|
|
|
|
|
|
|
Ortsgeschichte / Denzlingen im 19. Jahrhundert / Zeittafel
Quellen:
>> siehe Veröffentlichungen
Aus den
Quellen übernommene Texte sind in blauer Schrift hervorgehoben
[1.2] "Denzlingen, eine
alemannische Siedlung im Breisgau", 1984
[1.6]
„Denzlingen" Ortschronik, Band 2: Vom Dreißigjährigen Krieg bis zum Ende des zweiten
Weltkrieges, 2010
weitere Quellen:
[GA-DE. 1 A-390. Kirchen, Bau u. -Unterhaltung 1848-1942]
[GA-DE. 1B-405/1, Gemeinderechnung 1870]
[GA-DE. 1A-390, Bau und Unterhaltung der Kirche, 1848-1942]
[EPfAD. Kirchengemeinderats-Protokolle 1847-1911]
[EPfAD. Baufondsrechnung 1897/98]
Diese Seite
dokumentiert Ereignisse in Form einer Zeittafel. Eine wesentlich
ausführlichere Darstellung des Jahrhunderts mit Bildern finden Sie
>> hier
Die Auflösung des "Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation",
Napoleons
Aufstieg, seine Kriege und Schlachten und die dadurch ausgelösten territorialen Veränderungen
bringen zu Beginn des 19. Jahrhunderts gewaltige
politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungen. Trotz
aller Bemühungen der Restauration führt die Sehnsucht der Menschen nach
Freiheit und Einheit nach
der französischen Revolution und das mit der
Industrialisierung einhergehende Bestreben nach Liberalisierung der
Märkte allmählich zu demokratischer und parlamentarischer Mitbestimmung. Aus dem Flickenteppich kleiner
und kleinster Fürstentümer zu Beginn des Jahrhunderts entsteht
schliesslich das Deutsche Kaiserreich.
Die Markgrafschaft Baden
wird unter Markgraf Karl Friedrich 1803 zum Kurfürstentum und 1806
zum Großherzogtum von Napoleons Gnaden aufgewertet. Die Einbeziehung des vorderösterreichischen
Breisgaus ist von besonderer regionaler Bedeutung. Zur gleichen Zeit kommt es zur Aufhebung (Säkularisation) der
Klöster (Tennenbach, St. Peter), der Stifte (Waldkirch) und Orden
(Deutschorden Freiburg).
Als Folge dieser Ereignisse
entfällt die Landesgrenze zwischen
Denzlingen und seinen bisherigen österreichischen Nachbarn Buchholz,
Glottertal, Heuweiler, Reute und Suggental . Die teilweise heute noch
vorhandenen Grenzsteine am Einbollen und Flissert, die erst 1792 als
Markierung der Landesgrenze errichtet worden waren, zeigen danach nur
noch Ortsgrenzen in einem gemeinsamen Herrschaftsgebiet an. Die Bewohner
dieser Ortschaften können sich nun ungehindert zwischen diesen
bewegen, auch im Nachbarort arbeiten oder dort gar
niederlassen. Aus den umliegenden (ehemals österreichischen Ortschaften)
ziehen nun auch Menschen mit katholischer Konfession in den Ort. Für die alteingesessenen evangelischen Einwohner
ist dies zunächst etwas
gewöhnungsbedürftig, ist aber für die weitere Entwicklung
Denzlingens von besonderer Bedeutung.
Bahnbrechende Erfindungen wie Dampfmaschine, Verbrennungsmotor und
Elektrizität markieren den Beginn einer neuen Zeit, ebenso wie die großen Entdeckungen und Entwicklungen im
medizinischen und kulturellen Bereich.
1843 wird die
Eisenbahnstrecke Heidelberg — Karlsruhe, 1844 Karlsruhe — Offenburg und
1845 Offenburg — Freiburg eröffnet. Basel wird im Jahr 1855 an die
Strecke angebunden und Konstanz
schließlich im Jahr 1863 erreicht. Mit dem Bau der „Großherzoglichen
Eisenbahn" erhält Denzlingen eine eigene Bahnstation. Am 31. Juli 1845 hält
der erste Zug in Denzlingen.
Mit der Fertigstellung der Elztalbahn 1875 bis Waldkirch und 1901 bis
Elzach wird die Denzlinger Bahnstation zu einer Umsteigestation und zum
Umschlagplatz für Waren und Güter aller Art für die Gewerbebetriebe im
Elztal.
Als Folge dieser guten Bedingungen siedeln sich immer mehr
tabakverarbeitende Betriebe und andere Firmen in Denzlingen an. Dadurch
erhöht sich der Bedarf an Arbeitskräften und die Bevölkerungszahl steigt
rasch an. Zu Beginn des Jahrhunderts zählt Denzlingen etwa 1.000 Einwohner.
Am Ende leben 1.613 Menschen im Ort, was eine Zunahme von mehr als 60 %
bedeutet. Denzlingen entwickelt sich langsam vom rein landwirtschaftlich
geprägten Ort mit Hofbauern, Knechten und Mägden zu einer Gemeinde mit
einem aufblühenden Gewerbe und einer wachsenden Arbeiterschaft. Vereine
entstehen und führen die Menschen außerhalb der Arbeit und ihrer
Familien zusammen. Die Ideale des Liberalismus stellen die religiösen
und politischen Autoritäten zunehmend in Frage, so dass sich auch in
Denzlingen die Gemeindeverwaltung und die Kirche zeitweise bedroht sehen
und sich bemühen, die überlieferten Werte, Gesetze und die öffentliche
Ordnung in einer vom Wandel geprägten Zeit aufrecht zu halten.
1801, Friedensschlusses
zwischen Frankreich und Österreich in Luneville
Aus Anlass des Friedensschlusses werden für den 7. Juni 1801 im ganzen
Großherzogtum Friedensfeste angeordnet.
1803, Markgrafschaft Baden wird zum Kurfürstentum
Die Markgrafschaft Baden wird unter Markgraf Karl Friedrich (*1728 -
†1811)
zum Kurfürstentum von Napoleons Gnaden aufgewertet. Der Markgraf wird
zum Vasallen Napoleons.
1804, Napoleon wird Kaiser
1806,
Erfindung der Gaslaterne
1806, Markgrafschaft Baden wird
zum Großherzogtum
Baden
wird vom Kurfürstentum zum Großherzogtum aufgewertet. Umfang und Einwohnerzahl des
Großherzogtums haben sich infolge des Friedens zu Preßburg und des
Rheinverbundvertrages bis zum Tode Karl Friedrichs (1811) vervierfacht.
1806, Auflösung des "Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation"
Die Auflösung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation",
Napoleons
Aufstieg und die dadurch ausgelösten territorialen Veränderungen
lassen aus dem Flickenteppich kleiner
und kleinster Fürstentümer zu Beginn des Jahrhunderts allmählich das
Deutsche Kaiserreich entstehen.
1806, Kontributionen und Einquartierungen
Belegt durch Rechnungen der Gemeindestube, Birke und Krone.
