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  Ortsgeschichte / Denzlingen im 19. Jahrhundert

Quellen: >> siehe Veröffentlichungen
Aus den Quellen übernommene Texte sind in blauer Schrift hervorgehoben
[1.2]
"Denzlingen, eine alemannische Siedlung im Breisgau", 1984

[1.6] Denzlingen" Ortschronik, Band 2: Vom Dreißigjährigen Krieg bis zum Ende des zweiten Weltkrieges, 2010

weitere Quellen:
[GA-DE. 1 A-390. Kirchen, Bau u. -Unterhaltung 1848-1942]
[GA-DE. 1B-405/1, Gemeinderechnung 1870]
[GA-DE. 1A-390, Bau und Unterhaltung der Kirche, 1848-1942]
[EPfAD. Kirchengemeinderats-Protokolle 1847-1911]
[EPfAD. Baufondsrechnung 1897/98]

Externe Links zum Thema:
>> wikipedia zu Markgrafschaft Baden
>> wikipedia zu Markgrafschaft Baden-Durlach
>> wikipedia zu Liste der Markgrafen und Großherzöge von Baden

 

>> wikipedia zu Wiener Kongress

>> wikipedia zu Baden in napoleonischer Zeit

>> wikipedia zu Baden im 19-ten Jahrhundert

 

>> wikipedia zu Großherzoglich Badische Staatseisenbahnen
>> wikipedia zu Staatseisenbahn erste Lokomotiven

 

>> zurück zur Zeittafel

 

Die Auflösung des "Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation", Napoleons Aufstieg, seine Kriege und Schlachten und die dadurch ausgelösten territorialen Veränderungen bringen zu Beginn des 19. Jahrhunderts gewaltige politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungen. Nach der französischen Revolution führt die Sehnsucht der Menschen nach Freiheit und Einheit und das mit der Industrialisierung einhergehende Bestreben nach Liberalisierung der Märkte zu demokratischer und parlamentarischer Mitbestimmung - trotz aller Bemühungen der Restauration. Aus dem Flickenteppich kleiner und kleinster Fürstentümer zu Beginn des Jahrhunderts entsteht allmählich das Deutsche Kaiserreich.

 

Die Markgrafschaft Baden wird unter Markgraf Karl Friedrich  1803 zum Kurfürstentum und 1806 zum Großherzogtum von Napoleons Gnaden aufgewertet. Von besonderer regionaler Bedeutung ist die Einbeziehung des vorderösterreichischen Breisgaus. Zur gleichen Zeit kommt es zur Aufhebung (Säkularisation) der Klöster (Tennenbach, St. Peter), der Stifte (Waldkirch) und Orden (Deutschorden Freiburg).

 

Als Folge dieser Ereignisse entfällt die Landesgrenze zwischen Denzlingen und seinen bisherigen österreichischen Nachbarn Buchholz, Glottertal, Heuweiler, Reute und Suggental . Die teilweise heute noch vorhandenen Grenzsteine am Einbollen und Flissert, die erst 1792 als Markierung der Landesgrenze errichtet worden waren, zeigen danach nur noch Ortsgrenzen in einem gemeinsamen Herrschaftsgebiet an. Die Bewohner dieser Ortschaften können sich nun ungehindert zwischen diesen bewegen, auch im Nachbarort arbeiten oder dort gar niederlassen. Aus den umliegenden (ehemals österreichischen Ortschaften) ziehen nun auch Menschen mit katholischer Konfession in den Ort. Für die alteingesessenen evangelischen Einwohner ist dies zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, ist aber für die weitere Entwicklung Denzlingens von besonderer Bedeutung.

 

Bahnbrechende Erfindungen wie Dampfmaschine, Verbrennungsmotor und Elektrizität markieren den Beginn einer neuen Zeit, ebenso wie die großen Entdeckungen und Entwicklungen im medizinischen und kulturellen Bereich.

 

1843 wird die Eisenbahnstrecke Heidelberg — Karlsruhe, 1844 Karlsruhe — Offenburg und 1845 Offenburg — Freiburg eröffnet. Basel wird im Jahr 1855 an die Strecke angebunden und Konstanz schließlich im Jahr 1863 erreicht. Mit dem Bau der „Großherzoglichen Eisenbahn" erhält Denzlingen eine eigene Bahnstation. Am 31. Juli 1845 hält der erste Zug in Denzlingen.

 

Mit der Fertigstellung der Elztalbahn 1875 bis Waldkirch und 1901 bis Elzach wird die Denzlinger Bahnstation zu einer Umsteigestation und zum Umschlagplatz für Waren und Güter aller Art für die Gewerbebetriebe im Elztal. Als Folge dieser guten Bedingungen siedeln sich immer mehr tabakverarbeitende Betriebe und andere Firmen in Denzlingen an. Dadurch erhöht sich der Bedarf an Arbeitskräften und die Bevölkerungszahl steigt rasch an. Zu Beginn des Jahrhunderts zählt Denzlingen etwa 1.000 Einwohner. Am Ende leben 1.613 Menschen im Ort, was eine Zunahme von mehr als 60 % bedeutet. Denzlingen entwickelt sich langsam vom rein landwirtschaftlich geprägten Ort mit Hofbauern, Knechten und Mägden zu einer Gemeinde mit einem aufblühenden Gewerbe und einer wachsenden Arbeiterschaft. Vereine entstehen und führen die Menschen außerhalb der Arbeit und ihrer Familien zusammen. Die Ideale des Liberalismus stellen die religiösen und politischen Autoritäten zunehmend in Frage, so dass sich auch in Denzlingen die Gemeindeverwaltung und die Kirche zeitweise bedroht sehen und sich bemühen, die überlieferten Werte, Gesetze und die öffentliche Ordnung in einer vom Wandel geprägten Zeit aufrecht zu halten.

 
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Großherzog Karl Ludwig Friedrich von Baden (res. 1811- 1818)
 

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1801, Friedensschlusses zwischen Frankreich und Österreich in Luneville
Aus Anlass des Friedensschlusses werden für den 7. Juni 1801 im ganzen Großherzogtum Friedensfeste angeordnet.


