
Nach dem Abzug der französischen Truppen im Jahr 1715 muss das
Kircheninnere der Georgskirche renoviert werden. Die Kosten für eine
neue Empore, neue Kirchenbänke und einen neuen Taufstein belaufen sich
auf 148 Gulden und 50 Kreuzer.
Es wurden größere Mengen an Baumaterialien (Steine, Holzbalken, Ziegel,
Fenster, Türen etc.) laut Rechnungen und Accord (Vereinbarung) an der
Kirche verarbeitet und eingebaut.
[GLA Karlsruhe. 229/17774]
1718/ 1719
Visitations-Protokoll. Wir erfahren einige wichtige Dinge zur oberen
Kirche. Es gibt eine Turmuhr, eine 2 Ztr. Glocke, jedoch keine Orgel.
[GLA Karlsruhe. 115, Visitations-Protokolle
1558-1808]
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Kontakt
>>
siehe Vorstand
Karten und Ortspläne
>> Aktueller Ortsplan (pdf)
>> Denzlingen 1873
>> Dorfplan 1752
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1728 „Gauss-Haus“, ein Fachwerkhaus aus dem Jahr 1728
Das Fachwerkhaus (heute Hauptstraße 78) wird im Jahr 1728 von Hans
Lupberger und seiner Ehefrau Eva Bischof erbaut. Nach Größe und Lage des
Areals, in der Nähe der Michaelskirche (Storchenturm) und der ehemaligen
Gemeindestube im alten Dorfzentrum und dem kürzlich wiederentdeckten
Tiefbrunnen handelt es sich vermutlich um ein ehemaligen altes Hofgut.
Die Besitzer nach dem Dreißigjährigen Krieg sind sicher auszumachen und
gehören zu den wirtschaftlich und politisch einflußreichen Familien im
Ort.
1733 Kaiserliche Offiziere in der Georgskirche beigesetzt
Zum Jahr 1733 finden sich zwei Einträge im Totenbuch der
Denzlinger Pfarrei über zwei Bestattungen in der Georgskirche: am 17.
März wird der Offizier Herr Dominici Siegmund Christoph von Münch in der
Kirche begraben. Wenige Tage später,
am 8. April, wird sein Vater Heinrich Peter von Münch ebenfalls
in der Georgskirche neben dem Sohn beigesetzt. Wie es dazu kam, dass
diese beiden Soldaten in der Denzlinger Kirche beigesetzt wurden, ist
nicht bekannt. Bei der Renovierung der Kirche 1959 - 1961 hat man die
beiden Gräber unter dem Chor entdeckt.
1733, Kirchenglocken begehrte Objekte für durchziehende Soldaten
Neues Leid über den Ort bringen Soldaten, die
durch den Ort ziehen und alles mitnehmen, was sie in die Hände bekommen. Begehrte Objekte sind
Kirchenglocken, da sie für militärische Zwecke eingeschmolzen werden
können.
1734, Kirchenglocken in Sicherheit gebracht
Die Glocken werden vorsichtshalber vom Turm entfernt und bei Emmendingen
versteckt.
1740 – 1745, Einquartierungen und Kontributionen für das Militär
Zwischen 1740 und 1745 werden die Denzlinger wieder mit Einquartierungen
und Kontributionen für das Militär geplagt. Im August 1740 übernachten
400 österreichische Rekruten in Denzlingen.
1741
In diesem Jahr wurde eine neue Orgel in der Georgskirche Kirche
aufgebaut.
[GA-DE. 1B-297, Gemeinderechnung 1741]
1742, Frondienste für die österreichische Armee beim Brückenbau
Denzlinger Bürger leisten Frondienste für die österreichische Armee beim
Brückenbau über den Rhein bei Breisach. Die Verpflegung für Mensch und
Vieh muß die Gemeindekasse tragen. Von Zeit zu Zeit reiten Vogt Hanny
und Stabhalter Stühlinger nach Breisach, um das nötige Geld zur
Verpflegung der dort arbeitenden Denzlinger zu überbringen.
1743, Panduren-Obrist von der Trenck im Ort
Im Frühjahr rückt der Panduren-Obrist von der Trenck mit seinem Kommando
in Denzlingen ein, setzt hier einen Rasttag an und
verlangt nach Fleisch, Brot, Wein und Verpflegung.
