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Ortsgeschichte / Denzlingen im 18. Jahrhundert
Quellen:
>> siehe Veröffentlichungen
Aus den
Quellen übernommene Texte sind in blauer Schrift hervorgehoben
[1.2] "Denzlingen, eine alemannische Siedlung im Breisgau", 1984
[1.6]
„Denzlingen"
Ortschronik, Band 2: Vom Dreißigjährigen Krieg bis zum Ende des zweiten
Weltkrieges, 2010
weitere Quellen:
[GLA Karlsruhe, 229/17774 u. 229/17774a]
[GLA Karlsruhe. 115, Visitations-Protokolle 1558-1808]
[GA-DE. 1B-297, Gemeinderechnung 1741]
[GA-DE. 1B-309, Gemeinderechnung 1755]
[Raupp, Otto. Nachlaß Transkript. GLA Karlsruhe. 229/17781]
[GLA Karlsruhe. 229/17781]
[GLA Karlsruhe. 229/ 17760]
Externe Links zum
Thema:
>> wikipedia zu Markgrafschaft Baden
>> wikipedia zu Markgrafschaft Baden-Durlach
>> wikipedia zu Markgrafschaft Baden-Baden
>> wikipedia zu Liste der Markgrafen und Großherzöge von Baden
>> zurück zur Zeittafel
Das
18. Jahrhundert ist geprägt von großen
politischen und militärischen Auseinandersetzungen um die Vorherrschaft
in Europa zwischen den Großmächte
Frankreich, Österreich, Preußen und Russland. Auch Denzlingen ist durch seine Nähe zu Freiburg und
aufgrund seiner Lage an zwei strategisch wichtigen Landstraßen oft direkt
betroffen und bekommt dies allzu oft und in großem Ausmaß zu spüren. Truppendurchmärsche,
Einquartierungen, Plünderungen und Kontributionszahlungen führen zur
Verarmung der Gemeinde.
Wie sein Vorbild Ludwig XIV herrscht auch der Markgraf absolutistisch -
alles ist auf seine Herrschaft ausgerichtet und von ihr bestimmt. Er und seine Regierung befehlen und
nachgeordnete Verwaltungsstrukturen, wie das
Oberamt Emmendingen als untere Verwaltungsbehörde, haben für die
Ausführung der Befehle zu sorgen und deren Umsetzung zu überwachen. "Vögte" und
"Stabhalter" sind in den Gemeinden als "Ortsvorgesetzte" eingesetzt und
sind als verlängerter Arm der Obrigkeit für die Ordnung in der Gemeinde und die fristgerechte
Ablieferung der Abgaben verantwortlich. Ohne Genehmigung des Oberamtes (bzw. des Markgrafen)
darf nichts verändert und auch nichts neu geschaffen
werden. Ihre Befehle sind Gesetz und müssen ausgeführt werden.
Die französische Revolution
wird gegen Ende des Jahrhunderts zum folgenreichsten Ereignis dieses
Jahrhunderts und bringt große politische und gesellschaftliche Veränderungen
mit sich. Dennoch hat dieses Jahrhundert aber auch Jahre, in denen die Denzlinger ihre Felder in Ruhe
bestellen können und sich ein bescheidener Wohlstand aufbauen läßt.
Die Markgrafschaft
lebt noch fast ausschliesslich von der Landwirtschaft. [1.6]
Wohl und Wehe der Menschen hing in diesem Jahrhundert noch sehr stark von den
Ernteerträgen ab. Fiel die Ernte gut aus, waren Scheune und Keller
gefüllt, dann ging es den Menschen relativ gut. Waren die
Witterungsverhältnisse ungünstig, oder zerstörten Unwetter die Ernten -
es wird von Stürmen, Hochwassern, extremen Schneefällen und Hagel
berichtet - gab es Hunger und Not. Eine immer stärker um sich greifende
Armut in der Bevölkerung führte zur ersten großen Auswanderungswelle.
1701- 1714, Spanischen Erbfolgekrieg
Kaiser Leopold von Österreich und König Ludwig XIV. von Frankreich
hatten für den vakanten spanischen Thron jeweils einen eigenen Anwärter
präsentiert. Die darauf folgenden militärischen Auseinandersetzungen
bringen dem Oberrheinland, besonders den badischen Markgrafschaften,
Plünderungen, Brandschatzungen und Verheerung.
1703, Freiburg und Breisach besetzt
Freiburg und Breisach werden von französischen Truppen besetzt. Freiburg wird nur vorübergehend von den Besatzern aufgegeben und 1713
erneut erobert.
1709, Huldigung des Markgrafen Karl III. Wilhelm
Markgraf Friedrich VII Magnus stirbt am 25. Juni 1709 und sein Sohn Karl
III. Wilhelm (1709-1738) tritt die Herrschaft an. Alle männlichen
Untertanen müssen den sogenannten "Huldigungseid" leisten. Der
Huldigungseid ist eine zu
dieser Zeit übliche Zeremonie, zu der Namenverzeichnisse aller
Huldigungspflichtigen nach Ortschaften geordnet angelegt werden, um die
Eidleistung überprüfen zu können. Für die Regierungsübernahme von 1709
ist die vollständige Namenliste aller Huldigungspflichtigen Denzlinger
erhalten geblieben.
1711
An der Georgskirche Kirche werden Reparaturarbeiten durchgeführt. Das
Oberamt Emmendingen beklagt wieder die Tatenlosigkeit des für Turm und
Chor baupflichtigen Waldkircher Stiftes. [GLA Karlsruhe, 229/17774 u.
229/17774a]
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Karlsruhe 1739 mit Schlossgarten |
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1713, Denzlingen Hauptquartier der französischen Armee
Freiburg wird
1713 durch französische Truppen unter dem Befehl von
Herzog Louis-Hector de Villars eingeschlossen und belagert. Denzlingen
dient dabei als Aufmarschgebiet und Sitz des französischen
Hauptquartiers. Von Denzlingen aus wird die Angriffslinie
an der Nordfront aufgebaut, der Turm der Georgskirche wird erneut zum Beobachtungsposten
und der Kirchenraum der Michaelskirche zum Quartier der Soldaten. Die Kriegshandlungen
enden erst mit der Übergabe der Stadt Freiburg an die Franzosen am 1.
November.
Zum Jahr 1714 trägt Pfarrer Höltzlin in das Kirchenbuch ein:
[1.6]
"Nachgehends ist Freyburg von Königlich Französischen
Truppen belagert und erobert worden, und weylen das gantze Hauptquartier
allhier gewesen, hat sich die Gemeinde zerstreuet und nachdem sie wieder
nach Hauß gekommen, ist Herr Pfarrer Cloß gestorben." (Pfarrer Cloß
war Vorgänger des Pfarrers Höltzlin).
1713 – 1714, Ende des Spanischen Erbfolgekriegs
Mit dem Friedensschluss von Utrecht 1713 und Rastatt 1714 wird die
Auseinandersetzung im Spanischen Erbfolgekrieg beendet.
1714, Erlass einer Mühlenordnung
Markgraf Karl III. Wilhelm von Baden-Durlach erläßt eine Mühlenordnung.
1715, Gründung der Stadt Karlsruhe
Markgraf Karl III. Wilhelm von Baden-Durlach (1709-1738) gründet die
Stadt Karlsruhe.
1715
(05.09.)
Wiederherstellung der oberen Kirche, so
bei Belagerung Freiburg’s im Langhaus ruiniert worden.