[1.6] Die Gemeindeverwaltung bestellte aus diesem Anlass beim Bäckermeister Friedrich Kaiser 180 Wecken für die Schulkinder, das Stück zu 3 Kreuzer. In der Georgskirche werden feierliche Gottesdienste abgehalten, zu denen die Chor Musicanten vom löblichen Collegiat Waldkirch verpflichtet wurden. Vier Männer wurden beauftragt, Böller abzufeuern. Die Gesamtrechnung der Gemeinde lautete: "11 Gulden 30 Kreuzer baares Geld, für Mittagessen 3 Gulden 30 Kreuzer, für Abendessen 3 Gulden, dazu 13 Maaß Wein a 40 Kreuzer = 8 Gulden 40 Kreuzer. Für die 4 Mann Schützen a 24 Kreuzer und 8 Kreuzer Brod = 1 Gulden 44 Kreuzer. Insgesamt 28 Gulden 24 Kreuzer 1".

1803, Markgrafschaft Baden wird zum Kurfürstentum
Die Markgrafschaft Baden wird unter Markgraf Karl Friedrich (*1728 -
1811) zum Kurfürstentum von Napoleons Gnaden aufgewertet. Der Markgraf wird zum Vasallen Napoleons.

 

1804, Napoleon wird Kaiser
 

1806, Markgrafschaft Baden wird zum Großherzogtum

Baden wird vom Kurfürstentum zum Großherzogtum aufgewertet. Umfang und Einwohnerzahl des Großherzogtums haben sich infolge des Friedens zu Preßburg und des Rheinverbundvertrages bis zum Tode Karl Friedrichs (1811) vervierfacht.

 

1806, Erfindung der Gaslaterne

1806, Auflösung des "Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation"

Die Auflösung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation", Napoleons Aufstieg und die dadurch ausgelösten territorialen Veränderungen lassen aus dem Flickenteppich kleiner und kleinster Fürstentümer zu Beginn des Jahrhunderts allmählich das Deutsche Kaiserreich entstehen.

1806, Kontributionen und Einquartierungen
Belegt durch Rechnungen der Gemeindestube, Birke und Krone ist
[1.6] "Im Januar 1806 ist der französische General Baussard in Emmendingen gelegen, und die Kosten von 1.593 fi seiner Bewirthung sind auf das ganze Amt Hochburg umgelegt worden. Nach Anlage hat die hiesige Gemeinde Denzlingen 115 fl 6 xr zu bezahlen. Im Spätjahr 1806 sind auch hier, wie andernorts, die Offiziere des im Quartier gelegenen französischen General Baussard mit den Dragonern in den Wirtshäusern auf Gemeindekosten bewirtet worden. Die Gemeindekasse hatte 913 fl zu bezahlen".
 

 
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Großherzogtum Baden

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1807, Hochzeit des Erbprinzen Karl Ludwig Friedrich von Baden
Zur Hochzeit des Erbprinzen Karl Ludwig Friedrich von Baden mit der Adoptivtochter Napoleons I., Stephanie de Beauharnais, muß die Gemeinde nochmals tief in die Gemeindekasse greifen: 882 Gulden müssen zu einem Geschenk der Markgrafschaft Hochberg beigesteuert werden. Eine weitere Feier gibt es 1808, bei der anlässlich des Friedensfestes nach dem Preußischen Krieg eine Kirchenmusik mit Musikanten veranstaltet wird.

 

1808, Napoleon fordert badische Soldaten für seinen Spanienfeldzug an.
Unter den 1.733 Infanteristen und 205 Artilleristen, die sich daraufhin am 24. August über Kehl auf den Weg durch Frankreich nach Spanien machen, sind auch der Denzlinger Christian Gaus, der noch im gleichen Jahr in Spanien ums Leben kommt.

 

1811, Erfindung der Konservendose

 

1812, Napoleon zieht gegen Moskau


1813 (20.2), Gemeinde erwirbt die Michaelskirche (heute Storchenturm)
Mit Erlass vom 20. Februar 1813 gibt das Großherzogliche Finanzministerium sein Einverständnis dazu,
[1.6] "dass die alte Kapelle in Denzlingen, welche bisherHerrschaftliches Eigentum war, samt dem Platz an die Gemeinde Denzlingen für 307 fl. verkauft wird - abzüglich der Kosten für den Abbruch des Mauerwerks und Räumung des Platzes von 74 fl".

Die ehemalige Kirche soll in ein Feuerwehrgerätehaus umgebaut werden. Bis zu diesem Zeitpunkt waren die Feuerspritze, Feuereimer und Gerätschaften in den gegenüberliegenden Räumlichkeiten der ehemaligen Gemeindestube untergebracht, die 1798 verkauft worden war und seither als Wirtshaus „Stube" diente. Die Umbaumaßnahmen bringen tiefgreifende Veränderungen an dem Bauwerk der ehemaligen Michaelskirche mit sich, von der seit 1756 nur noch Mauerreste und der Turm übrig waren. Sie stand ursprünglich auf einer kleinen Anhöhe etwa 1 bis 1,5 Meter über dem Niveau der Dorfstraße. Damit die Feuerspritze ungehindert ein- und ausfahren konnte, wurde der Boden des Kirchenraumes auf das Niveau der Straße abgesenkt. Durch diese Veränderung und weitere Umbauarbeiten ist vermutlich einiges an historischer Bausubstanz unwiederbringlich verloren gegangen.

 

 

Kontakt

>> siehe Vorstand

Karten und Ortspläne

>> Aktueller Ortsplan (pdf)
>> Denzlingen 1873

>> Dorfplan 1752

 

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1813
Denzlingen,
„auch wegen seiner Ausdehnung Langendenzlingen genannt, gehört zu dem zweyten Landamt Freyburg und zählt mit dem Stecken- und Mauracherhof 1028 Seelen, 1 Kirche, 1 Schule, 185 Wohngebäude".

Eine Karte des Großherzoglich-Badischen Katasteramtes gibt einen Überblick über die Gemarkung Denzlingen und die überkommenen Flurnamen

 

1813 (16.-19. 10.) Völkerschlacht von Leipzig.
 

 
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Zisterzienserkloster Tennenbach, um 1160 gegründet. Nach der Aufhebung des Klosters als Lazarett genutzt und später als Baustoffquelle abgeräumt. Die Klosterkirche wurde 1829 als ev. Ludwigskirche in Freiburg aufgebaut. Diese wurde aber 1944 zerstört. Nur der Chor der Kapelle (rechts im Bild) ist heute noch erhalten.
 