1744 – 1745, 15.000 Soldaten mit Pferden kampieren im Ort
Die Franzosen schleifen Freiburgs Festungen. Breisach wird 1745 erobert und geschleift. Rund
15.000 Soldaten mit ihren Pferden, die alle von den Denzlingern
mitverpflegt werden mussten, kampieren während dieser Zeit im Ort und
auf den umliegenden Feldern. Die Soldaten nehmen in den Häusern,
Ställen, Scheunen und auf den Feldern mit, was sie vorfinden. Aus Not
und großem Leid versuchen die Einwohner, ihre Vorräte an sichere Orte zu
retten.
Mitunter stellt ein Kommandeur dem Ortsvorgesetzten ein Ultimatum,
entweder müsse genügend Essen und Getränke beschafft werden, oder der Ort
werde in Brand gesteckt.
1751 (16.03.)
Der Denzlinger Pfarrer Sonntag berichtet an die Domänenverwaltung in
Obernimburg über erhebliche Sturmschäden an Kirche. Die oben auf dem
Kranz stehende Leiter aufgehoben und herunter auf den Kirchhof geworfen.
[Raupp, Otto. Nachlaß Transkript. GLA Karlsruhe. 229/17781]
1752 (13.10.)
Bericht der Markgr. Geistl. Verwaltung Nimburg nach Karlsruhe. Die
Schäden am Dachstuhl werden als irreparabel bezeichet.
[Raupp, Otto. Nachlaß Transkript. GLA Karlsruhe.
229/17781]
1752, Ein französischer "Geometer" zu Gast
Um eine Beschreibung des Dorfbannes anzufertigen, kommt der französische
„Geometer" (Vermessungsingenieur) Claude Salmon mit seinem Sohn im
Auftrag des Markgrafen in den Ort. In monatlanger Arbeit werden
sämtliche Grundstücke vermessen, die jeweiligen Eigentümer notiert und
in „Cantons-Plänen" dokumentiert. Anfangs sind Vater und Sohn im
Gasthaus „Birke" untergebracht. Doch die Kosten für die Unterbringung
werden der Gemeinde zu hoch. Das Oberamt Emmendingen stellt jedoch klar,
dass die Gemeinde dafür aufkommen müsse. Daraufhin verlegt der Vogt den
Geometer und dessen Sohn in die Gemeindestube.
Salmons Karten und Beschreibungen sind orts- und
familiengeschichtlich ein sehr wertvolles Dokument. Dank dieser Dokumente
ist uns heute die Lage, Größe und Besitzer von jedem Ackerfeld,
jeder Wiese und von allen Reb- und Waldstücken um die Mitte des 18.
Jahrhunderts bekannt. Sämtliche Häuser und Gärten im
Ortsetter sind ebenfalls aufgenommen worden.
1754
Aufgrund eines Gerüchtes
besucht Michel Haiz,
der St. Petrische Hausmeister im Hof zu Freiburg,
die St.-Severins-Ruine und beschreibt die Reliefplatte in der Mitte des
Kirchleins als „Grabstein" des Bischofs St. Severin.
1755
In diesem Jahr wurde von Glockengießer Bossier aus Colmar in Denzlingen
an Ort und Stelle zu den beiden vorhandenen Glocken der Georgskirche
eine neue Glocke gegossen.
[GA-DE. 1B-309, Gemeinderechnung 1755]
1756 (07.04.)
Einwohnerliste
Für die Georgskirche wird ein Neubau geplant, weil sie baufällig und zu
klein geworden ist. Zur Festlegung der Gebäudegröße soll die Zahl der
Einwohner bzw. die der Kirchenbesucher im Ort ermittelt und alle
Haushalte mit ihrer Personenzahl aufgenommen werden.
Im Streit um die
Erweiterung der oberen Kirche wird die Einwohnerzahl von Vogt Hans
Scheidecker an das Oberamt in Emmendingen gemeldet. 156 Männer, 170
Frauen, 139 Söhne, 154 Töchter, 63 Kinder, 28 Mägde. Gesamt 710
Einwohner.
[Raupp, Otto. Nachlaß Transkript. GLA Karlsruhe. 229/17781]
1756 (13.05.)
Der Markgraf erteilt
die neue Baugenehmigung für die
Georgskirche
an das Oberamt, Specialat und Geistl. Verwaltung.
[GLA Karlsruhe. 229/17781]
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1760, Waldstück „Nonnenhölzle" per Gerichtsurteil aberkannt
Der Gemeinde Denzlingen wird das auf ihrer Gemarkung liegende Waldstück
„Nonnenhölzle" (im Unteren Wald) per Gerichtsurteil aberkannt.
Dies hat
1789 weitere Auseinandersetzungen zur Folge.
1762, (13.06.)