Nach dem Abzug der französischen Truppen im Jahr 1715 muss das
Kircheninnere der Georgskirche renoviert werden. Die Kosten für eine
neue Empore, neue Kirchenbänke und einen neuen Taufstein belaufen sich
auf 148 Gulden und 50 Kreuzer.
Es wurden größere Mengen an Baumaterialien (Steine, Holzbalken, Ziegel,
Fenster, Türen etc.) laut Rechnungen und Accord (Vereinbarung) an der
Kirche verarbeitet und eingebaut.
[GLA Karlsruhe. 229/17774]
1718/ 1719
Visitations-Protokoll. Wir erfahren einige wichtige Dinge zur oberen
Kirche. Es gibt eine Turmuhr, eine 2 Ztr. Glocke, jedoch keine Orgel.
[GLA Karlsruhe. 115, Visitations-Protokolle 1558-1808]
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Kontakt
>>
siehe Vorstand
Karten und Ortspläne
>> Aktueller Ortsplan (pdf)
>> Denzlingen 1873
>> Dorfplan 1752
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1728 „Gauss-Haus“, ein Fachwerkhaus aus dem Jahr 1728
Das Fachwerkhaus (heute Hauptstraße 78) wird im Jahr 1728 von Hans
Lupberger und seiner Ehefrau Eva Bischof erbaut. Nach Größe und Lage des
Areals, in der Nähe der Michaelskirche (Storchenturm) und der ehemaligen
Gemeindestube im alten Dorfzentrum und dem kürzlich wiederentdeckten
Tiefbrunnen handelt es sich vermutlich um ein ehemaligen altes Hofgut.
Die Besitzer nach dem Dreißigjährigen Krieg sind sicher auszumachen und
gehören zu den wirtschaftlich und politisch einflußreichen Familien im
Ort. Die nachfolgenden Besitzer des Hofgutes sind alle Nachfahren von
Hans Lupberger und Eva Bischof.
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Fachwerkhaus "Gauss-Haus",
Inschrift: Hans L(upberger) - 1728 - E(va) B(ischof) -
H(anny) H(ans) Zimmermann
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1733 Kaiserliche Offiziere in der Georgskirche beigesetzt
Zum Jahr 1733 finden sich zwei Einträge im Totenbuch der
Denzlinger Pfarrei über Bestattungen in der Georgskirche:
[1.6] "Anno
1733, den 14ten März, verstarb auf dem oberen freyburglichen Schlosse
und ward den 17ten allhier unter Begleitung vieler Herren Officier in
die Kirche unten an dem Taufstein begraben Herr Dominici Siegmund
Christoph von Münch, Ihro Gnaden Herrn Heinrich Peter von Münch,
Kayserlichen Obristes und Commandanten auff dem oberen freyburglichen
Schlosse, jüngster Herr Sohn. Alter 23½ Jahr".
Wenige Tage später,
am 8. April, wurde der genannte Vater Heinrich Peter von Münch ebenfalls
in der Georgskirche neben seinem Sohn beigesetzt. Wie es dazu kam, dass
diese beiden Soldaten in der Denzlinger Kirche beigesetzt wurden, ist
nicht bekannt. Bei der Renovierung der Kirche 1959 - 1961 hat man die
beiden Gräber unter dem Chor entdeckt.
1733, Kirchenglocken begehrte Objekte für durchziehende Soldaten
Neues Leid über den Ort bringen Soldaten, die
durch den Ort ziehen und alles mitnehmen, was sie in die Hände bekommen.. Begehrte Objekte sind
Kirchenglocken, da sie für militärische Zwecke eingeschmolzen werden
können.
1734, Kirchenglocken in Sicherheit gebracht
Die Glocken werden vorsichtshalber vom Turm entfernt und bei Emmendingen
versteckt aus Furcht, dass sie von Soldaten vom Turm geholt würden.
Darüber informiert eine Gemeinderechnung aus dem Jahre 1734:
[1.6]
"Alß man wegen des Kriegslärmens den 12. Oct. die Glocken auß dem
Kirchthurm gethan und weggeführt, hat man für Zährung 10 Gulden, 8
Kreuzer aus der Gemeindekasse bezahlt".
Ein Jahr später wird berichtet:
[1.6]
"Wie die zu Emmendingen geflüchtetet geweßenen großen Glocken wiederumb
abgeholt, aufgehängt worden. = 6 Gulden und 8 Kreuzer."
1740 – 1745, Einquartierungen und Kontributionen für das Militär
Zwischen 1740 und 1745 werden die Denzlinger wieder mit Einquartierungen
und Kontributionen für das Militär geplagt. Im August 1740 übernachten
400 österreichische Rekruten in Denzlingen.
1741
In diesem Jahr wurde eine neue Orgel in der Georgskirche Kirche
aufgebaut. [GA-DE. 1B-297, Gemeinderechnung 1741]
1742, Frondienste für die österreichische Armee beim Brückenbau
Denzlinger Bürger leisten Frondienste für die österreichische Armee beim
Brückenbau über den Rhein bei Breisach. Die Verpflegung für Mensch und
Vieh muß die Gemeindekasse tragen. Von Zeit zu Zeit reiten Vogt Hanny
und Stabhalter Stühlinger nach Breisach, um das nötige Geld zur
Verpflegung der dort arbeitenden Denzlinger zu überbringen.
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Fachwerkhaus "Gauss-Haus",
erbaut 1728
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1743, Panduren-Obrist von der Trenck im Ort
Im Frühjahr rückt der Panduren-Obrist von der Trenck mit seinem Kommando
von Waldkirch kommend in Denzlingen ein, setzt hier einen Rasttag an und
verlangt nach Fleisch, Brot und Wein,
[1.6] "da
man aber in der Gemeind mit Fleisch nicht versehen war, mußte der
Rechner auf Befehl lhro Gnaden Herrn Cammermeister und Landvogt von
Gemmingen in aller Eyl eine Kuh anschaffen und schlachten".
Forderungen einiger Gastwirte an die Gemeindekasse belegen, dass dies
nicht die einzige Einquartierung in jenem Jahr war.
[1.6] Am 21. Juli
1743 erhielt der Kronenwirt 9 Gulden, 2 Kreuzer aus der Gemeindekasse
wegen eines verpflegten Corps Husaren von 36 Mann. Birkenwirt und Vogt
Hanny erhielt zur gleichen Zeit 39 Gulden, während dem daß sich die
Königlich-Ungarischen oder Österreichische Armee am Rhein Strom
aufgehalten, durch hießigen Ort vielfältig marschierte Truppen und
Soldatesca bey ihm aufgegangen, Zährungen und anderes genommen.
1744 – 1745, 15.000 Soldaten mit Pferden kampieren im Ort
Die Franzosen stehen wieder vor den Toren Freiburgs und schleifen die
Festungen. Breisach wird 1745 von ihnen erobert und geschleift. Rund
15.000 Soldaten mit ihren Pferden, die alle von den Denzlingern
mitverpflegt werden mussten, kampieren während dieser Zeit im Ort und
auf den umliegenden Feldern. Die Soldaten nehmen in den Häusern,
Ställen, Scheunen und auf den Feldern mit, was sie vorfinden. Aus Not
und großem Leid versuchen die Einwohner, ihre Vorräte an sichere Orte zu bringen.