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1813 – 1814, Lazarett und Massengrab in Tennenbach
Während der Befreiungskriege zogen viele Tausend Soldaten der Koalitionstruppen auf ihrem Weg nach Frankreich durch den Breisgau - im Winter 1813/14 bis zu 210.000 Soldaten. Darunter befanden sich viele Verwundete und Kranke, für die in Freiburg und Waldkirch Lazarette eingerichtet wurden. Doch diese waren bald überfüllt, so dass die Klostergebäude der ehemaligen Zisterzienserabtei Tennenbach, die seit der Säkularisation leer standen, als zusätzliches Lazarett eingerichtet wurden. Seit dem 12. Dezember 1813 werden dort verwundete und kranke österreichische und bayerische Soldaten versorgt. Viele leiden an Ruhr und Typhus; etwa 1.500 von ihnen sollen im ehemaligen Kloster ihren Verwundungen oder den ansteckenden Krankheiten erlegen sein. Man bestattet sie in einem Massengrab im nahe gelegenen Wald, wo noch heute ein Denkmal mit folgender Inschrift an die Toten erinnert:
[1.6] "Von den siegreichenArmeen Sr. Majestät des Kaisers & Königs Franz von Österreich & seiner Majestät des Königs Maximilian von Bayern erlagen in den Freiheitskämpfen 1813 & 1814, 1.500 Österreicher & Bayern in der nahen Cistercienser Abtei Thennenbach an ihren Wunden und am Lazarettfieber & fanden hier die letzte Ruhestätte. R.I.P."

1813 – 1814, Kontributionen und Einquartierungen in den Befreiungskriegen
[1.6] In der Gemeinderechnung von 1817 finden sich Ersatzforderungen Denzlinger Bürger an das Großherzogliche 2. Landamt Freiburg. Für Pferde und Wagen, welche bei geforderten Diensten für das Militär 1813 zugrunde gegangen sind, forderten: Jacob Gebhard 27 Gulden, Johannes Hellers Witwe 70 Gulden, Benedikt Krieg 76 Gulden, Georg Lips 160 Gulden, Johannes Lips 88 Gulden, Joh. Georg Nübling 63 Gulden, Martin Nübling 143 Gulden, Matthias Nübling 124 Gulden, Christian Rappold 40 Gulden, Georg Rappold 176 Gulden, Johann Georg Rießens Frau 88 Gulden, Jacob Schafthauser 176 Gulden, Christian Scherberger 203 Gulden, Joh. Georg Scherbergers Witwe 120 Gulden, Matthias Strübin 84 Gulden, Matthias Wagner 33 Gulden. "Dem Jakob Nübling hier, Ersatzfür vorgelegtes Geld zur Bezahlung eines russischen Wachtmeisters, welcher mit Gewalt 13 Frohnwägen verlangte und sich nachher mit zwey begnügte".

 

 
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Schlacht bei Austerlitz
Frankreich (Napoleon): 203.133 Mann, 84.000 Verluste -
Gegner: Rußland, Österreich, Preußen, Schweden (FM Fürst Schwarzenberg): 361.942 Mann und 53.775 Verluste
 

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Der Denzlinger Chronist Christian Rappold schreibt zum Jahre 1813: [1.6] "3 Wochen vor Weybnachten wurde unser ganzes Land mit dem leidigen Krieg überfallen. Der Kaiser von Rußland, der Kaiser von Östreich, der König von Preussen nebst dem ganzen Rheinischen Bund und allen Allierten Fürsten zogen daher mit einer grossen Macht und überfielen Frankreich. Zu selbiger Zeit haben wir so viel Einquartierung bekommen, daß es unß fast unerthräglich gewäsen ist. Wir haben alle Tag unser Dorf voll Militär gehabt, kurz zu schreiben, es ist hergegangen, daß man bald nicht mehr gewußt hat, wo man genug Lebens Mittel auftreiben will. Die Soldaten haben zwar einen strengen Befehl gehabt, uns als Freunde zu behandeln. Es wurden uns auch Vorschriften gegeben, was man einem jeden geben muß, aber durch die starke Überfaltung wurde solches nicht beachtet, sondern sie gingen unbarmherzig mit den Leuten um. Man mußte ihnen bereit geben, was sie verlangten. Besonders den Russen, denen hat man fast nicht genug Brandenwein aufgebracht. Man hat ihnen ganze Maß Brandenwein müssen auf den Tisch stellen. Nebst diesem allem haben sie die Leute noch barbarisch behandelt und sie rumgestoßen und geschlagen. Anno 1813 ist so viel Zweschtgenwasser gewachsen, daß es unbeschreiblich ist. Aber in etlichen Wochen war fast alles gesoffen. Zu dieser Zeit sind die Leuthe nebst der Einquartierung noch mit gar vielem Frohnen und Schanzen belästiget gewäsen, daß man bald nicht mehr gewußt hat, wo man Geld genug auftreiben will. Nach allem Erdulden regte noch das leidige Nervenfieber in unsere Gemeinde ein, welches viele Leuthe angegriffen und auch viele in ihren besten Jahren gestorben seyn."

Denzlinger müssen in den Jahren 1813/14 große Mengen an Hafer und Heu an das Militär liefern und werden dafür nur teilweise entschädigt.
[1.6] Die größten Posten liefern der „Wiedertäufer"" Benedict König auf dem Steckenhof mit 129 Sester Haber, wofür er eine Vergütung in Höhe von 180,36 Gulden erhält. Der Heimburger Jakob Hofmann liefert 313 Zentner Heu und erhält112,12 Gulden, Stubenwirt Reitzel 72,5 Zentner Heu für 217,30 Gulden.

Für die zum Schanzen bei Bottingen abgegebenen Schaltkärren (Handwagen) fordern Joh. Georg Müller, Schmied, 4 Gulden, Mathias Schumacher 4 Gulden, Konrad Stühlinger 4 Gulden, Jacob Wagner 4 Gulden. Martin Nübling fordert als Obmann bey den Schanzarbeiten um St. Märgen für 4 Tage 6 Gulden.

Diese Zahlungen tragen mit dazu bei, dass die Gemeindekasse wieder einmal leer wird und die Gemeinde sich um eine Aufbesserung ihrer Finanzen bemühen muß. Sie ist mit diesen Problemen nicht allein; auch die umliegenden markgräflichen Gemeinden klagen über leere Kassen. Aus dem Jahr 1814 findet sich der Hinweis, dass der Vogt Lörch wegen einer Reise im Jahr 1814 nach Basel, um alldort für mehrere Gemeinden Geld aufzunehmen, ... 5 Gulden 18 Kreuzer forderte.