1807, Hochzeit des Erbprinzen Karl Ludwig Friedrich von Baden
Zur Hochzeit des Erbprinzen Karl Ludwig Friedrich von Baden mit der
Adoptivtochter Napoleons I., Stephanie de Beauharnais, muß die Gemeinde
nochmals tief in die Gemeindekasse greifen: 882 Gulden müssen zu einem
Geschenk der Markgrafschaft Hochberg beigesteuert werden. Eine weitere
Feier gibt es 1808, bei der anlässlich des Friedensfestes nach dem Preußischen
Krieg eine Kirchenmusik mit Musikanten veranstaltet wird.
1808, Napoleon fordert badische Soldaten für seinen Spanienfeldzug
an.
Unter den 1.733 Infanteristen und 205 Artilleristen, die sich daraufhin
am 24. August über Kehl auf den Weg durch Frankreich nach Spanien
machen, sind auch der Denzlinger Christian Gaus, der noch im gleichen
Jahr in Spanien ums Leben kommt.
1811,
Erfindung der Konservendose
1812, Napoleon zieht
gegen Moskau
1813 (20.2), Gemeinde erwirbt die Michaelskirche (heute Storchenturm)
Mit Erlass vom 20. Februar 1813 gibt das Großherzogliche
Finanzministerium sein Einverständnis dazu.
Die ehemalige Kirche soll in ein Feuerwehrgerätehaus umgebaut werden.
Bis zu diesem Zeitpunkt waren die Feuerspritze, Feuereimer und
Gerätschaften in den gegenüberliegenden Räumlichkeiten der ehemaligen
Gemeindestube untergebracht, die 1798 verkauft worden war und seither
als Wirtshaus „Stube" diente. Die Umbaumaßnahmen bringen tiefgreifende
Veränderungen an dem Bauwerk der ehemaligen Michaelskirche mit sich, von
der seit 1756 nur noch Mauerreste und der Turm übrig waren. Sie stand
ursprünglich auf einer kleinen Anhöhe etwa 1 bis 1,5 Meter über dem
Niveau der Dorfstraße. Damit die Feuerspritze ungehindert ein- und
ausfahren konnte, wird der Boden des Kirchenraumes auf das Niveau der
Straße abgesenkt. Durch diese Veränderung und weitere Umbauarbeiten ist
vermutlich einiges an historischer Bausubstanz unwiederbringlich
verloren gegangen.
|
|
Kontakt
>>
siehe Vorstand
Karten und Ortspläne
>> Aktueller Ortsplan (pdf)
>> Denzlingen 1873
>> Dorfplan 1752
|
|
|
>> zum Seitenanfang
|
|
|
|
|
1813
Denzlingen, auch wegen seiner Ausdehnung Langendenzlingen genannt,
gehört zu dem zweiten Landamt Freyburg und zählt mit dem Stecken- und
Mauracherhof 1028 Seelen, 1 Kirche, 1 Schule, 185 Wohngebäude.
Eine Karte des Großherzoglich-Badischen Katasteramtes gibt einen
Überblick über die Gemarkung Denzlingen und die überkommenen Flurnamen
1813 (16.-19. 10.) Völkerschlacht von Leipzig.
1813 – 1814, Lazarett und Massengrab in Tennenbach
Während der Befreiungskriege ziehen viele Tausend Soldaten der
Koalitionstruppen auf ihrem Weg nach Frankreich durch den Breisgau - im
Winter 1813/14 bis zu 210.000 Soldaten. Darunter
befinden sich viele Verwundete und Kranke, für die in Freiburg und
Waldkirch Lazarette eingerichtet werden. Doch diese sind bald
überfüllt, so dass die seit der Säkularisation leer stehenden
Klostergebäude der ehemaligen Zisterzienserabtei Tennenbach als zusätzliches
Lazarett eingerichtet werden. Seit dem 12. Dezember 1813 werden dort
verwundete und kranke österreichische und bayerische Soldaten versorgt.
Viele leiden an Ruhr und Typhus. Etwa 1.500 von ihnen sollen im
ehemaligen Kloster ihren Verwundungen oder den ansteckenden Krankheiten
erlegen sein. Man bestattet sie in einem Massengrab im nahe gelegenen
Wald, wo noch heute ein Denkmal an die Toten
erinnert.
1813 – 1814, Kontributionen und Einquartierungen in den
Befreiungskriegen
In der Gemeinderechnung von 1817 finden sich Ersatzforderungen
Denzlinger Bürger an das Großherzogliche 2. Landamt Freiburg.
Denzlinger müssen in den Jahren 1813/14 große Mengen an Hafer und
Heu an das Militär liefern und werden dafür nur teilweise entschädigt.
Alle diese Zahlungen tragen mit dazu bei, dass die Gemeindekasse wieder
einmal leer wird
und die Gemeinde sich um eine Aufbesserung ihrer Finanzen bemühen
muß. Sie ist mit diesen Problemen nicht allein; auch die umliegenden
markgräflichen Gemeinden klagen über leere Kassen. Aus dem Jahr 1814
findet sich der Hinweis, dass der Vogt Lörch wegen einer Reise im Jahr
1814 nach Basel, um alldort für mehrere Gemeinden Geld aufzunehmen, ...
5 Gulden 18 Kreuzer forderte. Auch die Handwerker haben in dieser Zeit viel zu tun, was die Gemeindekasse
ebenfalls belastet: Für die durchziehenden Truppen müssen
Wagen repariert, Pferde beschlagen, Uniformen ausgebessert und Schuhe
repariert werden.
1813 (Dezember ), Hoher Besuch in Denzlingen
Im Dezember 1813 fahren Kaiser Franz I. von Österreich, König Friedrich
Wilhelm II. von Preußen und Zar Alexander I. von Russland mit ihrer
Gefolgschaft auf ihrem Weg nach Freiburg durch Denzlingen (Manche
Denzlinger werden staunend und vielleicht auch winkend an der Dorfstraße
gestanden haben ..)
1814 (Mai ), Friedenschluß und Verbannung Napoleons auf die Insel Elba
Christian Rappold berichtet:
[1.6]
"Die drei Monarchen
kamen selbst in unsere Gegend und fahrten durch unser Dorf und hielten
sich einige Zeit in Freyburg auf, all wo sie von da ihren Weg nach
Frankreich und in einer kurzen Zeit nach Paris nahmen. Endlich wurde im
May 1814 der Frieden geschlossen, und der Französische Kaiser Napoleon
wurde vom Thron gestürzt und kam in die Verbannung auf die Insel Elba".
1814 - 1815, Wiener
Kongress
Nach der Niederlage und Verbannung von Napoleon Bonaparte legt der
Wiener Kongress vom 18. September 1814 bis 9. Juni 1815 in Europa die
Grenzen neu fest und definiert neue Staaten. Unter der Leitung des
österreichischen Außenministers Fürst von Metternich beraten politisch
bevollmächtigte Vertreter aus rund 200 europäischen Staaten,
Herrschaften, Körperschaften und Städten, (darunter alle bedeutenden
Mächte Europas mit Ausnahme des Osmanischen Reiches). Die Großmächte
Russland, Vereinigtes Königreich, Österreich, Preußen, die
wiederhergestellte französische Monarchie und der Kirchenstaat spielen
die führende Rolle. Die deutschen Probleme werden jedoch angesichts
ihres Umfangs von den übrigen europäischen Angelegenheiten getrennt
behandelt.