Mitunter stellt ein Kommandeur dem Ortsvorgesetzten ein Ultimatum,
entweder müsse genügend Essen und Getränke beschafft werden, oder der Ort
werde in Brand gesteckt. Der Vogt muss dann notgedrungen Ess- und
Trinkbares auftreiben, was die Gemeindekasse oft teuer zu stehen kommt.
In den Kirchenbüchern finden sich ebenfalls Spuren der fremden Soldaten:
[1.6] Am 31.
Oktober. 1744 wurde das Töchterlein eines französischer Unteroffiziers
namens Francois Maironix und seiner Ehefrau Margarete, geborene Radeny,
in der Georgskirche getauft. Am 6. Februar des folgenden Jahres brachte
die Denzlingerin Anna Maria Ewig einen Sohn zur Welt, dessen Vater ein
österreichischer Officier war, welcher eine zeitlang hier gelegen war.
1751 (16.03.)
Der Denzlinger Pfarrer Sonntag berichtet an die Domänenverwaltung in
Obernimburg über erhebliche Sturmschäden an Kirche. Die oben auf dem
Kranz stehende Leiter aufgehoben und herunter auf den Kirchhof geworfen.
[Raupp, Otto. Nachlaß Transkript. GLA Karlsruhe. 229/17781]
1752 (13.10.)
Bericht der Markgr. Geistl. Verwaltung Nimburg nach Karlsruhe. Die
Schäden am Dachstuhl werden als irreparabel bezeichet.
[Raupp, Otto. Nachlaß Transkript. GLA Karlsruhe.
229/17781]
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Grund-Riß von dem Dorf
Langen-Denzlingen samt Häußer und Gärthen von 1752
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1752, Ein französischer "Geometer" zu Gast
Um eine Beschreibung des Dorfbannes anzufertigen, kommt der französische
„Geometer" (Vermessungsingenieur) Claude Salmon mit seinem Sohn im
Auftrag des Markgrafen in den Ort. In monatlanger Arbeit werden
sämtliche Grundstücke vermessen, die jeweiligen Eigentümer notiert und
in „Cantons-Plänen" dokumentiert. Anfangs sind Vater und Sohn im
Gasthaus „Birke" untergebracht. Doch die Kosten für die Unterbringung
werden der Gemeinde zu hoch. Das Oberamt Emmendingen stellt jedoch klar,
dass die Gemeinde dafür aufkommen müsse:
[1.6] "Nach
ergangenem Hochfürstl. Befehl und des schon bey einem Jahr dahir
befindlichen Geometer Salmon vorgezeigter Instruction ist eine jede
Gemeindt, wo er sich in Geschäften aufhalte, dahin angewißen worden, das
ihme freye Logies, Holtz, Bett und Licht auf Gemeindts Kosten
verschaffet werden solle".
Daraufhin verlegt der Vogt den Geometer und dessen Sohn in die
Gemeindestube:
[1.6]
"Den 12. December hat man bezeichnetetn Salomon samt seinem Sohne, um
größter Kosten zu erspahren, auf die Gemeind Stube gethan, von solcher
Zeit an biß 12. May 1753 [hat] der Chirurgius Krautheimer ein Bett
hergegeben".
Die Gemeinde bezahlte dem Krautheimer für das Bett 7 Gulden 5 Kreuzer.
Insgesamt entstanden der Gemeinde Kosten in Höhe von 304 Gulden 12
Kreuzer.
Salmons Karten und Beschreibungen sind ein orts- und
familiengeschichtlich sehr wertvolles Dokument. Dank dieser Dokumente
ist uns heute die Lage, Größe und Besitzer von jedem Ackerfeld,
jeder Wiese und von allen Reb- und Waldstücken um die Mitte des 18.
Jahrhunderts bekannt. Sämtliche Häuser und Gärten im
Ortsetter sind ebenfalls aufgenommen worden.
Salmon unterteilte seine Beschreibung in Ackerfeld, Matten, Reben, Wald
sowie Häuser und Gärten. Das Ackerfeld umfaßt 80 Bezirke, die Matten
sind in 56 Bezirke, die Reben in 7 Bezirke, der Wald in 6 Bezirke, die
Häuser und Gärten in 12 Bezirke eingeteilt. Die Bezirke orientieren sich
an den damaligen Gewannnamen.
1754
Aufgrund des Gerüchtes, daß
[1.2]
im Denzlinger
Bann unweit des Dorfes, das lutherischer Religion ist, eine alte
zusammengefallene Kirche sei, worin ein Grab und glaublich der Leib des
hl. Bischofs Severin zu finden, daher so viele Leute sowohl katholischen
als lutherischen Glaubens heimlich dahin wallfahrteten,
besucht Michel Haiz,
der St. Petrische Hausmeister im Hof zu Freiburg,
die St.-Severins-Ruine und beschreibt die Reliefplatte in der Mitte des
Kirchleins als „Grabstein" des Bischofs.
1755
In diesem Jahr wurde von Glockengießer Bossier aus Colmar in Denzlingen
an Ort und Stelle zu den beiden vorhandenen Glocken der Georgskirche
eine neue Glocke gegossen.
[GA-DE. 1B-309, Gemeinderechnung 1755]
1756 (07.04.)
Einwohnerliste
Für die Georgskirche wird ein Neubau geplant, weil sie baufällig und zu
klein geworden ist. Zur Festlegung der Gebäudegröße soll die Zahl der
Einwohner bzw. die der Kirchenbesucher im Ort ermittelt und alle
Haushalte mit ihrer Personenzahl aufgenommen werden.
Im Streit um die
Erweiterung der oberen Kirche wird die Einwohnerzahl von Vogt Hans
Scheidecker an das Oberamt in Emmendingen gemeldet. 156 Männer, 170
Frauen, 139 Söhne, 154 Töchter, 63 Kinder, 28 Mägde. Gesamt 710
Einwohner.
[Raupp, Otto. Nachlaß Transkript. GLA Karlsruhe. 229/17781]
1756 (13.05.)
Der Markgraf erteilt
die neue Baugenehmigung für die
Georgskirche
an das Oberamt, Specialat und Geistl. Verwaltung.
[GLA Karlsruhe. 229/17781]
[1.2]
Der Denzlinger
Pfarrer fragt bei der Verwaltung Hochberg an, was mit der
Michaelskapelle geschehen solle und ob noch brauchbares Baumaterial beim
Erneuerungsbau der oberen Kirche (St. Georg) verwendet werden dürfe.
Daraufhin wird die Versteigerung des heruntergekommenen Kirchengebäudes
angeordnet. Dachlatten, -sparren und -ziegel werden um 29 Gulden
versteigert.
1760, Waldstück „Nonnenhölzle" per Gerichtsurteil aberkannt
Der Gemeinde Denzlingen wird das auf ihrer Gemarkung liegende Waldstück
„Nonnenhölzle" (im Unteren Wald) per Gerichtsurteil aberkannt.
1762, (13.06.)
Denzlinger Feuerwehr erste Erwähnung
In einem Denzlinger
Protokollbuch von 1758 - 1771 belegt ein Eintrag, dass es in Denzlingen
bereits 1762 eine organisierte Feuerwehr gab.