Die Handwerker haben in dieser Zeit viel zu tun, was die Gemeindekasse ebenfalls belastet: Für die durchziehenden Truppen müssen Wagen repariert, Pferde beschlagen, Uniformen ausgebessert und Schuhe repariert werden. Für „Arbeiten für's Militär" fordern der
[1.6]Wagner Christian Nübling 5,24 Gulden, Schneider Gottfried Witzemann 14,28 Gulden, der Schmied Johann Georg Müller für die Beschlagung der Pferde der 5. Company der 19. Mährischen Kriegstransport-Division und für die Dragoner Pferde des Erzherzogs Karl 316,39 Gulden, der Schmied Andreas Nübling für die Reparatur von Wagen der Russischen Artillerie, für die er zwei Nächte gearbeitet hat, 258,34 Gulden; Schuster Christian Rieß 57,12 Gulden, Sattler Christian Schaffhauser 13 Gulden und Schmied Matthias Müller für Eisen und Holz 71,40 Gulden."

1813 (Dezember ), Hoher Besuch in Denzlingen
Im Dezember 1813 fahren Kaiser Franz I. von Österreich, König Friedrich Wilhelm II. von Preußen und Zar Alexander I. von Russland mit ihrer Gefolgschaft auf ihrem Weg nach Freiburg durch Denzlingen (Manche Denzlinger werden staunend und vielleicht auch winkend an der Dorfstraße gestanden haben ..)
 

 
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Napoleon Bonaparte

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1814 (Mai ), Friedenschluß und Verbannung Napoleons auf die Insel Elba
Christian Rappold berichtet:
[1.6] "Die drei Monarchen kamen selbst in unsere Gegend und fahrten durch unser Dorf und hielten sich einige Zeit in Freyburg auf, all wo sie von da ihren Weg nach Frankreich und in einer kurzen Zeit nach Paris nahmen. Endlich wurde im May 1814 der Frieden geschlossen, und der Französische Kaiser Napoleon wurde vom Thron gestürzt und kam in die Verbannung auf die Insel Elba".

 

1814 - 1815, Wiener Kongress
Nach der Niederlage und Verbannung von Napoleon Bonaparte, der die politische Landkarte des Kontinentes erheblich verändert hatte, legt der Wiener Kongress vom 18. September 1814 bis 9. Juni 1815 in Europa die Grenzen neu fest und definiert neue Staaten. Unter der Leitung des österreichischen Außenministers Fürst von Metternich beraten politisch bevollmächtigte Vertreter aus rund 200 europäischen Staaten, Herrschaften, Körperschaften und Städten, (darunter alle bedeutenden Mächte Europas mit Ausnahme des Osmanischen Reiches). Die Großmächte Russland, Vereinigtes Königreich, Österreich, Preußen, die wiederhergestellte französische Monarchie und der Kirchenstaat spielen die führende Rolle. Die deutschen Probleme werden jedoch angesichts ihres Umfangs von den übrigen europäischen Angelegenheiten getrennt behandelt.


1816, Geburt des Erbgroßherzogs Alexander
Nach der Geburt des Erbgroßherzog Alexander am 1. Mai 1816 werden im ganzen Großherzogtum Freudenfeste veranstaltet. In Denzlingen wird dies am 5. Mai mit zahlreichen Böllerschüssen gefeiert. Der kleine Prinz stirbt jedoch kurze Zeit später wie sein bereits 1812 noch ungetauft verstorbener kleiner Bruder, der nach verbreiteter Ansicht (die von der Großherzogin Stephanie selbst geteilt wurde), der legendäre Kaspar Hauser gewesen sein soll.

Die Feiern sind auch willkommene Abwechslungen in den Kriegszeiten, unter denen Denzlingen zu Beginn des Jahrhunderts zu leiden hat - mit ungeordneten Verhältnisse, Kontributionszahlungen und erheblichen Kosten für die durchziehenden und oftmals im Ort rastenden Militärs. Indiz dafür sind die zu mehreren Jahren zusammengefassten Gemeinderechnungen der Jahre 1806-09,1810-14,1815-17.

 

1816, Ein Jahr ohne Sommer

 

1817, Erfindung des Laufrad (Draisine)

1817, 300-jährige Jubiläum des Reformationstages
Das 300-jährige Jubiläum des Reformationstages am 31. Oktober 1817 wird in Denzlingen in großem Rahmen gefeiert. Johann Karl Deimling, von 1799 bis 1824 Pfarrer in Denzlingen, und Vogt Johann Georg Nübling hatten zu diesem Anlaß für den Festgottesdienst eine 16-köpfige
türkische Musik aus Waldkirch verpflichtet. Für ein Paradieren in der Kirche wird die Bürgerwehr in Obergaloschen von einem bestellten Offizier zwei Wochen lang vorbereitet, und sie schießt vor und nach dem Gottesdienst Ehrensalven ab. Man läßt sich das Fest etwas kosten: Pfarrer, Ortsvorgesetzte, Musikanten und Bürgerwehr werden anschließend beim Stubenwirth Jacob Reitzel mit einem Freudenmahl bewirtet. [1.6] Dies alles hatten Pfarrer und Vogt ohne die erforderliche Obervormundschaftliche Decretur beschlossen; und so gab es wegen der hohen Kosten von 70 Gulden ein Nachspiel. Vogt und Pfarrer mussten sich für ihr eigenmächtiges Handeln rechtfertigen. Da dies alles aber zu Ehren der Reformation angeordnet worden war, gab die Herrschaft nachträglich ihren Segen.

     

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1817, Chronist Rappold zur Auswanderung nach Amerika
Vergessen waren offenbar für wenige Tage die große Not und das Elend, das 71 Einwohner in den beiden Jahren zuvor aus Verzweiflung veranlasst hatte, gemeinsam mit Hunderten aus dem Amtsbezirk Emmendingen über Amsterdam nach Nordamerika auszuwandern. Die Ursachen für die große Not waren extrem schlechte Witterungsverhältnisse, insbesondere im Jahr 1816, mit viel Regen und Kälte, in deren Folge die Ernte fast völlig ausfiel und die Lebensmittel knapp und teuer wurden. Die ärmeren Einwohner traf dies besonders hart. Der bereits mehrfach genannte Chronist Christian Rappold (1787-1844), Gerichtsschreiber und Vogt, berichtet zu 1817, [1.6] "dass am heiligen Himmelfahrtstag (15. Mai) viele Leute aus unserem Dorf Denzlingen und zu gleich aus dem ganzen Land, aus Mangel und Not nach Amerika gezogen sind". Mit dem Jahr 1818, wo Getreide, Obst und Wein gut gerathen sind, kam alles wieder ordentlich ins Geleise, überliefert ein anderer Chronist.