Denzlinger Feuerwehr erste Erwähnung
In einem Denzlinger
Protokollbuch von 1758 - 1771 belegt ein Eintrag, dass es in Denzlingen
bereits 1762 eine organisierte Feuerwehr gab.
1771, Beide Badische Markgrafschaften wieder vereint
Nachdem die Ehe des Markgrafen August Georg von Baden-Baden kinderlos
geblieben ist und sich abzeichnet, dass die bernhardinische Linie im
Mannesstamm aussterben wird, handeln die seit 1515 getrennten badischen
Linien (Baden-Baden und Baden-Durlach) einen Erbvertrag aus, der nach
dem Tod des Baden-Badischen Markgrafen die Wiedervereinigung der beiden
badischen Länder vorsieht. Als Markgraf August Georg von Baden-Baden am
21.10.1771 stirbt, werden beide badischen Markgrafschaften nach 256
Jahren unter Markgraf Karl Friedrich von Baden-Durlach wieder vereint.
Wegen der unterschiedlichen Konfessionen - Baden-Baden war katholisch,
Baden-Durlach evangelisch - und großer Schulden von Baden-Baden, berührt
dieses Ereignis indirekt auch Denzlingen. Dem toleranten und
reformfreudigen Markgrafen Karl Friedrich gelingt es jedoch, die neuen
katholischen Untertanen zu integrieren und die Finanzen in Ordnung zu
bringen. Die vereinigte Markgrafschaft wird ein mittelgroßes, aber immer
noch stark zersplittertes Territorium.
1740 – 1799, Jahreszahlen über den Kellereingängen
Es gab
immer wieder Zeiträume in denen es den Denzlingern gut ging - Jahre, in
denen sie nicht von Durchmärschen, Einquartierungen und Kontributionen
geplagt waren und in Hoffnung auf bessere Zeiten ihre Anwesen
vergrößerten. Die Jahreszahlen über zahlreichen Kellereingängen könnten
aus solchen Jahren sein.
1772,
Mit diesem Jahr beginnen die Aufzeichnungen des Denzlinger
Gerichtsschreibers (1818) und späteren Vogtes (1830) Christian Rappold
[1.2]
über die
merkwirdigen Sachen, wo sich ... in unserm Dorf Denzlingen zugetragen
haben.
1773 Amtmann Johann Georg Schlosser in Denzlingen
Bei der Kirchenvisitation 1773 beklagt sich Pfarrer Johann Ludwig
Rebstock aus Denzlingen, dass die Bewohner des Unterdorfes oft zu spät
zum Gottesdienst kommen, weil sie durch die vielen Bäume an der
Dorfstraße und den neuen Anbau an der Gemeindestube das Glockengeläute
nicht mehr hören könnten. Der Vorschlag, den Turm der Georgskirche um ein
Stockwerk zu erhöhen und die Fenster in der Glockenstube zu vergrößern,
wird vom baupflichtigen Waldkircher St. Margarethenstift als zu teuer
abgelehnt. Es wird ein Ortstermin am 20. Juni 1776 vereinbart, der
jedoch zum Schluss kommt, dass kein zusätzliches "Göcklein" auf die
Gemeindestube aufgesetzt werden muss.
1763, Befehlsbuch für Langen Dentzlingen de Anno 1763
Befehle und Anordnungen des
Oberamtes in Emmendingen wurden durch Eintrag in ein Befehlsbuch in schriftlicher Form an die Ortsvorgesetzten
weitergegeben. Ein
"solches Befehl Buch für Langen Dentzlingen de Anno 1763"
ist überliefert.
1776 (20.06.)
Aufgrund der Beschwerde des Pfarrers Rebstock (Visitation 1773) haben
Hofrat Schlosser von Emmendingen, Vertreter des St. Margarethenstifts
Waldkirch und Vogt Nübling geprüft, ob das Läuten im Unterdorf gehört
werden kann.
[GLA Karlsruhe. 229/ 17760]
1783, Abschaffung der Leibeigenschaft
Markgraf
Karl Friedrich von Baden hebt die Leibeigenschaft auf. Damit tritt auch
in den landesherrlichen Dörfern die staatsrechtliche Stellung
gleichgeordneter Bürger an die Stelle lehensherrlicher Untertänigkeit. Die
Abschaffung der Leibeigenschaft ist von besonderer Bedeutung für die
Markgrafschaft, denn sie ist ein erster Schritt hin zur Emanzipation der Untertanen. Der Erlass des Markgrafen Carl Friedrich
von Gottes Gnaden Marggrav zu Baden und Hochberg
vom 23. Juli 1783 bringt zwar noch nicht die völlige Freiheit, bewirkt
aber doch gewisse Erleichterungen bei einzelnen Abgaben.