1816, Geburt des Erbgroßherzogs Alexander
Nach der Geburt des Erbgroßherzog Alexander am 1. Mai 1816 werden im
ganzen Großherzogtum Freudenfeste veranstaltet. In Denzlingen wird dies
am 5. Mai mit zahlreichen Böllerschüssen gefeiert. Der kleine Prinz
stirbt jedoch kurze Zeit später wie sein bereits 1812 noch ungetauft
verstorbener kleiner Bruder, der nach verbreiteter Ansicht (die von der
Großherzogin Stephanie selbst geteilt wurde), der legendäre Kaspar Hauser
gewesen sein soll.
1816, Ein Jahr ohne Sommer
1817,
Erfindung des Laufrad (Draisine)
1817, 300-jährige Jubiläum des Reformationstages
Das 300-jährige Jubiläum des Reformationstages am 31. Oktober 1817 wird
in Denzlingen in großem Rahmen gefeiert. Johann Karl Deimling, von 1799
bis 1824 Pfarrer in Denzlingen, und Vogt Johann Georg Nübling hatten zu
diesem Anlaß für den Festgottesdienst eine 16-köpfige türkische Musik
aus Waldkirch verpflichtet. Für ein Paradieren in der Kirche
wird die
Bürgerwehr in Obergaloschen von einem bestellten Offizier zwei Wochen
lang vorbereitet, und sie schießt vor und nach dem Gottesdienst
Ehrensalven ab. Man läßt sich das Fest etwas kosten: Pfarrer,
Ortsvorgesetzte, Musikanten und Bürgerwehr werden anschließend beim
Stubenwirth Jacob Reitzel mit einem Freudenmahl bewirtet.
|
|
|
|
|
>> zum Seitenanfang
|
|
|
|
|
1817, Chronist
Rappold zur Auswanderung nach Amerika
Große Not und Elend
veranlasst 71 Einwohner aus Verzweiflung gemeinsam mit Hunderten aus dem Amtsbezirk Emmendingen über
Amsterdam nach Nordamerika auszuwandern. Die Ursachen für die große Not
sind extrem schlechte Witterungsverhältnisse, insbesondere im Jahr 1816,
mit viel Regen und Kälte, in deren Folge die Ernte fast völlig ausfällt und die Lebensmittel knapp und teuer
sind. Die ärmeren
Einwohner trifft dies besonders hart.
1818,
Erfindung des Revolvers
1819,
Entdeckung des Elektromagnetismus
1821,
Erfindung des Elektromotors
1823,
Erfindung des
Feuerzeugs
1825,
Erfindung der
Blindenschrift
1826,
Erfindung der
Schiffsschraube
1827,
Erfindung der
Photographie (Daguerre)
1828, Gründung des Roten Kreuzes
1829,
Erfindung der
Nähmaschine (u.a. von Singer)
1831,
Erfindung des
Dynamo / Transformator
1832, Großer Brand in Denzlingen
In der Osternacht vom 22. auf den 23. April des Jahres 1832 gibt es
in Denzlingen einen Großbrand, dem drei Häuser im Unterdorf zum Opfer
fielen. Außer diesen Häusern werden noch weitere drei Scheunen mit
Stallungen und die Bierbrauerei des Johann Adam Fieß vernichtet. Über
die Brandursache ist nichts überliefert.
Da es damals üblich war, dass die zu Hilfe geeilten Feuerwehren nach
Beendigung der Löscharbeiten in den Gasthäusern auf Gemeinderechnung
bewirtet wurden, können wir aus den erhaltenen Belegen ersehen, aus
welchen Orten Hilfe herbeigeeilt war.
Für die durch Brand Verunglückten zu Denzlingen wird daraufhin im
Amtsbezirk Emmendingen eine Sammlung milder Unterstützungsneiträge von
wohltätigen Vaterlands- und Menschenfreunden veranstaltet. Dabei ist
exakt vermerkt, welche Verluste die vom Brand Betroffenen erlitten
haben. In einer Sitzung des Kirchengemeinderats am gleichen Tag
über die Verteilung der Spenden entschieden. Aus den
Feuerversicherungsbüchern ist ersichtlich, dass die Anwesen Fieß, Wagner
und Sick schon im folgenden Jahr wieder in Stand gesetzt waren.
1833, Badisches Gesetz zur Ablösung des Zehnten verkündet
Am 17. Dezember 1833 wird das Gesetz zur Zehntablösung verkündet. Von
den Anfängne bis zur gesetzlichen Regelung der Zehntablöung waren viele
Jahre vergangen.
Die Ermittlung und Berechnung der Zehnten war kompliziert. Im
ausgehenden 18. Jahrhundert, waren die einzelnen Abgabeverpflichtungen
kaum noch durchschaubar und permanent Anlass zu Auseinandersetzungen
zwischen den Zehntpflichtigen und Zehntberechtigten. Der
Verwaltungsaufwand war unverhältnismäßig groß.
Der Zehnte war ursprünglich eine Naturalsteuer, die Abgabe des zehnten
Teils der Erträge aus Feldfrüchten, Forstwirtschaft und Viehzucht an die
Kirche, später dann auch an weltliche Herrschaften. Den Zehntabgaben der
Bauern standen in der Regel Gegenleistungen des Zehntempfängers
gegenüber, d.h. Personalkosten für den Pfarrer sowie Bau- und
Unterhaltspflichten für die Kirchengebäude. Zehntabgaben und
Gegenleistungen bildeten ein kompliziertes Geflecht und lassen sich
nicht immer klar und zweifelsfrei auf ihren Ursprung zurückführen.
Am 13. April 1832 schließen die evangelische Pfarrei Denzlingen und die
Gemeinde einen Vertrag zur Aufhebung des Blutzehnten. Mit allen
Zehntberechtigten und -pflichtigen im Ort muessen solche Ablösungen
vollzogen werden. Immer sind zuerst der durchschnittliche Zehntertrag
über den festgelegten Zeitraum und sodann dessen Wert zu ermitteln. Das
zur Zehntablösung erforderliche Kapital hat oft eine hohe und lange
Verschuldung der Bauern zur Folge.
Zur Finanzierung dieses
hohen Kapitalbedarfs entstehen die Spar- und Darlehenskassen.
1833, Vorschlag zum Bau einer Eisenbahn von Mannheim nach Basel
Im Jahre 1833 wird der Regierung und dem Landtag vom Mannheimer
Tabakfabrikanten Ludwig Newhouse der Bau einer Eisenbahn von Mannheim
nach Basel vorgeschlagen.