 

1818, Erfindung des Revolvers

 

1819, Entdeckung des Elektromagnetismus

 

1821, Erfindung des Elektromotors

 

1823, Erfindung des Feuerzeugs

1825
, Erfindung der Blindenschrift

1826
, Erfindung der  Schiffsschraube

1827
, Erfindung der  Photographie (Daguerre)

1828, Gründung des Roten Kreuzes

1829
, Erfindung der Nähmaschine (u.a. von Singer)

1831
, Erfindung des  Dynamo / Transformator

1832, Großer Brand in Denzlingen
In der Osternacht vom 22. auf den 23. April des Jahres 1832 gibt es in Denzlingen einen Großbrand, dem drei Häuser im Unterdorf zum Opfer fielen. Außer diesen Häusern werden noch weitere drei Scheunen mit Stallungen und die Bierbrauerei des Johann Adam Fieß vernichtet. Über die Brandursache ist nichts überliefert.

Da es damals üblich war, dass die zu Hilfe geeilten Feuerwehren nach Beendigung der Löscharbeiten in den Gasthäusern auf Gemeinderechnung bewirtet wurden, können wir aus den erhaltenen Belegen ersehen, aus welchen Orten Hilfe herbeigeeilt war.
[1.6] Aus der Gemeindekasse wurden erstattet: dem Kronenwirt Reitzel, bei dem Männer der Iöschgruppen aus Freiburg, Emmendingen, Mundingen, Köndringen, Vörstetten und Bottingen eingekehrt waren, 64,52 f l; dem Grünbaumwirt Hanny, der die Löschgruppen aus Vörstetten,. Reute, Wasser, Emmendingen, Köndringen und Teningen bewirtet hatte, 33, -fl. Der StubenwirtReitzel erhielt 15,30 fl., weil er unter anderem die Männer der Löschgruppen aus Sexau, Waldkirch, Buchholz bewirtet hatte; dem Ochsenwirt wurden 5,52fi vergütet, da er die Löschgruppen aus Glottertal versorgt hatte, und der Beck Wagner schließlich erhielt 6 fl, weil er die Waldkircher Löschgruppe mit Branntwein und Brot versorgt hatte. Insgesamt wurden 120 Maß Wein ausgeschenkt; das entspricht 180 Litern.

Für die durch Brand Verunglückten zu Denzlingen wird daraufhin im Amtsbezirk Emmendingen eine Sammlung milder Unterstützungsneiträge von wohltätigen Vaterlands- und Menschenfreunden veranstaltet. Dabei ist exakt vermerkt, welche Verluste die vom Brand Betroffenen erlitten haben. Als Ergebnis notierte der Denzlinger Pfarrer Friedrich Trautz am 26. August 1832:
[1.6] "Die auswärts gesammelten Spenden betrugen 90 Gulden, 42 Kreuzer". Dazu spendet die Redaktion der „Freiburger Zeitung" 70 Gulden, 8 Kreuzer. In einer Sitzung des Kirchengemeinderats am gleichen Tag über die Verteilung der Spenden entschieden. Aus den Feuerversicherungsbüchern ist ersichtlich, dass die Anwesen Fieß, Wagner und Sick schon im folgenden Jahr wieder in Stand gesetzt waren.

1833, Badisches Gesetz zur Ablösung des Zehnten verkündet
Am 17. Dezember 1833 wird das Gesetz zur Zehntablösung verkündet und darin festgelegt:
• Die Ablösung des Zehnten ist grundsätzlich möglich. Alle Zehnten von land- und forstwirtschaftlichen Erzeugnissen können abgelöst werden.
• Die Entschädigung beträgt die 20-fache Summe des jährlichen Reinertrages.
• Der Staat übernimmt von dieser Schuld 20 %, 80 % trägt der Zehntpflichtige.
• Es wird eine Zehntschuldentilgungskasse errichtet.
• Zehntbezüge, die einem und demselben Zehntberechtigten in einer Gemeinde zustehen, können nur zusammen abgelöst werden.

 

Von den geschilderten Anfängen bis zur gesetzlichen Regelung vergingen 15 Jahre.

Der Zehnte war ursprünglich eine Naturalsteuer, die Abgabe des zehnten Teils der Erträge aus Feldfrüchten, Forstwirtschaft und Viehzucht an die Kirche, später dann auch an weltliche Herrschaften. Den Zehntabgaben der Bauern standen in der Regel Gegenleistungen des Zehntempfängers gegenüber, d.h. Personalkosten für den Pfarrer sowie Bau- und Unterhaltspflichten für die Kirchengebäude. Zehntabgaben und Gegenleistungen bildeten ein kompliziertes Geflecht und lassen sich nicht immer klar und zweifelsfrei auf ihren Ursprung zurückführen.

Die Ermittlung und Berechnung der Zehnten war kompliziert. Im ausgehenden 18. Jahrhundert, waren die einzelnen Abgabeverpflichtungen kaum noch durchschaubar und Anlass zu permanenten Auseinandersetzungen zwischen den Zehntpflichtigen und Zehntberechtigten. Der Verwaltungsaufwand war unverhältnismäßig groß.

Am 13. April 1832 schließen die evangelische Pfarrei Denzlingen und die Gemeinde einen Vertrag zur Aufhebung des Blutzehnten. Mit allen Zehntberechtigten und -pflichtigen im Ort muesseb solche Ablösungen vollzogen werden. Immer sind zuerst der durchschnittliche Zehntertrag über den festgelegten Zeitraum und sodann dessen Wert zu ermitteln. Das zur Zehntablösung erforderliche Kapital hat oft eine hohe und lange Verschuldung der Bauern zur Folge.

 

Zur Finanzierung dieses hohen Kapitalbedarfs entstehen die Spar- und Darlehenskassen.