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1746-1803 Markgraf Karl
Friedrich von Baden-Durlach,
1803 Kurfürst,
1806-1811 Großherzog von Baden
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1771, Beide Badische Markgrafschaften wieder vereint
Nachdem die Ehe des Markgrafen August Georg von Baden-Baden kinderlos
geblieben ist und sich abzeichnet, dass die bernhardinische Linie im
Mannesstamm aussterben wird, handeln die seit 1515 getrennten badischen
Linien (Baden-Baden und Baden-Durlach) einen Erbvertrag aus, der nach
dem Tod des Baden-Badischen Markgrafen die Wiedervereinigung der beiden
badischen Länder vorsieht. Als Markgraf August Georg von Baden-Baden am
21.10.1771 stirbt, werden beide badischen Markgrafschaften nach 256
Jahren unter Markgraf Karl Friedrich von Baden-Durlach wieder vereint.
Wegen der unterschiedlichen Konfessionen - Baden-Baden war katholisch,
Baden-Durlach evangelisch - und großer Schulden von Baden-Baden, berührt
dieses Ereignis indirekt auch Denzlingen. Dem toleranten und
reformfreudigen Markgrafen Karl Friedrich gelingt es jedoch, die neuen
katholischen Untertanen zu integrieren und die Finanzen in Ordnung zu
bringen. Die vereinigte Markgrafschaft wird ein mittelgroßes, aber immer
noch stark zersplittertes Territorium.
>> wikipedia zu Markgrafschaft Baden
>> wikipedia zu Markgrafschaft Baden-Durlach
>> wikipedia zu Markgrafschaft Baden-Baden
>> wikipedia zu Liste der Markgrafen und Großherzöge von Baden
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Großherzogtum Baden
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Markgrafschaft Baden-Baden |
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Markgrafschaft
Baden-Durlach
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1740 – 1799, Jahreszahlen über den Kellereingängen
[1.6] Es gab
immer wieder Zeiträume in denen es den Denzlingern gut ging - Jahre, in
denen sie nicht von Durchmärschen, Einquartierungen und Kontributionen
geplagt waren und in Hoffnung auf bessere Zeiten ihre Anwesen
vergrößerten. Die Jahreszahlen über zahlreichen Kellereingängen könnten
aus solchen Jahren sein. Es ist nicht bekannt, ob die Häuser neu erbaut
oder nur die Keller neu- bzw. umgebaut wurden.
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Jahreszahlen über den
Haus- und Kellereingängen alter Denzlinger Häuser:
oben von links: 1740 Haus Hauptstr. 43,
1774 Haus Hauptstr. 18,
1789 Haus Kronenstr. 4,
1790 Haus Hauptstr. 68,
unten von links: 1783 Haus Hauptstr. 16,
1788 Haus Waldkircher Str. 8,
1792 Haus Hauptstr. 61,
1799 Haus Hauptstr. 133, |
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1772,
Mit diesem Jahr beginnen die Aufzeichnungen des Denzlinger
Gerichtsschreibers (1818) und späteren Vogtes (1830) Christian Rappold
[1.2]
über die
merkwirdigen Sachen, wo sich ... in unserm Dorf Denzlingen zugetragen
haben.
1773 Amtmann Johann Georg Schlosser in Denzlingen
Bei der Kirchenvisitation 1773 beklagt sich Pfarrer Johann Ludwig
Rebstock aus Denzlingen, dass die Bewohner des Unterdorfes oft zu spät
zum Gottesdienst kommen, weil sie durch die vielen Bäume an der
Dorfstraße und den neuen Anbau an der Gemeindestube das Glockengeläute
nicht mehr hören könnten. Der Vorschlag, den Turm der Georgskirche um ein
Stockwerk zu erhöhen und die Fenster in der Glockenstube zu vergrößern,
wird vom baupflichtigen Waldkircher St. Margarethenstift als zu teuer
abgelehnt. Es wird ein Ortstermin am 20. Juni 1776 vereinbart, an dem
von markgräflicher Seite der Amtmann Johann Georg Schlosser und
Landbaumeister
Zoller, vom Margarethenstift Waldkirch Custos Ringwald, Amtsverwalter
Franz Matthias, Zimmermeister Anton Böhler und von der Gemeinde
Denzlingen der Vogt Conrad Nübling und Beat Scherberger teilnehmen.
Schlosser berichtet das Ergebnis des Ortstermins am 23. Juli 1776 nach Karlsruhe:
[1.6] "Es hat
sich gezeigt, daß wenn der Glockenstuhl erhöht werde und dieselben
alsdann doch nur um weniges höher gehängt werden könne, an dem Thurm
selbst etwas aufgesetzt werden müßte. Diese Veränderungen sind aber von
der Arth, daß man sie, ohne dem Thurm beträchtlichen Nachteil
zuzuziehen, nicht anrathen kann. Zudem würde ihre Wirkung sehr ungewiß
sein, da sch deutlich bemerken lasse, daß der Schall nicht wegen der
Tiefe der Glocken sich
[zu] verbreiten gehindert wird, sondern daß die noch nicht lange
erbaute Gemeindestube ihn alleine aufhält, indem man bis an diese den
Glockenschall deutlich vernimmt, gleich hinter dieser aber nichts mehr
davon hört. Wie nun unter diesen Umständen die Erhöhung der Glocken
weder möglich noch nützlich noch räthlich scheint, so können wir nicht
anders antragen, als daß von diesem Project Abstand zu nehmen sey. Und
mögen die Denzlinger Unterdörfler, wenn sie sich nicht anders helfen
können, allenfalls auf die Gemeinde Stube ein Glöcklein setzen".
Bekanntlich
wurde kein Glöcklein auf auf die Gemeindestube gesetzt. Mit dem Bericht
war die Sache offenbar abgeschlossen.
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1763, Befehlsbuch für Langen Dentzlingen de Anno 1763
Befehle und Anordnungen des
Oberamtes in Emmendingen wurden durch Eintrag in ein Befehlsbuch in schriftlicher Form an die Ortsvorgesetzten
weitergegeben. Ein
"solches Befehl Buch für Langen Dentzlingen de Anno 1763"
ist überliefert. Darin befinden sich neben wichtigen und eingreifenden
Anordnungen auch ganz banale Befehle wie der vom 5. Mai 1764:
[1.6] "Ein
Hochfürstlicher Befehl an die Förster daß man die Geweihe der Hirschen,
welche die Förster und Untertanen in den Wäldern und Feldern finden, zur
Forstverwaltung hinführet und vor gnädigster Herrschaft verkaufet".
In Bezug auf Ordnung und Sittlichkeit waren die Anweisungen streng und
ausführlich. Versäumter Gottestdienstbesuch, abendlicher
Wirtshausbesuch, Trunkenheit sowie Tanz, Spiele und "Unzucht" wurden als
sündhaft bewertet und bestraft. Solche Vergehen sollen gemäß einem
Befehl vom 13. Juni 1765:
[1.6] " sämtl.