Das Gutachten über die wirtschaftlichen Aspekte des Eisenbahnbaus, von
Staatsrat Karl Friedrich Nebenius, einem Mitglied der von Großherzog
Leopold eingesetzten Kommission im Jahr 1837 vorlegt, bringt Argumente
für den Bau dieser Eisenbahnstrecke vor, die einem neuzeitlichen
Gutachten entnommen sein könnten: verstärkter Handel am Oberrhein,
Hauptverkehrsroute Europas, vermehrter Warenaustausch, neue
Arbeitsplätze. Als bekannt wird, dass auf der linken Rheinseite eine
Bahnlinie von Basel nach Straßburg gebaut werden soll, beeilte man sich,
um die Verlagerung der Handelsströme auf die linke Rheinseite zu
vermeiden.
1834, Denzlingen hat 1197 (ev.) Einwohner,
2 katholische und 8
mennonitische
Denzlingen
hat unter dem Bürgermeister Johann Georg Wagner 1174 Einwohner
evangelischer Konfession. Der Mauracher Hof hat 12 evangelische, der
Steckenhof 11 evangelische, 2 katholische und 8 mennonitische
Bewohner.
1838, Der Badische Landtag beschließt den Bau einer Eisenbahn auf
Staatskosten
Im. März 1838 beschließt der Badische Landtag den Bau der Eisenbahn auf
Staatskosten, von Mannheim nach Basel
(und weiter bis Konstanz) und von Appenweier nach Kehl.
1839,
Erfindung des Fahrrads
1840,
Erste Briefmarke in England
1840 - 1845, Bau der Eisenbahn
Am 12. September 1840 wird die Strecke Mannheim-Heidelberg in Betrieb
genommen. Die ersten Lokomotiven kommen aus England und werden nach den
badischen Wappentieren „Löwe" und „Greif" genannt. Ab 1841 baut die
Karlsruher Maschinenfabrik „Keßler und Martiensen" nach englischem
Vorbild die erste badische Lokomotive, die 1842 unter dem Namen
„Badenia" in Dienst gestellt werden. 1843 wird die Strecke Heidelberg —
Karlsruhe, 1844 Karlsruhe — Offenburg und 1845 Offenburg — Freiburg
eröffnet. Im Jahre 1855 wird schließlich Basel und 1863 Konstanz
erreicht.
1845, Der erste Eisenbahnzug der „Großherzoglichen Eisenbahn" hält an
der Station Langen-Denzlingen.
Am 31. Juli 1845 hält dann der erste Zug in Denzlingen.
Mit dem Bau der Eisenbahn erhält der Ort eine eigene Bahnstation -
optimale Bedingungen, die für seine weitere Entwicklung von großer
Bedeutung sind.
Der erste Bahnhof befand sich damals weiter südlich vom heutigen
Bahnhof. 1864 wird, gleichzeitig mit dem Bau des zweiten Gleises, ein
neues größeres Bahnhofgebäude errichtet, das heute noch genutzt wird.
Ein Antrag der Gemeinden Denzlingen, Vörstetten, Heuweiler, Föhrental,
Unter- und Oberglottertal und Waldkirch im Jahr 1848 zur Errichtung
eines Güterschuppens bei der Station Denzlingen bleibt unbeantwortet,
weitere Anfragen und Gesuche werden 1854 von der Großherzogleiche
Eisenbahngesellschaft abschlägig beschieden; Auch Bürgerversammlungen
1858 in Vörstetten und in Denzlingen sprechen sich gegen eine
finanzielle Beteiligung am Güterschuppen aus. Erst 1862 / 1863 erwirbt
die Großherzogleiche Eisenbahngesellschaft von der Gemeinde Denzlingen
das für den Bau der neuen Bahnstation erforderliche Gelände und schafft
damit die Vorrausetzungen für den Bau einer Güterhalle.
|
|
|
|
|
>> zum Seitenanfang
|
|
|
|
|
1845, Gründung eines Männergesangvereins
Ein Männergesangverein wird gegründet.
Denzlingen hat 1.630 Einwohner
1846 (12.10.)
Ausbesserungsarbeiten im Innern des Kirchturms der Georgskirche [EPfAD.
Baufondsrechnung 1846]
1846, Fertigstellung der Elzregulierung
Vor der Regulierung war die Elz ein unberechenbares, je nach
Wasserverhältnissen wild mäanderndes Gewässer; im Oberlauf ein starkes
Gefälle; von Waldkirch ab flußabwärts ein natürliches
Überschwemmungsgebiet. Dort kam es immer wieder zu Überschwemmungen, die
oft zu großen Schäden führten. Bedeutende Hochwasser gab es in den
Jahren 1801, 1811, 1816, 1819, 1824, 1828, 1830, 1831, 1832, 1833, 1834
und 1836. Viele Klagen, Bittschriften und Petitionen der betroffenen
Gemeinden (auch Denzlingen) an den Markgrafen, später an den Großherzog
und an die Ständeversammlung in Karlsruhe wurden eingereicht, bis das
Projekt der Regulierung endlich in Angriff genommen wurde.
1831 wird mit
den konkreten Planungen begonnen.. Am 28. August 1835 wird das
Kanalbau-Gesetz für den Bau des Leopoldkanals von Riegel zum Rhein vom
Landtag mit einem Zuschuss von 300.000 Gulden aus der Staatskasse
beschlossen.
In das heutige Flussbett wurde die Elz in der Mitte des 19. Jahrhundert
und ein letztes Mal in den 1970-ger Jahren verlegt. Die Bauweise erfolgte
mit der erprobten Methode, dass längs des künftigen Flußbettes Faschinen
in den Boden eingebaut und dann mittels Leitgraben die Erosionskräfte
des Wassers genutzt wurden.
Die Regulierung erweißt sich für die nun von Überschwemmungen
geschützten Orte Wasser, Emmendingen, Teningen, Köndringen, Riegel und
Kenzingen als sehr segensreich. Auch die Wiesen zwischen dem
Mauracherberg und der Elz, die zuvor oftmals von den Überschwemmungen
betroffen waren, sind nun besser geschützt und können
landwirtschaftliche genutzt werden. Hochwasserkatastrophen, wie die
Dammbrüche im Dezember 1882 am Kollmarsreuter Wehr und die
Überschwemmung im März 1896, bleiben fortan Ausnahmen.
1847,
Eröffnung „Grüner Baum“
1846-1855, Not, Hunger, Elend
Große Hungersnot und Arbeitslosigkeit markieren die Jahre 1846 – 1855 als Folge schlechter
Witterungseinflüsse und großer Ernteausfälle (wie bei der verheerenden
Not in den Jahren 1816 - 1817), die zu einer extremen Verknappung und
damit Teuerung der Lebensmittel führten. Die im Vergleich zu 1813 (1.028 Einwohner) bis zum Jahr 1845
(1.630 Einwohner) stark angestiegene Einwohnerzahl (eine Zunahme von 59
%) verschärfte die Krise zusätzlich, da im Wesentlichen nur die gleiche
Ackerfläche verfügbar war und eine Verknappung der Lebensmittel zur
Folge hatte.
Dies führt beim ärmeren Teil der Einwohnerschaft zu Hunger und Elend.