   

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Streckenplan der Großherzoglichen Eisenbahn 1870
 

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1833, Vorschlag zum Bau einer Eisenbahn von Mannheim nach Basel
Im Jahre 1833 wird der Regierung und dem Landtag vom Mannheimer Tabakfabrikanten Ludwig Newhouse der Bau einer Eisenbahn von Mannheim nach Basel vorgeschlagen. Das Gutachten über die wirtschaftlichen Aspekte des Eisenbahnbaus, von Staatsrat Karl Friedrich Nebenius, einem Mitglied der von Großherzog Leopold eingesetzten Kommission im Jahr 1837 vorlegt, bringt Argumente für den Bau dieser Eisenbahnstrecke vor, die einem neuzeitlichen Gutachten entnommen sein könnten: verstärkter Handel am Oberrhein, Hauptverkehrsroute Europas, vermehrter Warenaustausch, neue Arbeitsplätze. Als bekannt wird, dass auf der linken Rheinseite eine Bahnlinie von Basel nach Straßburg gebaut werden soll, beeilte man sich, um die Verlagerung der Handelsströme auf die linke Rheinseite zu vermeiden.


1834, Denzlingen hat 1197 (ev.) Einwohner,
2 katholische und 8 mennonitische
D
enzlingen hat unter dem Bürgermeister Johann Georg Wagner 1174 Einwohner evangelischer Konfession. Der Mauracher Hof hat 12 evangelische, der Steckenhof 11 evangelische, 2 katholische und 8 mennonitische Bewohner.

 
1838, Der Badische Landtag beschließt den Bau einer Eisenbahn auf Staatskosten
Im. März 1838 beschließt der Badische Landtag den Bau der Eisenbahn auf Staatskosten, von Mannheim nach Basel (und weiter bis Konstanz) und von Appenweier nach Kehl.

 

1839, Erfindung des Fahrrads

 

1840, Erste Briefmarke in England

1840 - 1845, Bau der Eisenbahn
Am 12. September 1840 wird die Strecke Mannheim-Heidelberg in Betrieb genommen. Die ersten Lokomotiven kommen aus England und werden nach den badischen Wappentieren „Löwe" und „Greif" genannt. Ab 1841 baut die Karlsruher Maschinenfabrik „Keßler und Martiensen" nach englischem Vorbild die erste badische Lokomotive, die 1842 unter dem Namen „Badenia" in Dienst gestellt werden. 1843 wird die Strecke Heidelberg — Karlsruhe, 1844 Karlsruhe — Offenburg und 1845 Offenburg — Freiburg eröffnet. Im Jahre 1855 wird schließlich Basel und 1863 Konstanz erreicht.
 

 

 
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Station "Langen-Denzlingen" 1864
 

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1845, Der erste Eisenbahnzug der „Großherzoglichen Eisenbahn" hält an der Station Langen-Denzlingen.
Am 31. Juli 1845 hält dann der erste Zug in Denzlingen. Mit dem Bau der Eisenbahn erhält der Ort eine eigene Bahnstation - optimale Bedingungen, die für seine weitere Entwicklung von großer Bedeutung sind. Der erste Bahnhof befand sich damals weiter südlich vom heutigen Bahnhof. 1864 wird, gleichzeitig mit dem Bau des zweiten Gleises, ein neues größeres Bahnhofgebäude errichtet, das heute noch genutzt wird.

Ein Antrag der Gemeinden Denzlingen, Vörstetten, Heuweiler, Föhrental, Unter- und Oberglottertal und Waldkirch im Jahr 1848 zur Errichtung eines Güterschuppens bei der Station Denzlingen bleibt unbeantwortet, weitere Anfragen und Gesuche werden 1854 von der Großherzogleiche Eisenbahngesellschaft abschlägig beschieden; Auch Bürgerversammlungen 1858 in Vörstetten und in Denzlingen sprechen sich gegen eine finanzielle Beteiligung am Güterschuppen aus. Erst 1862 / 1863 erwirbt die Großherzogleiche Eisenbahngesellschaft von der Gemeinde Denzlingen das für den Bau der neuen Bahnstation erforderliche Gelände und schafft damit die Vorrausetzungen für den Bau einer Güterhalle.

   
 

 
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Ausfahrt eines Zuges aus dem Bahnhof Heidelberg 1840
 

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Anleihe zur Finanzierung der Eisenbahn 1845/49
 

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1845, Gründung eines Männergesangvereins
Ein Männergesangverein wird gegründet.

Denzlingen hat 1.630 Einwohner
 

1846 (12.10.)
Ausbesserungsarbeiten im Innern des Kirchturms der Georgskirche
[EPfAD. Baufondsrechnung 1846]

 

 
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Regulierte Elz
 

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1846, Fertigstellung der Elzregulierung
Vor der Regulierung war die Elz ein unberechenbares, je nach Wasserverhältnissen wild mäanderndes Gewässer; im Oberlauf ein starkes Gefälle; von Waldkirch ab flußabwärts ein natürliches Überschwemmungsgebiet. Dort kam es immer wieder zu Überschwemmungen, die oft zu großen Schäden führten. Bedeutende Hochwasser gab es in den Jahren 1801, 1811, 1816, 1819, 1824, 1828, 1830, 1831, 1832, 1833, 1834 und 1836. Viele Klagen, Bittschriften und Petitionen der betroffenen Gemeinden (auch Denzlingen) an den Markgrafen, später an den Großherzog und an die Ständeversammlung in Karlsruhe wurden eingereicht, bis das Projekt der Regulierung endlich in Angriff genommen wurde.

 

1831 wird mit den konkreten Planungen begonnen.. Am 28. August 1835 wird das Kanalbau-Gesetz für den Bau des Leopoldkanals von Riegel zum Rhein vom Landtag mit einem Zuschuss von 300.000 Gulden aus der Staatskasse beschlossen.

In das heutige Flussbett wurde die Elz in der Mitte des 19. Jahrhundert und ein letztes Mal in den 1970-ger Jahren verlegt. Die Bauweise erfolgte mit der erprobten Methode, dass längs des künftigen Flußbettes Faschinen in den Boden eingebaut und dann mittels Leitgraben die Erosionskräfte des Wassers genutzt wurden.

Die Regulierung erweißt sich für die nun von Überschwemmungen geschützten Orte Wasser, Emmendingen, Teningen, Köndringen, Riegel und Kenzingen als sehr segensreich. Auch die Wiesen zwischen dem Mauracherberg und der Elz, die zuvor oftmals von den Überschwemmungen betroffen waren, sind nun besser geschützt und können landwirtschaftliche genutzt werden. Hochwasserkatastrophen, wie die Dammbrüche im Dezember 1882 am Kollmarsreuter Wehr und die Überschwemmung im März 1896, bleiben fortan Ausnahmen.