Herren Pfarrer und ihr Vorgesetzte ohne Nachsicht oder Parteylichkeit
der Obrigkeit anzeigen, da das Nachtschwärmen bey jungen Leuthe ein zu
reißen beginnt, diese auf das ernstliche gemahnt werden sollen. Es
sollen einige fromme und in Ansehen stehende Richter bestellt werden,
welche auf die Aufführung junger Leuth Aufsicht haben und die Jungen
anzeigen, so sich keiner guten Aufführung befleißigen. Bei denen
Töchtern , besonders von Spielleuthen, soll das Sonntags Spielen
durchgehend fleißig beobachtet werden. So sollen an einigen Orths mit
Schreyen und Johlen verknüpfte Versammlungen junger Leuthe nach dem
Abendgottesdienst geschehen, wie auch das Scheibenschlagen am Sonntag
nicht zu dulden sey. Ist auch der fleißige Besuch von Wirtshäusern von
... Trunkenbolden ... auf die Räumung zu gesetzlicher Zeit zu achten und
die Anzeige an das Oberamtzu machen. Die Herren Pfarrer [sollen] die
Wirthe zu einem gottesfürchtigen Betragen leiten. Im übrigen ist von den
Herrn Pfarrern und Vorgesetzten das Kegeln, wo es durch guthe
Ermahnungen nicht abgebracht werden kann, wenigstens um Geld oder
Geldwerth, besonders zur Nachtzeit, [zu verbieten]"
Am 29. Mai 1771 schreibt das Oberamt
[1.6]
"An die lieben Vorgesetzten. 1) Es
sollen nämlich alle und jeder, so auf dem Felde oder Garten Diebstahl
begangen, ... außer die Schulkinder, als welche diesfalls öffentlich und
unnachsichtlich in der Schule zu züchtigen sind, in die Geige auf dem
Lasterstein unter Anhängung eines Stücks des Gestohlenen, und zwar in
dem Orth, wo der Feld Diebstahl begangen wurde, ohne Ansehen der Person
zu einer Zeit, wo mehrere Leuthe solche Bestrafung wahrnehmen, nämlich
in der Stund, wo die Schulkinder in oder aus der Schule gehen, gestellt
werden. Diejenigen, welche sich nach erlittener Bestrafung zum zweiten
Mal in Feld oder Garten Diebstahl vergehen, [sollen] nicht mehr
von den Vorgesetzten bestraft, sondern die Sache bei Oberamt berichtlich
angezeigt und von dießem solche untersucht, sodann das weitere verfügt
werden".
Drei Jahrzehnte später geht es um dieselben Probleme. Das Oberamt
schreibt am 1. Oktober 1794:
[1.6]
"Liebe Vorgesetzte, man hat mit äußerstem Missfallen vernehmen müssen,
dass einige ledige Burschen an Sonntägen nach dem Exerzieren sich
eigenmächthig die Erlaubnis zum Tanzen heraus nehmen, damit den größten
Unfug treiben und die Sonntagsfeyer bey Seite gesetzt werde. Da man
diesen Unfug ein für allemal nicht gestatten kann, so habt ihr, die
Vorgesetzten, euren Wirthen sogleich vorzufordern und ihnen zu bedeuten,
dass man jeden, der am Sonntag das Tanzen in seinem Hauss duldet, mit 10
Reichs Thaler und nach Befinden mit Einziehung des Schildes bestrafen
werde. Jeder der sich dabey als Spielmann gebrauchen lasset, ist
sogleich beym Kopf zu nehmen und gefänglich anhero zu liefern. Willen
die exerzierenden jungen Purschen sich dieses Späthjahr einmal in der
Woche mit Tanzen [vergnügen]
, so wird man ihnen hirzu auf einem Pfarramt ... ohne Tanz Zettel hirzu
die Erlaubnis ertheilen. Über jeden Übertretungsfall gefärtiget man sich
eine baldige gemeinschaftl. berichtl. Anzeige."
1776 (20.06.)
Aufgrund der Beschwerde des Pfarrers Rebstock (Visitation 1773) haben
Hofrat Schlosser von Emmendingen, Vertreter des St. Margarethenstifts
Waldkirch und Vogt Nübling geprüft, ob das Läuten im Unterdorf gehört
werden kann. [GLA Karlsruhe. 229/ 17760]
1783, Abschaffung der Leibeigenschaft
Markgraf
Karl Friedrich von Baden hebt die Leibeigenschaft auf. Damit tritt auch
in den landesherrlichen Dörfern die staatsrechtliche Stellung
gleichgeordneter Bürger an die Stelle lehensherrlicher Untertänigkeit. Die
Abschaffung der Leibeigenschaft ist von besonderer Bedeutung für die
Markgrafschaft, den sie ist ein erster Schritt hin zur Emanzipation der Untertanen. Der Erlass des
Markgrafen Carl Friedrich
von Gottes Gnaden Marggrav zu Baden und Hochberg
vom 23. Juli 1783 bringt zwar noch nicht die völlige Freiheit, bewirkt
aber doch gewisse Erleichterungen bei einzelnen Abgaben.
Der Erlass bestimmt damit
[1.6] "die
völlige Aufhebung der Leibeigenschaft mit den damit verbundenen Abgaben,
des Lacherben Gelds
(= Erbschaftssteuer),
des Abzugspfundzolls
(= eine Abgabe bei Auswanderung),
der Manumißions
Tax (= eine
Gebühr, die dem Leibeigenen die Freizügigkeit gestattete),
des
Leibschillings
(= eine jährliche Abgabe der Leibeigenen, wie etwa das Fastnachtshuhn),
des Besthaupts
im Todfall (bei
männlichen Leibeigenen im Todesfall die Abgabe des besten Stück Viehs,
bei weiblichen Leibeigenen im Todesfall die Abgabe das beste
Kleidungsstückes).
Wie wir damit
und mit dem Nachlaß anderer Abgaben zu beweisen suchen, sind Wir
jederzeit Unsern getreuen Unterthanen in Unserer Gravschaft zugethan." |
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1789 (14. 7.)
Beginn der französischen Revolution mit dem Sturm auf die Bastille
Im Elsaß lehnen sich im Juli 1789 am ganzen Rhein entlang die Bauern und
Bürger gegen die Obrigkeit auf. In Straßburg rebelliert die Garnison in
der ersten Augustwoche 1789 und befreit die Gefangenen.
Dann greifen die
Unruhen auch auf die rechte Rheinseite über.
In Endingen a. K wird mit einem Anschlag an der St. Peterskirche zum
Aufstand und Widerstand gegen Anordnungen aufgerufen. In der Ortenau
brechen an mehreren Orten Unruhen aus. Die vorderösterreichische
Regierung in Freiburg berichtete nach Wien, dass der Samen der Unruhe
auch schon in den Herrschaften St. Peter, St. Märgen ... zu fassen
beginnt. Diese Vorgänge zeigen, dass die Ereignisse in Frankreich auch
diesseits des Rheins Auswirkungen haben.
Trotz sofortigen
Gegenmaßnahmen des Markgrafen kommt es zu Aktionen in der Bevölkerung, vor
allem gegen die Klöster Ettenheimmünster, Schuttern usw.. Auch in
Denzlingen kommt es zu Unruhen.
Es gibt viele Hinweise, dass es im Dorf soziale Probleme gab und es für
einen größeren Protest nur eines Auslösers bedurfte. Die
Ideen der Französischen Revolution – mit dem Wunsch nach Freiheit und
dem Bestreben, ungerechtfertigte Unterdrückung abzuschütteln - dürften
auch in der
Markgrafschaft und in Denzlingen rasch Verbreitung gefunden haben.
1789, Erlass, der das Waldstück "Nonnenhölzle" endgültig der
Almendgenossenschaft Teningen, Nimburg, Bottingen, Wasser zuspricht,
erzeugt Unruhen in Denzlingen
1760 wird der Gemeinde Denzlingen das Waldstück „Nonnenhölzle" per
Gerichtsurteil aberkannt und im August 1789 per Erlass endgültig der
Almendgenossenschaft Teningen, Nimburg, Bottingen, Wasser zugesprochen.
Noch im selben Jahr 1789 läßt das Oberamt Emmendingen neue Grenzsteine
setzen.