Die Zahl derer, die sich nicht mehr selbstständig ernähren konnten, wird
auf bis zu 300 Personen angegeben.
Sie sind auf Almosen und die
Unterstützung durch die Gemeinde angewiesen. Diese errichtet noch 1846
eine Suppenanstalt, die den Hungernden täglich eine Suppe reicht. Durch
diese zusätzlichen Kosten verschuldet sich die Gemeinde zunehmend und
muss nach einem Ausweg aus der Krise suchen.
Diesen Ausweg glaubt man in der Verschickung der notleidenden Armen nach
Amerika gefunden zu haben. Bürgermeister Strübin und Pfarrer Rupp werden
vom Oberamt Emmendingen aufgefordert, eine Liste mit Namen
der notorisch armen Suppenempfänger zu erstellen, die für eine
Auswanderung in Frage kommen. Dieses traurige Dokument mit 274 Namen ist
erhalten.
1848 - 1849, Badische Revolution
In diesem Jahr greifen die Republikaner nach der Macht, und der
Großherzog muss fliehen. Das vom ihm herbeigerufene preußische Militär
(unter dem Kommando des "Kartätschenprinzen") beendet jedoch rasch
diesen Traum. In der Folge wandern zahlreiche Denzlinger nach Amerika
aus, auch um der Strafverfolgung zu entgehen.
Als Ende Februar
1848 in Frankreich der Bürgerkönig Louis-Philippe I. gestürzt und die
zweite Republik ausgerufen wird, erwacht auch rechts des Rheins eine
Freiheitsbewegung. In Baden sind es vor allem die Rechtsanwälte
Friedrich Hecker und Gustav Struve, die unbedingte Pressefreiheit,
Schwurgerichte nach dem Vorbilde Englands, Volksbewaffnung und die
sofortige Herstellung eines "teutschen" Parlaments fordern. Das Lager
der badischen Revolutionäre ist in Anhänger einer konstitutionellen
Monarchie und Anhänger einer Republik gespalten.
Im Mai 1849
("Maiaufstand") führt die Ablehnung der von der Frankfurter
Nationalversammlung erarbeiteten deutschen Verfassung durch die meisten
Landesregierungen zu einem letztem Aufbäumen der revolutionären
Bestrebungen besonders in Baden. Am 11. Mai 1849 kommt es in Freiburg zu
einer Verbrüderung der Republikaner mit dem 2. Badischen
Infanterieregiment. Am 12. Mai forderte das Volk in Offenburg die
Anerkennung der Reichsverfassung durch die badische Regierung. Die
Bundesfestung Rastatt erhebt sich.
Zu dieser Zeit
und während der mehrwöchigen Herrschaft der
provisorischen revolutionären Landesausschüsse mobilisiert die
Denzlingen
erneut ein Aufgebot der Bürgerwehr, das auf Kosten der Gemeinde
auch eine militärisch Ausbildung erhält.
Schließlich ruft der geflüchtete Großherzog Leopold von Baden preußische
Truppen zu Hilfe, die das badische Revolutionsheer bei Mannheim und
Waghäusel vernichtend schlagen. Nachdem auch die Schlacht bei Gernsbach
verloren ist, löst sich das Revolutionsheer auf. Die
Bundesfestung Rastatt, in der sich der Rest der Revolutionsarmee
verschanzt, wird am 23. Juli 1849 aufgegeben, und der Großherzog
kann am 19. August in einem Galawagen wieder feierlich in Karlsruhe
einziehen.
Nach der endgültiger
Niederschlagung der Erhebung in Baden durch preußische Truppen (unter
dem Kommando des "Kartätschenprinzen") nehmen Mitte Juli die
Standgerichte der badisch-preußischen Militärtribunale ihre blutige
Arbeit auf. Überall im Großherzogtum werden die Revolutionäre und
ihre
Sympathisanten verhaftet. Es folgen Standgerichte, Verurteilungen und
Hinrichtungen. Viele entkommen der Strafverfolgung nur durch Flucht ins Ausland. Gegen 43 Denzlinger Bürger wird wegen ihrer
Teilnahme an „hochverräterischen Unternehmungen" ermittelt, soweit sie
sich nicht bereits durch Flucht den Ermittlungen entzogen haben.
Die Niederwerfung des Badischen Aufstandes bedeutete für lange Zeit das
Ende der revolutionär-bürgerlichen Freiheits- und Einheitsbestrebungen
in Deutschland und den Beginn der "preußischen" Dominanz in Deutschland.
Denzlingen kommt das Abenteuer Revolution finanziell
teuer zu stehen. Die Kosten für die Bekämpfung der Revolution werden
durch entsprechende Gesetze den Kommunen aufgebürdet. Im Zuge der
„Säuberungsmaßnahmen" nach der gescheiterten Revolution wird im August
1849 durch Erlass des Großherzoglichen Landeskommissars für den
Oberrheinkreis auch der komplette Denzlinger Gemeinderat abgesetzt.
Das Heckerlied erinnert an
den Geist der revolutionären Badener. Dennoch -
auch im Zusammenhang mit der
Badischen Revolution - werden die grund- und leibherrschaftlichen
Vorrechte der Feudalherren beseitigt.
|
|
|
|
|
>> zum Seitenanfang
|
|
|
|
|
1846 - 1849, Der Heidachwald wird Bürgerfeld
Zur Gemeinde gehörte auf der nordöstlichen Gemarkung, westlich des
Lossele, das Waldstück „Heidachwald“. Es wurde nicht
nur als Holzschlaggebiet, sondern auch als Schweineweide für die
Bürger des Oberdorfs genutzt und hatte im Mattstein eine Entsprechung
für die Unterdörfler. Es war üblich, dass der Schweinehirt oder die
-hirtin die Tiere im Ort sammelte, auf die Weide führte und abends
wieder in den Ort zurückbrachte.
Als die Gemeinde zwischen 1810 und 1820 hoch verschuldet war und die
Gemeindekasse dringend Geld benötigte, war offenbar schon allzu viel
Holz geschlagen worden. Das Waldstück hatte sich seitdem nicht mehr
erholt und war
voraussichtlich auf lange Zeitfür für die Bürger ohne Ertrag. So kam
schon im Jahre 1833 der Gedanke auf, den Heidachwald
ganz zu roden, zu kultivieren und als landwitschaftlich
Nutzfläche losweise unter die Bürger zu vertheilen. Am 20. November 1846 beschloss die Bürgerschaft den Heidachwald auszustocken, die Fläche zu
Acker und Matten zu cultivieren, die cultivierten Güterstücke zu
verpachten und den Pachtzins unter die Bürgerschaft zu vertheilen.
Am 11. November 1849 wurde schliesslich einstimmig beschlossen, den gesamten
Heidachwald zu roden und urbar zu machen. Daraufhin wurde im
folgenden Jahr der restliche Heidachwald zu Ackerfeld kultiviert.