 

1847, Eröffnung „Grüner Baum“

   

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1846-1855, Not, Hunger, Elend
Große Hungersnot und Arbeitslosigkeit markieren die Jahre 1846 – 1855 als Folge schlechter Witterungseinflüsse und großer Ernteausfälle (wie bei der verheerenden Not in den Jahren 1816 - 1817), die zu einer extremen Verknappung und damit Teuerung der Lebensmittel führten. Die im Vergleich zu 1813 (1.028 Einwohner) bis zum Jahr 1845 (1.630 Einwohner) stark angestiegene Einwohnerzahl (eine Zunahme von 59 %) verschärfte die Krise zusätzlich, da im Wesentlichen nur die gleiche Ackerfläche verfügbar war und eine Verknappung der Lebensmittel zur Folge hatte. Dies führt beim ärmeren Teil der Einwohnerschaft zu Hunger und Elend. Die Zahl derer, die sich nicht mehr selbstständig ernähren konnten, wird auf bis zu 300 Personen angegeben.

 

Sie sind auf Almosen und die Unterstützung durch die Gemeinde angewiesen. Diese errichtet noch 1846 eine Suppenanstalt, die den Hungernden täglich eine Suppe reicht. Durch diese zusätzlichen Kosten verschuldet sich die Gemeinde zunehmend und muss nach einem Ausweg aus der Krise suchen. Diesen Ausweg glaubt man in der Verschickung der notleidenden Armen nach Amerika gefunden zu haben. Bürgermeister Strübin und Pfarrer Rupp werden vom Oberamt Emmendingen aufgefordert, eine Liste mit Namen der notorisch armen Suppenempfänger zu erstellen, die für eine Auswanderung in Frage kommen. Dieses traurige Dokument mit 274 Namen ist erhalten.
 

 
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Schlacht bei Kandern 1848
 

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1848 - 1849, Badische Revolution
In diesem Jahr greifen die Republikaner nach der Macht, und der Großherzog muss fliehen. Das vom ihm herbeigerufene preußische Militär (unter dem Kommando des "Kartätschenprinzen") beendet jedoch rasch diesen Traum. In der Folge wandern zahlreiche Denzlinger nach Amerika aus, auch um der Strafverfolgung zu entgehen.
 

Als Ende Februar 1848 in Frankreich der Bürgerkönig Louis-Philippe I. gestürzt und die zweite Republik ausgerufen wird, erwacht auch rechts des Rheins eine Freiheitsbewegung. In Baden sind es vor allem die Rechtsanwälte Friedrich Hecker und Gustav Struve, die unbedingte Pressefreiheit, Schwurgerichte nach dem Vorbilde Englands, Volksbewaffnung und die sofortige Herstellung eines "teutschen" Parlaments fordern. Das Lager der badischen Revolutionäre ist in Anhänger einer konstitutionellen Monarchie und Anhänger einer Republik gespalten.


Bereits am 29. Februar versammeln sich in Freiburg etwa 800 Personen im Saal der „Harmonie" und ein „Volksausschuss" mit Forderungen nach Karlsruhe entsendet. Am 26. März wird zu einer großen Volksversammlung auf dem Münsterplatz aufgerufen, an der rund 25.000 Menschen aus der ganzen Umgebung teilnehmen, darunter auch das „erste Aufgebot" der Denzlinger Bürgerwehr, das unter Führung von Bürgermeister Christian Strübin geschlossen nach Freiburg zieht.

 

Die Konstituierung der gewählten Frankfurter Nationalversammlung kann den Elan Heckers nicht bremsen. Er will den bewaffneten Aufstand und fordert die Abgeordneten in der Paulskirche auf: "Zieht mit uns, statt leeres Stroh in Frankfurt zu dreschen". Am 12. April ruft er in Konstanz das Volk im Namen einer provisorischen Regierung zu einer bewaffneten Erhebung auf und zieht, unterwegs Freiwillige werbend, nach Norden. Regierungstruppen schlagen den revolutionären Heckerzug im Gefecht auf der Scheideck bei Kandern in die Flucht.
 

Friedrich Hecker, Radikaldemokrat und eine der führenden Persönlichkeiten des Badischen Landtages, hält vom Balkon des Suggenbads aus eine „zündende Ansprache" an das Volk. Nachdem die Lage von Woche zu Woche eskaliert, werden am Ostersonntag (23. April) Revolutionstruppen unter dem Anführer Franz Sigel (einem ehemaligen Leutnant der badischen Armee), auf ihrem Weg nach Freiburg von Regierungstruppen bei Günterstal zurückgeworfen. Dennoch können die Freischärler unter Sigel und Struwe am folgenden Tag in die Stadt Freiburg eindringen. Nach blutigen Straßen- und Barrikadenkämpfen werden die schlecht bewaffneten Aufständischen aber rasch von den Regierungstruppen wieder vertrieben.

 

Auch Denzlinger sind dabei beteiligt. So soll Christian Schneider am Ostersonntag auf Veranlassung des Denzlinger Pfarrersohnes und Studenten Friedrich Rupp die Bürger aufgefordert haben, mit Gewehren und Pickeln zum Barrikadenbau nach Freiburg zu kommen (Den Angaben der Staatsanwaltschaft zufolge hatte der Aufruf großen Erfolg).