Mit Bekanntwerden des Gerichtsurteils gibt es am 29. August 1789 in
Denzlingen tumultartige Unruhen. Ein Denzlinger wird nach Protesten
verhaftet und in Emmendingen in den Turm gesperrt. Der Plan ihn
gewaltsam zu befreien wird wieder aufgegeben, nachdem die angeforderte Unterstützung
aus den Nachbargemeinden ausbleibt. In Karlsruhe hat
man die Befürchtung, dass die Denzlinger Unruhen durch die Ereignisse in
Frankreich beeinflußt sind und die Denzlinger ermutigt hat, sich im
August 1789 wegen der Wegnahme des Waldstückes gegen ihre Herrschaft
aufzulehnen. Deshalb wird mit aller Schärfe gegen die Rädelsführer
vorgegangen.
Die Rädelsführer werden schnell ermittelt und verhört. 14 Männer werden
als Aufrührer und Rädelsführer der Unruhen identifiziert. Die vier
Hauptbeschuldigten werden zu Zuchthausstrafen verurteilt und sofort nach
Pforzheim abtransportiert. Sechs weitere Aufrührer werden zu 14-tägiger
schwerer
Wuhrarbeit
(Arbeiten an Flüssen, Bachläufen und Wassergräben) verurteilt.
[1.6] Die Nächte
mussten sie, an den Füßen angekettet, im Emmendinger Turm verbringen.
Dazu kamen Prügelstrafen. Die restlichen vier Rädelsführer wurden zu
einigen Tagen Wuhrarbeit verurteilt. Die beteiligten Denzlinger haben
für ihr Aufbegehren einen hohen Preis bezahlt, und die Gemeinde musste
sich schließlich mit dem Verlust des „Nonnenhölzle" abfinden. Das
Waldstück blieb für die Denzlinger für immer verloren und gehört heute
zur Gemarkung Wasser.
Es ist nicht eindeutig auszumachen, ob die Wegnahme des „Nonnenhölzle"
der alleinige Grund für die Unruhen war oder ob noch andere Gründe
mitspielten. In den Verhörprotokollen werden noch verschiedene andere Gründe
angeführt: die 1777 von Oberamtmann Schlosser durchgesetzte Änderung der
Fronleistungen (die Geldzahlung anstelle von Fronarbeiten vorsah), sowie
die grundsätzliche Missachtung der „alten Rechte" (um dieses Waldstück
führte die Gemeinde mit der Forstmeisterei Hochberg einen jahrzehntelangen Prozess, nachweisbar durch zahlreiche
Belege in den Gemeinderechungen)
1790
Gegen die wohlhabenderen Denzlinger Bauern, die den „Kuhbauern" und
Tagelöhnern die Nutzung der gemeinsamen Weidefläche verwehren, kommt es
im Dorf zu einer Revolte. Zur Beschwichtigung der Unterdrückten wird
angeordnet, daß zwei der freigewordenen Gerichtsstellen
[1.2]
fortan
durch zwey rechtschaffene und brauchbare Männer aus der niederen oder
Tagelöhners Classe ersezzet werden:
1792 Ende der Grenzstreitigkeiten mit Heuweiler durch endgültige
Regelung
Zwischen Vorderösterreich und der Markgrafschaft Baden wird eine
Regelung getroffen, die den heutigen Grenzverlauf zwischen Heuweiler und
Denzlingen im Bereich des Flissert und Taubenbaches festschreibt. Dieser
Grenzverlauf war lange Zeit zwischen den beiden Gemeinden umstritten und
bis zur endgültigen Regelung zwischen Vorderöstereich und der
Markgrafschaft Baden immer wieder Anlass zu handgreiflichen
Auseinandersetzungen und Streitigkeiten. Die Grenzstreitigkeiten reichen
bis in die Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg zurück und sind durch
zahlreiche Schriftzeugnisse belegt.
Die Denzlinger berufen sich auf Rechte, die von dem ehemaligen
Schweigmühlenhof des Klosters St. Trudbert her stammen. Die Sache mir
dem Grenzverlauf wird – auch auf höherer politischer Ebene -
kompliziert, weil die Grenze zwischen Heuweiler und Denzlingen
nicht nur Gemarkungsgrenze, sondern zugleich auch die Landesgrenze
zwischen Baden (Denzlingen) und Vorderösterreich (Heuweiler) ist.
Die Streitigkeiten
mit handfesten Auseinandersetzungen werden im Buch
[1.6] ausführlich
und auf recht unterhaltsame, amüsante Art beschrieben.
Am 24. September 1792 begannen dann der Waldkircher Obervogt und der
badische Hofrat Roth mit der Steinsetzung zwischen Heuweiler und
Denzlingen. Die Steine befinden sich größtenteils noch heute an Ort und
Stelle und sind gut erhalten.
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1794, Leid unter den durchziehenden Koalitionstruppen
Truppenbewegungen der Koalitionskriege bringen im letzten Jahrzehnt mit
wiederholten Einquartierungen und Kontributionszahlungen nochmals große
Not für die Menschen in Denzlingen. Oberamtmann von Liebenstein schreibt
am 9. Dezember 1794 an die Gemeinde Denzlingen:
[1.6] Liebe
Vorgesetzte, von dem in die unteren Rhein Gegend Marschieren [den] ...
Warasdiner Franz. Bataillon wird den 13. dieses [Monats] in Denzlingen
ein Theil einer Division einrucken, daselbst Rastung halten und dann ...
[seinen] Marsch weiter fortsetzen. Ihr habt derohalben sowohl für die
Leute Unterkunft derMannschaften und Pferde ... gegen baare Bezahlung
abzugeben [als auch für die] Vorspannpferde Sorge zu tragen, auch den
Bäckern und Metzgern zurAnschaffung des nothigen Brodes und Fleisches
hiervon Nachricht zu geben".
Im Frühjahr darauf schreibt der Oberamtmann an den Denzlinger Vogt:
[1.6] "Gundelfingen,
16 Mai 1795: Mein lieber Vogt, ich war heute in Freiburg und habe
daselbsten den wahren Stand der durch Denzlingen ziehenden Corps
erfahren. Er ist folgender: 17. May —100 Mann Cavallerie, 18. May — 401
Mann Infanterie, 19. May — 486 Mann Infanterie, 20. May — 70 Mann
Artillerie und Bagage. Ich mache ihm dieses unverzüglich zu seiner
Nachricht von hier aus bekannt und bin Sein Freundwilliger v.
Liebenstein, Landvogt".
Am 25. Januar 1796 schreibt das Oberamt an die Vorgesetzten zu
Denzlingen.
[1.6]
"Durch
den von OberAmtswegen abgeschickten Herrn Geometer Brombacher sind die
Vorgesetzten zu Langen Denzlingen bereits benachrichtiget, dass heute in
das Spital der Armee Seine K. Hoheit des Herrn Prinzen von Conde
daselbsten eintreffen und in diesem Orte auf kurze Zeit verweilen wird.
(Es handelte sich um den geflüchteten französischen Prinzen Louis von
Conde, Herzog von Enghien, der sich seit 1792 mit einer Legion am
Oberrhein aufhielt und schließlich in österreichische Dienste trat.39)
Auf erhaltene Requisition wird aber hiermit dieser Befehl auch
schriftlich wiederholet: [Es] haben ... die Vorgesetzten nach
derAnweisung des Abgeordneten Herrn Geometer Brombacher sowohl wegen der
Unterbringung der Kranken und des übrigen Personalis, als auch wegen der
benöthigten Fuhren zu dessen weiterer Transportirung auf- oder abwärts
genau zu achten".