1849,
Erste Blinddarmoperation
1850, Denzlingen hat 1396 Einwohner
Im Jahr 1850 hat Denzlingen 1396 Einwohner, davon sind 245 Bürger der
Gemeinde, und 56 Bürgerwitwen – das sind 301 Bürgerrechte im Ort; was
einem Anteil von 21,6 % der Einwohner entspricht. Nur diese Bürger und
Bürgerinnen erhalten ein Stück vom Heidachfeld, die restlichen
Einwohner sind zwar badische Staatsbürger, gelten aber nicht als
Ortsbürger.
1852, Erstes Luftschiff
1854, Erfindung der Glühlampe, Erste nschlagsäule von Ernst Litfas
1855, Erfindung des Dosenöffners, Bunsenbrenners
1859, Erfindung des Kühlschranks
1861, Erfindung der Farbfotographie
1861 (02.04.)
Das Äußere der Georgskirche wird renoviert und in neugotischem Stil
„verschönert.
[GA-DE. 1 A-390. Kirchen, Bau u. -Unterhaltung 1848-1942]
1862 (06.10.)
Einer der
Wasserspeier am Kirchturm der Georgskirche ist abgebrochen. Statt eines
neien Wasserspeiers am Kirchthurm soll durch Verstopfung die Öffnung so
lange geschlossen werden, bis der ganze Thurm repariert wird. [EPfAD.
Kirchengemeinderats-Protokolle 1847-1911]
1863, Erste
Untergrundbahn in London
1864, Gründung des Schwarzwaldvereins und des Musikvereins
Die touristische Erschließung des Kandels für Wanderer und Wandervereine
beginnt im Jahre 1864 in Freiburg mit der Gründung des „Badischen
Vereins von Industriellen und Gastwirten zum Zweck, den Schwarzwald und
seine angrenzenden Gegenden besser bekannt zu machen", der heute
als „Schwarzwaldverein" bekannt ist.
Im gleichen Jahr
beginnt die Firma Gütermann in Gutach mit 40 Arbeitern die Verarbeitung
von Seidenraupen-Kokons. Vor dem ersten Weltkrieg ist die Zahl der
Beschäftigten bereits auf 3500 Arbeitnehmer angestiegen.
In diesem Jahr wird
das Denzlinger Bahnhofsgebäude erbaut, wie eine Sandsteinplatte in Höhe
des 1. Stocks verkündet.
1865, Denzlingen zählt 1.381 Einwohner
1866, Erfindung des Dynamit (Patent 1867)
1867, Erfindung des Stahlbeton
1867, Erste Zigarren gefertigt
In Denzlingen werden die ersten Zigarren angefertigt. Zigarren aus
Denzlingen werden in der ganzen Welt geraucht. Der Beginn dieser
Industrialisierung gibt vielen Denzlingern und Menschen aus den näheren
Schwarzwaldtälern Arbeit, insbesondere Frauen. Typisch für Denzlingen
ist in dieser Zeit das Arbeiten in der Fabrik und das gleichzeitige
Führen eines landwirtschaftlichen Nebenerwerbbetriebs. Es entwickeln sich
neue Strukturen und Einrichtungen wie der Bauverein Denzlingen mit
seinen Häusern in der Rosenstraße, eine eigene Krankenkasse und andere
soziale Einrichtungen.
1868, Rathaus im Unterdorf (Hauptstr. 59)
1869 - 1870, Neuer Rebberg im Einbollen
Mit dem Ziel, zusätzliche Einnahmequellen für die Denzlinger Bürger zu
erschließen, entsteht während eines Besuchs des Bezirksamt am 3. August 1868
in Denzlingen die
Idee, am Südhang des Einbollenwaldes einen Rebberg anzulegen, welche in
einem Gutachten der Bezirksforstei vom 26. September an das Bezirksamt
in Emmendingen als „vorzüglich“ bewertet wird.
Die Rodungsarbeiten am Einbollen im Winter 1869/70 machen offenkundig,
dass es felsige Geländeteile gibt, die für einen Rebanbau nicht geeignet
sind. Daraufhin erhält die Gemeinde im Februar 1870 die Genehmigung,
ersatzweise weitere 1 bis 2 Morgen Wald auszustocken.
Zur Versteigerung von 328 Baumstämme, 630 Klafter Scheitholz und 16.000
Wellen im Einbollen am 7. März 1870 strömen aus dem ganzen Breisgau die
Menschen herbei. Am Ende kann der Gemeinderechner 5.837 Gulden, 10
Kreuzer in die Gemeindekasse vereinnahmen – ein Betrag, der jedoch nicht
ausreicht, um sämtliche Kosten zu decken. Für den Wegebau muß de
Gemeinde zusätzlich für 1.200 Gulden Kredite aufnehmen.
1870, Bürgerausschuss beschliesst Nutzung der Rebberg Parzellen auf
40 Jahre
Im Frühjahr 1870 beginnen die Geometer mit ihrer Arbeit,
die gerodete Fläche in Parzellen zu je 1/8 Morgen auszumessen und zu
kennzeichnen. Am 20. April beschließt der Bürgerausschuss, dass die
Parzellen auf 40 Jahre - bis zum 31.12.1910 - den Bürgern zur Nutzung
übergeben werden. Innerhalb der nächsten drei Jahre, also bis 1873,
sollen sie mit Reben bepflanzt sein; ansonsten werden sie ersatzlos an
die Gemeinde zurück fallen. Ferner ist es den Bürgern untersagt, ihre
Parzellen an Auswärtige zu verpachten. Das beschlossene
Verteilungsverfahren sieht vor, dass die Parzellen an Ort und Stelle durch
Ziehung von Losen verteilt werden sollen.
Im Beisein der ganzen Gemeinde werden
am 29. April die Parzellen ausgelost Die Bürger
müssen der Reihe nach
einzeln vor einen großen Korb mit den Losen treten, und einer der Knaben
zieht dann jeweils ein Los mit der Parzellennummer. Noch im selben Jahr
1870 beschließt der Gemeinderat, dass in den neuen Rebanlagen im
Einbollen nur edle Sorten angepflanzt werden sollten und dass die
Gemeindekasse den Ankauf der Rebsetzlinge übernehmen werde.
1870
In der Gemeinderechnung findet sich eine
interessante Ausführung zum Turm der Georgskirche. Wieder einmal ist die
Turmpyramide in Gefahr total verändert zu werden.
[GA-DE. 1B-405/1, Gemeinderechnung 1870]
|
|
|
|
|
>> zum Seitenanfang
|
|
|
|
|
1870 - 1871, Deutsch-französcher Krieg
Frankreich erklärt am 19. Juli 1870 Preußen den Krieg. Schon während der
Kämpfe und erst recht nach dem errungenen Sieg herrschen große
Begeisterung und ein fast grenzenloser Patriotismus. Nach dem Sieg
werden mehrere Friedensfeiern und Dankgottesdienste im Ort abgehalten.
Den beiden gefallenen Denzlingern, Leopold Giese und Johann
Friedrich Schwarz, beide Musketiere im 5. BadischenInfanterie-Regiment
113, widmet man eine Gedenktafel in der Georgskirche, die heute links
vom Eingang angebracht ist.