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1789 (14. 7.)
Beginn der französischen Revolution mit dem Sturm auf die Bastille
Im Elsaß lehnen sich im Juli 1789 am ganzen Rhein entlang die Bauern und
Bürger gegen die Obrigkeit auf. In der ersten Augustwoche 1789 rebelliert die Garnison
in Straßburg und befreit die Gefangenen.
Dann greifen die
Unruhen auch auf die rechte Rheinseite über.
In Endingen a. K wird mit einem Anschlag an der St. Peterskirche zum
Aufstand und Widerstand gegen Anordnungen aufgerufen. In der Ortenau
brechen an mehreren Orten Unruhen aus. Die vorderösterreichische
Regierung in Freiburg berichtete nach Wien, dass der Samen der Unruhe
auch schon in den Herrschaften St. Peter, St. Märgen ... zu fassen
beginnt. Diese Vorgänge zeigen, dass die Ereignisse in Frankreich auch
diesseits des Rheins Auswirkungen haben.
Trotz sofortigen
Gegenmaßnahmen des Markgrafen kommt es zu Aktionen in der Bevölkerung, vor
allem gegen die Klöster Ettenheimmünster, Schuttern usw.. Auch in
Denzlingen kommt es zu Unruhen.
Es gibt viele Hinweise, dass es im Dorf soziale Probleme gab und es für
einen größeren Protest nur eines Auslösers bedurfte. Die
Ideen der Französischen Revolution – mit dem Wunsch nach Freiheit und
dem Bestreben, ungerechtfertigte Unterdrückung abzuschütteln - dürften
auch in der
Markgrafschaft und in Denzlingen rasch Verbreitung gefunden haben.
1789, Erlass, der das Waldstück "Nonnenhölzle" endgültig der
Almendgenossenschaft Teningen, Nimburg, Bottingen, Wasser zuspricht,
erzeugt Unruhen in Denzlingen
1760 wird der Gemeinde Denzlingen das Waldstück „Nonnenhölzle" per
Gerichtsurteil aberkannt und im August 1789 per Erlass endgültig der
Almendgenossenschaft Teningen, Nimburg, Bottingen, Wasser zugesprochen.
Noch im selben Jahr 1789 läßt das Oberamt Emmendingen neue Grenzsteine
setzen.
Mit Bekanntwerden des Gerichtsurteils gibt es am 29. August 1789 in
Denzlingen tumultartige Unruhen. Ein Denzlinger wird nach Protesten
verhaftet und in Emmendingen in den Turm gesperrt. In Karlsruhe hat
man die Befürchtung, dass die Denzlinger Unruhen durch die Ereignisse in
Frankreich beeinflußt sind und die Denzlinger ermutigt hat, sich im
August 1789 wegen der Wegnahme des Waldstückes gegen ihre Herrschaft
aufzulehnen. Deshalb wird mit aller Schärfe gegen die Rädelsführer
vorgegangen.
Unklar ist, ob die Wegnahme des „Nonnenhölzle" der alleinige Grund für
die Unruhen war oder ob noch andere Gründe mitspielten. In den
Verhörprotokollen werden noch verschiedene andere Gründe angeführt - wie
die 1777 von Oberamtmann Schlosser durchgesetzte Änderung der
Fronleistungen (die Geldzahlung anstelle von Fronarbeiten vorsah), sowie
die grundsätzliche Missachtung der „alten Rechte" (um dieses Waldstück
führte die Gemeinde mit der Forstmeisterei Hochberg einen
jahrzehntelangen Prozess, nachgewiesen durch zahlreiche
Belege in den Gemeinderechungen)
1790
Gegen die wohlhabenderen Denzlinger Bauern, die den „Kuhbauern" und
Tagelöhnern die Nutzung der gemeinsamen Weidefläche verwehren, kommt es
im Dorf zu einer Revolte.
1792 Ende der Grenzstreitigkeiten mit Heuweiler durch endgültige
Regelung
Zwischen Vorderösterreich und der Markgrafschaft Baden wird eine
Regelung getroffen, die den heutigen Grenzverlauf zwischen Heuweiler und
Denzlingen im Bereich des Flissert und Taubenbaches festschreibt. Dieser
Grenzverlauf war lange Zeit zwischen den beiden Gemeinden umstritten und
ist bis zur endgültigen Regelung zwischen Vorderöstereich und der
Markgrafschaft Baden immer wieder Anlass zu handgreiflichen
Auseinandersetzungen und Streitigkeiten. Die Grenzstreitigkeiten reichen
bis in die Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg zurück und sind durch
zahlreiche Schriftzeugnisse belegt.