1796, Leid während Besetzung und Rückzug der französischen Armee
Unter dem Datum 10. Juli 1796 berichtet der Denzlinger Chronist
Christian Rappold:
[1.6]
"Im Jahr Christi ... 1796 sind die Franzosen das erste
Mahl in das Theuschland kommen. Sie sind bey Köllen über den Reihn; in
dieser Zeit ist es übel hergegangen; die Leuthe sind nirgend siecher
gewäsen, sowoll in den Häußern als in dem Feld. Sie sind den Leuthen
nachgeritten und Geldgeforderet und geraubt und gestohlen, was sie
bekommen haben. In dem nemlichen Jahr im Spedijahr, da der Herbst noch
in den Reben war, wurden die Franzoßen geschlagen. und mußten
ritterrieren; und die Riederrathe [Retirade „Rückzug"] traf unsere
Gegend und besonders unser Dorf Denzlingen. In dieser Zeit wurden mir
mit so vielen Franzoßen überfallen, das es schräklich gewäsen ist: Unser
ganzes Dorf und der ganze Bann ist alles ein Feir [Feuer] und ein
Lagergewäißen, und im Reberg haben sie die Reben verderbt und die
Trauben runder gehauen und die Steken verbrent. Es ist auch zu wißen,
das in dieser Zeit den Leuthen kein Schuh an den Füßen siecher gewäsen
ist. Da ist es hergegangen mit Freßen und Sauffen, Rauben und Stehlen,
14 Täg lang. Entlich ruckte die Kaiserliche Armee an, wo wir auch wieder
sehr überfallen worden seyn, wo doch entlich die Franzoßen haben mußen
abziehn und sich in ihr Land begäben".
Zwei Anweisungen aus Emmendingen machen deutlich, was die Besetzung
durch die Franzosen für Auswirkungen auf das öffentliche Leben hatte.
Schreiben vom 17. Juli 1796:
[1.6]
"Oberamt an Pfarramt und Vorgesetzte. Der Comandierende General der
französischen Truppen ist weit entfernt, unsere Gottesdienstlichen
Übungen auf irgend eine Art zu stören, wünscht nur, dass weder zur Zeit
dazu noch aus sonstigen Veranlassung eine oder mehrere Glocken angezogen
werden möchten, weil dieses von den Truppen missverstanden und zu
Verdrußlichkeiten Anlaß geben könnte. Die Wohlhochwürdigen Pfarrämter
und Ihr, die Vorgesetzten, wollen und sollet alo sich und Euch hiernach
achten".
Einen Tag später folgt ein weiteres Schreiben:
[1.6]
"Emmendingen,
18 Juli 1796, Liebe Vorgesetzte. Der Commandirende Herr General der
Republikanischen Truppen hat ausdrücklich erklärt, dass die bürgerliche
Justiz Pflege-Polizei und andere Geschäfte ihren ohnveränderlichen Gang
behalten, ja auf Erfordern der Obrigkeit gegen etwaige widerspenstige
Untergebene auch durch Militärischen Beistand unterstüzt werden soll".
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1796 Die Schlacht von Emmendingen — Gefecht bei Denzlingen
Die
Franzosen, die im Zusammenhang des Ersten Koalitionskrieges am 24. 6.
unter General Moreau bei Kehl über den Rhein vorgestoßen waren,
belästigen auf ihrem Rückzug auch die Denzlinger Bevölkerung, bevor sie
von den kaiserlichen Truppen vertrieben werden.
Französische Truppen (unter General Moreau) und kaiserliche Truppen unter
dem österreichischen Erzherzog Karl liefern sich rund um Denzlingen ein
Gefecht.
Moreau steht nach seinem Rückzug aus Bayern am 18. Oktober mit je einer
Division um Emmendingen, Riegel, Malterdingen sowie mit je einer halben
Division bei Waldkirch, Zähringen und bei Holzhausen. Am 19. Oktober
1796 rückt Erzherzog Karl endlich an. In mehreren Gefechten bei Bleibach,
Waldkirch, Denzlingen, Emmendingen, Köndringen, Riegel und Malterdingen
unterliegen die Franzosen und müssen sich zurückziehen.
Bei diesen Gefechten schlägt eine französische Kanonenkugel in die
Georgskirche ein und zerört das Kirchendach und die Orgel. Daraufhin
wird in Denzlingen eine Spendenaktion durchgeführt; die Sammlung
erbringt für die Reparatur der Orgel 61
Gulden und 5 Kreuzer (bei 224 Bürgerinnen und Bürgern). Im Februar 1797 wird die Orgel vom Orgelbauer
Hettich aus Freiburg wieder aufgebaut.
Im Spätjahr 1796 berichtet von Liebenstein an den Markgrafen in
Karlsruhe über die Situation in der Markgrafschaft Hachberg:
[1.6]
"Freitag,
den 14. Oktober, war der unglückliche Tag, an welchem die französische
Moreau'scheA rmee in das hiesige Oberamt eingerückt ist. ...Die
Ortschaften wurden damit vollgestopft, und weil diese Armee gar keine
Magazine mit sich führt, so muß das Land die Armee und Pferde
ernähren... Vorräthe von Mehl, Brot, Stroh, Hafer hatten wir nicht, weil
wir uns des Einrückens einer so großen Armee so schnell nicht versehen
konnten. .. Von Ordnung weiß man bei solcher Armee ohnedies gar nichts,
und also wurde aller Orten blos zugegriffen... Schon in den ersten 24
Stunden waren also das Elend und der Jammer bei uns schon groß, wozu das
anhaltende Regenwetter noch vieles beigetragen hat... Die ungedroschenen
Garben wurden aus den Scheuern auf das Feld hinaus geschleppt und zu
Hütten für die Truppen gebraucht, die Scheuern mit Soldaten vollgefüllt
... Ochsen, Kühe, Schweine ohne weiteres weggenommen und für das Militär
geschlachtet ... Thüren und Fensterläden verbrannt ... Die noch im Feld
befindlichen Rüben und Kartoffeln sind größtentheils zusammengetreten
... Beim Einrücken der Franzosen wollte man eben herbsten, die Soldaten
fielen aber haufenweise in die Reben ein und hätten sie nur den Erwachs
allein weggenommen, so wäre doch noch die Hoffnung auf das folgende fahr
übrig geblieben. Es wurden aber unzählige Stöcke abgehauen und Hütten
daraus gemacht. Die Rebstecken wurden verbrannt, und der wenig alte
Weinvorrat auf eine mehr als viehische Art gesoffen. Das ganze Oberamt
ist fast gänzlich zu Grunde gerichtet".
1798 Steuer- und heuzehntpflichtige Ausmärker
Um die Forderungen der Militärs nach Kontributions- und
Entschädigungszahlungen erfüllen zu können, mussten sich die Bürger
Kapital beschaffen. Dies erfolgte überwiegend durch Anleihen und
Grundstücksverkäufe an die vorderösterreichischen Nachbarn. Die
Folge war, dass sich ein beträchtlicher Anteil der Gemarkungsfläche
gegen Ende des 18.
Jahrhunderts im Besitz von Auswärtigen befand. Die Gemeinde erhielt zwar Steuern und
Abgaben, den Denzlinger Bauern fehlte jedoch der Ernteertrag von diesen
Feldern, wie Gras, Heu, Kartoffeln und Getreide. Immer mehr Felder und
Wiesen gerieten in ortsfremde Hände und immer weniger Ernteerträge
verblieben bei den Denzlingern.