42 Jahre später, im Jahr 1913, wird der ursprünglich zur Erinnerung an
die Erstellung der kommunalen Wasserleitung konzipierte Brunnen auf dem
Kirchplatz zum Kriegerdenkmal an den „ruhmreichen Feldzug 1870-1871
gegen Frankreich" umfunktioniert. An drei Seiten werden Tafeln mit den
Namen der Kriegsteilnehmer angebracht. Beim Abbau des Denkmals in der
zweiten Hälfte der 1960er Jahre, werden die Tafeln aufbewahrt und später
an der Friedhofshalle angebracht. Sie erwecken nun fälschlicherweise den
Eindruck, es handle sich um die Namen von Gefallenen des Krieges
1870/71.
1871, Reichsgründung und Gesetz zur Einführung einer einheitlichen
Währung
Mit der Reichsgründung 1871 wird vieles vereinheitlicht und gesetzlich
für das ganze Reich geregelt. Von großer Bedeutung für die weitere
Entwicklung des Deutschen Reiches erweist sich die Vereinheitlichung der
zuvor unübersehbaren Vielfalt an Geldwerten und Maßeinheiten zu
dezimalen Münz-, Maß- und Gewichtssystemen. Im Dezember 1871
verabschiedet der Reichstag ein Gesetz zur Einführung einer
einheitlichen Währung.
Mit der Einführung einer einheitlichen Währung wandern viele der
besitzlosen Menschen, die bisher ausschließlich in der Landwirtschaft
als Knechte und Mägde arbeiteten und überwiegend mit Naturalien von den
Hofbauern und Gutsbesitzern entlohnt werden, nun in die neu entstandenen
Fabriken ab und werden nun mit Geld entlohnt.
Im Großherzogtum Baden wurde mit dem Beginn des Jahres 1876 der Gulden
zu 60 Kreuzern durch die Mark zu 100 Pfennigen ersetzt. Die Umrechnung
erfolgte zum Kurs: 1 Gulden = 60 Kreuzer = 1,71 Mark. Finanziert wurde
die Währungsumstellung mit der
französischen Kriegsentschädigung: Deutschland erhielt in der Folge des
gewonnen Krieges 1870/71 von Frankreich die damals gewaltige Summe von
fünf Milliarden Franc. Nach dem verlorenen Weltkrieg 1914/18 floss das
Geld aber zu einem großen Teil in Form der Reparationszahlungen wieder
nach Frankreich zurück.
1872, Gesetz zur Vereinheitlichung der Maße und Gewichte
Am 1.1.1872 wird das Gesetz zur Vereinheitlichung der Maße und Gewichte
verabschiedet.
1872, Bau des Rebhäuschen ("Rebhisli")
Im Jahr 1872 wurde von Maurermeister Georg Gaus das heute noch weithin
sichtbare Rebhäuschen erstellt. Die Rebfläche der Gemeinde betrug nun
insgesamt 18 ha, 41 ar, 3 gm.
1873, Anlegen des Rebbergs beendet
In den Jahren 1870 bis 1873 dürfte im Einbollen an den steilen Hängen in
harter Arbeit viel Schweiß geflossen sein, denn innerhalb dieser Zeit
mussten die Baumwurzeln aus dem Boden herausgeholt, die Parzellen
umgegraben und die Rebsetzlinge gepflanzt werden. Aber alles ging
offenbar reibungslos vonstatten, denn es ist nichts von Schwierigkeiten
überliefert.
Im gleichen Jahr wird vom
Großherzoglichen Katasterbüro ein Übersichtsplan der Gemarkung
Denzlingen gezeichnet
Erfindung der
Schreibmaschine
|
|
|
|
|
>> zum Seitenanfang
|
|
|
|
|
1875 - 1901, Fertigstellung der Elztalbahn
Die Eisenbahnstrecke von Denzlingen nach Waldkirch wird in den Jahren
1872 bis 1874 gebaut und am 1.Januar 1875 offiziell eröffnet. Sie wird
zuerst als Privatbahn der Stadt Waldkirch angelegt und betrieben.
Hohe Betriebskosten trüben die Freude an der neuen Privatbahn in
Waldkirch bald erheblich, denn sie entwickelt sich zunehmend zum
Sorgenkind der Stadt, und wird bald nur noch –„Schulden-Hengst" genannt.
Zu den normalen Betriebskosten kommen zu oft außergewöhnliche Kosten
dazu, die durch Unwetter und Überschwemmungen verursacht werden: z.B.
die Wiederherstellung der Bahnbrücke zwischen Denzlingen und Buchholz,
die von Elz im Februar 1877 unterspült wird, so dass sie einzustürzen
droht und der Bahnverkehr für längere Zeit unterbrochen ist.
Bis zum Jahr 1887 bleibt diese Eisenbahnstrecke Eigentum der Stadt
Waldkirch. Am 4. Oktober 1887 stimmt der Bürgerausschuss der Stadt
Waldkirch dem Verkauf zu, und am 23. Juni 1887 wird die Bahnlinie
Denzlingen - Waldkirch von den Großherzoglichen Badischen Staatsbahn zum
Preis von 700.000 Mark erworben..
1876
Fertigstellung des Schulhauses (die heutige Otto-Raupp-Schule)
1876, Erfindung des Ottomotors
1878, Erfindung des Mikrophons
1879, Erfindung der elektr. Glühlampe, erste Elektrolok von Siemens
1880, Hohe Gäste im Suggenbad
Am 30. September des Jahres 1880, weilt Kaiser Wilhelm 1. zusammen mit
Kaiserin Augusta, dem Großherzog Friedrich, der Großherzogin Luise und
deren Kindern, Prinz Ludwig und Prinzessin Viktoria, im nahen Suggental,
um dort im Suggenbad den Geburtstag der Kaiserin zu feiern.
Das Suggenbad war zu jener Zeit ein viel besuchtes Haus. Die hohen
Herrschaften reisten mit der Eisenbahn über Denzlingen an und die
Denzlinger werden sie mit Hochrufen begrüßt haben. Großherzog Friedrich
von Baden muss das Suggenbad in guter Erinnerung behalten haben, denn am
Sonntag, dem 23. Juni 1898, kam er erneut zu Besuch dorthin. Wieder
reiste er über Denzlingen an, und Bürgermeister und Gemeinderat
beschlossen, ihn gemeinsam zu begrüßen
1881, erste elektr. Straßenbahn
1883, erster Wolkenkratzer in Chicago
1883, Lutherlinden auf dem Kirchhof gepflanzt
Zum 400. Geburtstag von Martin Luther (10-11.1483) werden am
Reformationstag den 31. Oktober 1883, auf dem Platz vor der Georgskirche
zwei Linden gepflanzt. In den Gemeindeakten ist festgehalten, dass sie
von Matthias Reitzel und Sigmund Nübling geliefert und vom Kronenwirt
Reitzel an Ort und Stelle transportiert worden sind. [GA-DE. 1B-233,
Gemeinderatsprotokolle 1866-1887]
1883 – 1891, Sozialgesetze
Gleichzeitig mit der Durchsetzung der Geldwirtschaft entsteht eine neue
Bevölkerungsschicht: die Arbeiterschaft. Ihr Kampf um Rechte und Schutz
vor Ausbeutung wurde mit den Sozialgesetzen (1883 Krankenversicherung,
1884
Unfallversicherung, 1889 Invaliditätsversicherung, 1891 gesetzliche
Rentenversicherung) und Regelungen zum Arbeitsschutz belohnt.