Die Denzlinger berufen sich auf Rechte, die von dem ehemaligen
Schweigmühlenhof des Klosters St. Trudbert stammen. Die Sache mir
dem Grenzverlauf ist – auch auf höherer politischer Ebene -
kompliziert, weil die Grenze zwischen Heuweiler und Denzlingen
nicht nur Gemarkungsgrenze, sondern zugleich auch die Landesgrenze
zwischen Baden (Denzlingen) und Vorderösterreich (Heuweiler) ist.
Am 24. September 1792 beginnen dann der Waldkircher Obervogt und der
badische Hofrat Roth mit der Steinsetzung zwischen Heuweiler und
Denzlingen. Die Steine befinden sich größtenteils noch heute an Ort und
Stelle und sind gut erhalten.
1794, Leid unter den durchziehenden Koalitionstruppen
Truppenbewegungen der Koalitionskriege bringen im letzten Jahrzehnt mit
wiederholten Einquartierungen und Kontributionszahlungen nochmals große
Not für die Menschen in Denzlingen.
1796, Leid während Besetzung und Rückzug der französischen Armee
Darüber berichtet der Denzlinger Chronist Christian Rappold.
Zwei Anweisungen vom Oberamt Emmendingen machen deutlich, welche
Auswirkungen für das öffentliche Leben die Besetzung
durch die französischen
Truppen hatten.
1796 Die Schlacht von Emmendingen — Gefecht bei Denzlingen
Die
französischen
Truppen, die unter General Moreau bei Kehl über den Rhein vorgestoßen waren,
belästigen auf ihrem Rückzug auch die Denzlinger Bevölkerung, bevor sie
von den kaiserlichen Truppen (unter
dem österreichischen Erzherzog Karl)
vertrieben werden.
In mehreren Gefechten bei Bleibach, Waldkirch, Denzlingen, Emmendingen,
Köndringen, Riegel und Malterdingen unterliegen die Franzosen und müssen
sich zurückziehen.
Bei diesen Gefechten schlägt eine französische Kanonenkugel in die
Georgskirche ein und zerört das Kirchendach und die Orgel. Daraufhin
wird in Denzlingen eine Spendenaktion durchgeführt. Die Sammlung
erbringt das für die Reparatur der Orgel notwendige Geld, sodass im Februar 1797 die Orgel vom Orgelbauer
Hettich aus Freiburg wieder aufgebaut werden kann.
1798 Steuer- und heuzehntpflichtige Ausmärker
Um die Forderungen der Militärs nach Kontributions- und
Entschädigungszahlungen erfüllen zu können, mussten sich die Bürger
Kapital beschaffen. Dies erfolgte überwiegend durch Anleihen und
Grundstücksverkäufe an die vorderösterreichischen Nachbarn. Die
Folge war, dass sich ein beträchtlicher Anteil der Gemarkungsfläche
gegen Ende des 18.
Jahrhunderts im Besitz von Auswärtigen befand. Die Gemeinde erhielt zwar Steuern und
Abgaben, den Denzlinger Bauern fehlte jedoch der Ernteertrag von diesen
Feldern, wie Gras, Heu, Kartoffeln und Getreide. Immer mehr Felder und
Wiesen gerieten auf diese Weise in ortsfremde Hände und immer weniger Ernteerträge
verblieben bei den Denzlingern.
Aus einer Aufstellung von 1798 ist zu erfahren, dass es insgesamt 54 ausländische Ausmärker gab (d.h.
Grundbesitzer), die keine markgräflichen Untertanen waren. Sie waren auf
Denzlinger Gemarkung Eigentümer von Wiesengelände, für das sie Steuern
bezahlen oder den Heuzehnt abzugeben hatten. Diese 54 Ausmärker setzten
sich aus 27 Glottertäler, 15 Heuweiler, 8 Föhrentäler und 4 Suggentäler
Bürgern zusammen.
1798 Hohe Schuldenlast zwingt die Gemeinde zum Verkauf ihrer Gemeindestube
[1.2]
Eine leere Gemeindekasse und eine hohe Schuldenlast veranlassen die
Gemeinde schliesslich, ihre Gemeindestube zu verkaufen. Die Gemeinde
verkauft die Stube behält sich aber zwei heizbare Räume darin für den Vogt und das
Gericht sowie für die
Zwölf von der Gemeind
zur Nutzung vor. Außerdem muß der Stubenwirt für die Unterbringung von
Feuerspritze, Feuereimern und Feuerleitern, der öffentlichen Waage usw.
sorgen.
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