Aus einer Aufstellung von 1798 ist zu erfahren, dass es insgesamt 54 ausländische Ausmärker gab (d.h.
Grundbesitzer), die keine markgräflichen Untertanen waren. Sie waren auf
Denzlinger Gemarkung Eigentümer von Wiesengelände, für das sie Steuern
bezahlen oder den Heuzehnt abzugeben hatten. Diese 54 Ausmärker setzten
sich aus 27 Glottertäler, 15 Heuweiler, 8 Föhrentäler und 4 Suggentäler
Bürgern zusammen.
1798 Hohe Schuldenlast zwingt die Gemeinde zum Verkauf ihrer Gemeindestube
[1.2]
Eine leere Gemeindekasse und eine hohe Schuldenlast veranlassen die
Gemeinde schliesslich, ihre Gemeindestube zu verkaufen. Die Gemeinde
verkauft die „Stube" an Jacob Reitzel, den Sohn des Kronenwirtes Ludwig
Reitzel, behält sich aber zwei heizbare Räume darin für den Vogt und das
Gericht sowie für die
Zwölf von der Gemeind
zur Nutzung vor. Außerdem muß der Stubenwirt für die Unterbringung von
Feuerspritze, Feuereimern und Feuerleitern, der öffentlichen Waage usw.
sorgen.
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Besondere Wetterereignisse des
Jahrhunderts
Quelle: aus dem
Gemeindearchiv Denzlingen 1A, 1B
Anno 1732: Wegen des erlittenen Unwetter anno 1732 sind die
Fenster auf der Gemeinde Stuben vom Wetter zerschlagen worden. Hießige
Gemeind hat nebst anderen das Unglück gehabt, daß von dem Hochgewitter
alle Feldfrüchte zerschlagen worden.
Anno 1738: Weiterhin hat hiesige Gemeind nebst anderen das
Unglück gehabt, daß anno 1738 von dem Hochgewitter alle Feldfrüchte
zerschlügen worden, weßwegen man einen Nachlaß erhalten. Zuvor aber sind
der Schaden in Augenschein genommen, Tabellen verfertigt und dabey in
allem nach der Reparation consumiert worden — 62 fl. Die Fenster auf der
Gemeinde Stuben, welche vom Wetter zerschlagen worden, haben gekostet zu
reparieren 1 f 11 xr.
Anno 1740: Alß in heurigem Sommer das Wetter in hießigen
Kirchthurm eingeschlagen und darumb verschiedens an der Uhren verdorben
wurde. Denen 4 Deputierten (vom Oberamt eingesetzte Sachverständige für
die Schadensaufnahme)
so den jüngsthen anno 1748 in dem Feldt erfolgten Wetter Schaden bey
OberAmt angezeiget, wurde solches Zahlt = lf 3x.
Anno 1760: Wegen dem dahier den 26 ten und 27 ten May 1760
gefallenen Hagel Wetter hat der Herr Burg Vogt Flach mit denen
Deputierten einen Augenschein eingenommen und nachgehends seinen
Scribent Hoyer hierher geschickt, welcher aus denen Zinßbüchlein die
beschädigten Felder ziehen mäßen, damit man den Nachlaß darnach
berechnen könne.
Anno 1772: In der Ernd anno 1772 ist bey uns ein Wolkenbruch
geschehen; es hat ein so groses Gewässer gäben, das Wasser ist das Dorf
hinunder geloffen, dass ein Stück Vieh es kaum erwatten hat können.
Anno 1775: Im May 1775 ist bey uns ein Grosses Wasser gewäsen,
die Elz hat ein groser Schaden gethan; sie hat in Kollnau viele Häusser
weggerissen, das Wasser hat an vielen Orden Grund und Boden genommen.
Auf unsern Matten an der Elz ist allerley fahrende Hab gelegen; auch im
Underland soll es Mühlen, auch Häusser verrissen haben. Ehe dieses große
Wasser gewäsen ist, hat man im Frühjahr des Nachts um 8,9 und 10 Uhr bey
14 Tagen lang eine Röthe am Himmel gesehen, viele Menschen erschraken
darüber, den [n] sie wußten nicht, was aus diesem werden wolle.
Anno 1781: Am Tag Johanny anno 1781, der an einem Sonntag war,
ist bei uns Nachmittag zwischen 1 und2 Uhr ein grausam schweres Wetter
mit starken Blitzen undDonnergewesen. Dieses schwere Wetter zog sich von
Freyburg über das Gebürk. Es wurde so finster, als um Betzeit man war in
der Kirch, auf einmal brauste das Wetter daher. Es verschlug die liebe
Frucht im Feld, die jungen Bäume litten großen Schaden. 55
Anno 1783: Am Heiligen drei König Tag anno 1783 ist ein Grosses
Wasser gewäsen, die Elz hat großen Schaden gethan, Brüken und Steeg
hinweggenommen. Im August ist bey uns traurige Zeit gewäsen, und das ein
ganzer Monat lang. Es stund an dem Himmel ein Näbel auf, durch diesen
Näbel verlor die liebe Sonne ihren Schein und wurde blutroth. Dadurch
warf die
liebe Sonne ihre Strahlen nicht mehr auf den Erdboden. Zu dieser Zeit
seyn wir traurig; gewäsen, einige profezeiten, es werde bald das End der
Welt kommen.
Anno 1784: Anfangs des Jahrs 1784 ist ein sehr kalter Winter
gewesen. Es hat auf der Ebene des Lands ein 3 Schuh tiefer Schnee
geschneid und über daß Gebürk 4 bis 7-8 Schuh tief In diesem Winder seyn
viele Wölf in das Land kommen, auch viele fremde Vögel aus andern
Ländern ber.
Anno 1788: Anno 1788 ist ein fruchtbares jahrgewäsen, es ist
alles wohlgerathen, Früchten und alles Obst und Gewächs; insgemein auch
viel und guter Wein, daß in 20 Jahren kein reichlicher Herbst so gewäsen
ist. Hat es letztere Täg vor dem Christag angefangen zu schnejen. Es ist
ein großer Wind kommen mit Windwirbel und hat der Schnee zusammen
geweid, daß alle Hohl Gassen dem Ebenen Boden gleich wurden. Es ist
darauf eine Kälte erfolgt, daß die Reben und fast alle Bäume verfroren
sind, auch zum Theil Menschen und viel Vögel. Das Vieh hat man wägen der
grimigen Kälde fast nicht erretten können.
Anno 1789: ist die Frucht im Feld so schön gewäsen, daß man sie
nicht schöner hat wünschen können. Aber Sonntags am Tag Johanne,
zwischen 2 und 3 Uhr, man war in der Kirche, zog ein schweres Wetter von
Breisach her mit starken Donnern und fürchterlichen Blizen. Es wurde so
finster, das man bald nicht mehr in einem Buch lesen konnte. Dieses
fürchterliche Wetter zog daher, daß man glaubte, es seye fast auf dem
Erdboden Bunden [unten]. Endlich brachte es ein Sturm Wind daher. Es
schlug Äst ab den Bäumen herrunder, Ziegel ab den Dächern, die Frucht im
Feld nebst allen Gewägsen insgemein ist verschlagen worden. Die jungen
Bäume litten großen Schaden, es gab Stein wie ein Ey.
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