1884, Erstes Rasthaus auf dem Kandel
Das erste Rasthaus wird 1884 auf dem Kandel eröffnet.
1884, Erfindung des Füllfederhalters und Dampfturbine
1884, Erfindung des Benzinmotors
1885, Denzlingen hat insgesamt 1509 Einwohner,
davon sind 159
katholischer und 1350 evangelischer Konfession
1886, Straßenbeleuchtung mit Petroleumlampen
Mit Beginn des Jahres1886 hat Denzlingen eine Straßenbeleuchtung, die
mit Petroleum betrieben wird. Die bis dahin übliche Nachtwache wird
überflüssig und aufgehoben. Die Lichter wurden um Mitternacht gelöscht;
nur die Lampen an der Krone und am Rebstock brennen bis 2 Uhr.
Das an den Storchenturm angebaute Wachhaus wird in diesem Jahr in eine
Wohnung umgebaut und an einen Tagelöhner mit Frau und sechs Kindern
vermietet.
1886, Erfindung des Coca-Cola, Bau der Freiheitsstatue in New York
1889, Erfindung des Münztelefon, Bau des Eiffelturm zur Weltausstellung
in Paris
1889,
kath. Notkirche in der
Hinterhofstraße
Aus einem Bauernhof wird die erste katholische Kirche seit der
Reformation fertig gestellt, in der heute der St. Josef-Kindergarten
untergebracht ist.
1889, Bau der Thomashütte
Die „Thomashütte" (genannt nach dem Geheimrat Dr. Ludwig Thomas,
Universitätsprofessor in Freiburg und Vizepräsident des
Schwarzwaldvereins), wird 1889 gebaut.
In den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts wird der „Präsident-Thoma-Weg"
(genannt nach Dr. Emil Thoma,1905-1920 Präsident des Schwarzwaldvereins
und 1913-1922 Oberbürgermeister von Freiburg) von Denzlingen zum Kandel
angelegt.
Die Wanderer konnten nun mit dem Zug anreisen und auf direktem
Wanderpfad vom Einbollen zum Kandelgipfel aufsteigen.
1890, Erfindung des Luftreifen (Dunlop), Helgoland wird deutsch im
Tausch gegen Sansibar
1891, Erfindung des Elektroherds, Otto Lilienthal mit ersten
Segelflügen
1891 (23.08.)
Die letzte
Visitation hat den Zustand des Kirchturmes der Georgskirche beanstandet.
[EPfAD. Protokolle des Kirchengemeinderats 1847-1911]
1893 (09.04.)
Das Kirchendach
wurde neu gedeckt und die Außenwände des Kirchengebäudes erhielten einen
neuen Anstrich. In diesem Zusammenhang schrieb das Großh.
Bezirks-Bauinspektion in Emmendingen. der Gemeinde Denzlingen:"Anläßlich
ausgeführter Bauarbeiten an dem
Gebäude (Dachausbesserung) hat sich am Fuße der beiden Langhausseiten
eine Menge Schutt und Unrath angesammelt. Wir ersuchen daher die zum
Bauobjekt frohnpflichtige Gemeinde Denzlingen, für die baldmöglichste
Entfernung des Schuttes und gründliche Reinigung des Kirchplatzes gefl.
Sorge tragen zu wollen."
[GA-DE.
1A-390, Bau und Unterhaltung der Kirche, 1848-1942]
1893
Nach jahrelangem Provisorium zieht die Verwaltung in das 1876 erbaute
Schulgebäude ein.
1893, Erfindung des Dieselmotor, erster dt. Skiclub im Schwarzwald
1894, Bau der Towerbridge in London
1895, Entdeckung der Röntgenstrahlen, Nord-Ostseekanal fertiggestellt
1895 (10.11.)
Georgskirche: Der Orgelbaukommissar Barner hat die Reparatur der Orgel
als dringend notwendig bezeichnet.
[EPfAD.
Kirchengemeinderats-Protokolle 1847-1911]
1895 (10.11.)
Georgskirche: Der Orgelbaukommissar Barner hat die Reparatur der Orgel
als dringend notwendig bezeichnet.
[EPfAD.
Kirchengemeinderats-Protokolle 1847-1911]
1896 (03.09.)
Georgskirche: Der
Evang. Oberkirchenrat in Karlsruhe erteilt die Baugenehmigung zur
Turminstandsetzung und genehmigt die Verwendung von Baufonds-Kapitalien
in Höhe von 3.700 M zur Bezahlung der Neubaurechnungen. Es beginnen
umfangreiche Renovierungs- und Umbauarbeiten an Turm und Kirche, die bis
Ende 1898 andauern. [EPfAD. Baufondsrechnung 1897/98]
1896 (Dez.)
Georgskirche: Der
Gemeinderat führt für die Anschaffung zweier neuer „kleiner Glocken“
eine Haussammlung in Denzlingen durch. Aus 7 Listen mit den Namen der
Spender können wir das Ergebnis von 336,20 Mark ersehen.
[GA-DE. 1A-390,
Bau und Unterhaltung der Kirche, 1848-1942]
1896, erstes Taxi, erste Olympische Spiele in Athen
1897, Erfindung des Aspirin
1897 (17.03.)
Georgskirche: Der
Kirchengemeinderat beschließt die Vergabe der gesamten Arbeiten am
Kirchturm an den Bauunternehmer Gaus.
[EPfAD.
Kirchengemeinderats-Protokolle 1847-1911]
1897 (14.09.)
Georgskirche: Unter dem Pfarrer Stern wird (vor allem) der Turm der
evangelischen Kirche renoviert, wie die Jahreszahl am Türsturz des
Nordeinganges zum Chor anzeigt. Erstellung eines eisernen Gebälkes unter
dem Glockenstuhl. Diese Maßnahme war die Ursache für die späteren
Schwankungen von Turm und Pyramidenaufsatz.
[EPfAD. Baufondsrechnung
1897/98]
1899 (04.12.)
Georgskirche: Es
wird festgestellt, dass der Turm beim Läuten schwankt. Dies wurde von
der Kirchbau-Inspektion begutachtet. Man beschließt abzuwarten, bis ein
schriftlicher Bescheid vorliegt.
[EPfAD. Kirchengemeinderats-Protokolle
1847-1911]
1899 (17.12.)
Georgskirche: Die
Arbeiten am Kirchturm werden abgeschlossen. Besichtigung und Abnahme
durch Direktor
Kirchner. Danach werden die Gelder vom Ministerium ausbezahlt.
Gesamtkosten liegen bei 4053,46 Mark.
[EPfAD. Kirchengemeinderats-Protokolle 1847-1911] |
|
|
|
|
>> zum Seitenanfang
|
|
|
|
|