 
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Straßenkämpfe in Freiburg 1848
 

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Nach der Niederlage flüchten zahlreiche Revolutionäre, unter ihnen auch Denzlinger Bürger, über den Schloßberg in den Schwarzwald. Gegen einige Mitglieder der Bürgerwehr, Christian Schneider, Andreas Rübelmann und Friedrich Rupp, wird anschließend wegen Beteiligung an hochverräterischen Unternehmungen ermittelt

 

[1.6] Besonders Rupp zählte mit Lehrer Söhnlein zu den Anführern und geistigen Köpfen der republikanischen Bewegung in Denzlingen (sein Vater, Philipp Heinrich Rupp, war von 1845 bis 1869 Pfarrer in Denzlingen). Friedrich Rupp trat auf der turbulenten Volksversammlung am 23. April 1848 auf dem Karlsplatz in Freiburg, als die Revolutionäre nach der Niederlage Sigels in Günterstal verunsichert waren, in Erscheinung. Bei jener Versammlung forderte der Seidenfabrikant Carl Mez die Freischärler zur Besonnenheit auf, und Karl von Rotteck junior hielt die Fortsetzung des Kampfes für sinnlos. Da sprang der Theologiestudent Rupp auf die Tribüne und rief: "Wir sind nicht zusammen gekommen um zu rathen, sondern um zu thaten, ich schlage deshalb den Freiburger Turnwart Langsdorff als unseren Oberanführer vor." Das Kommando des vorgeschlagenen Medizinstudenten und Turnwarts Georg von Langsdorff über die Freischärler sollte nur einen Tag dauern. Weil er vom Münsterturm aus das Geschehen beobachtete, ging er als „Münstergeneral" in die Geschichte ein. Friedrich Rupp gelang die Flucht nach Amerika, wo er sich in Belleville/Illinois niederließ und als Lehrer und Zeitungsredakteur arbeitete. Sein Vater reichte am 11.09.1848 - vermutlich ohne Erfolg - ein Amnestiegesuch für seinen Sohn beim Oberamt ein.

Für die meisten Denzlinger bleibt ihr revolutionäres Engagement ohne direkte strafrechtliche Folgen. Im Anschluss an diese Ereignisse kommt es allerdings am 17. Mai 1848 zu Einquartierungen von Bundestruppen. Sie bleiben bis zum 20. Mai im Ort. Äußerlich kehrt wieder Ruhe ein, aber die Sehnsucht nach demokratischer Mitbestimmung und Freiheit bleibt. Noch im Revolutionsjahr 1848 wird ein örtlicher Volks- oder sogenannter Märzverein gegründet, dessen Mitglieder demokratisch-republikanische Ideen verfolgen. Als treibende Kraft machen die badischen Behörden Unterlehrer Söhnlein aus. Die Behörden glauben Hinweise zu besitzen, dass auch der Gesangverein, den Unterlehrer Söhnlein leitete, als Forum für republikanische und radikale Äußerungen dient.
 

Im Mai 1849 ("Maiaufstand") führt die Ablehnung der von der Frankfurter Nationalversammlung erarbeiteten deutschen Verfassung durch die meisten Landesregierungen zu einem letztem Aufbäumen der revolutionären Bestrebungen besonders in Baden. Am 11. Mai 1849 kommt es in Freiburg zu einer Verbrüderung der Republikaner mit dem 2. Badischen Infanterieregiment. Am 12. Mai forderte das Volk in Offenburg die Anerkennung der Reichsverfassung durch die badische Regierung. Die Bundesfestung Rastatt erhebt sich. Zu dieser Zeit  und während der mehrwöchigen Herrschaft der provisorischen revolutionären Landesausschüsse mobilisiert die Gemeinde erneut ein Aufgebot der Bürgerwehr, das auf Kosten der Gemeinde auch eine militärisch Ausbildung erhält.

 

Am 28. Juni 1849 tagt eine verfassungsgebende Versammlung im Basler Hof in Freiburg. Auf Antrag des aus seiner Haft in Rastatt befreiten Abgeordneten Struve beschließt das Gremium, den Krieg gegen die Feinde der deutschen Einheit und Freiheit mit allen zu Gebote stehenden Mitteln fortzusetzen. Oberst Sigel übernimmt das Kommando über das verbliebene Revolutionsheer, zu dem auch Freischärler aus dem Elsass und der Schweiz hinzustossen.

Schließlich ruft der geflüchtete Großherzog Leopold von Baden preußische Truppen zu Hilfe, die das badische Revolutionsheer bei Mannheim und Waghäusel vernichtend schlagen. Nachdem auch die Schlacht bei Gernsbach verloren ist, löst sich das Revolutionsheer auf. Die Bundesfestung Rastatt, in der sich der Rest der Revolutionsarmee verschanzt, wird am 23. Juli 1849 aufgegeben, und der Großherzog kann am 19. August in einem Galawagen wieder feierlich in Karlsruhe einziehen.
 

Nach der endgültiger Niederschlagung der Erhebung in Baden durch preußische Truppen (unter dem Kommando des "Kartätschenprinzen") nehmen Mitte Juli die Standgerichte der badisch-preußischen Militärtribunale ihre blutige Arbeit auf. Überall im Großherzogtum werden die Revolutionäre und ihre Sympathisanten verhaftet. Es folgen Standgerichte, Verurteilungen und Hinrichtungen. Viele entkommen der Strafverfolgung nur durch Flucht ins Ausland. Gegen 43 Denzlinger Bürger wird wegen ihrer Teilnahme an „hochverräterischen Unternehmungen" ermittelt, soweit sie sich nicht bereits durch Flucht den Ermittlungen entzogen haben.

 

Denzlingen kommt das Abenteuer Revolution finanziell teuer zu stehen. Die Kosten für die Bekämpfung der Revolution werden durch entsprechende Gesetze den Kommunen aufgebürdet. Im Zuge der „Säuberungsmaßnahmen" nach der gescheiterten Revolution wird im August 1849 durch Erlass des Großherzoglichen Landeskommissars für den Oberrheinkreis auch der komplette Denzlinger Gemeinderat abgesetzt.

Die Niederwerfung des Badischen Aufstandes bedeutete für lange Zeit das Ende der revolutionär-bürgerlichen Freiheits- und Einheitsbestrebungen in Deutschland und den Beginn der "preußischen" Dominanz in Deutschland.

Das Heckerlied erinnert an den Geist der revolutionären Badener. Dennoch - Im Zusammenhang mit der Badischen Revolution werden jedoch die grund- und leibherrschaftlichen Vorrechte der Feudalherren beseitigt.

   

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1846 - 1849, Der Heidachwald wird Bürgerfeld
Zur Gemeinde gehörte auf der nordöstlichen Gemarkung, westlich des Lossele, das Waldstück „Heidachwald“. Es wurde nicht nur als Holzschlaggebiet, sondern auch als Schweineweide für die Bürger des Oberdorfs genutzt und hatte im Mattstein eine Entsprechung für die Unterdörfler. Es war üblich, dass der Schweinehirt oder die -hirtin die Tiere im Ort sammelte, auf die Weide führte und abends wieder in den Ort zurückbrachte.

Als die Gemeinde zwischen 1810 und 1820 hoch verschuldet war und die Gemeindekasse dringend Geld benötigte, war offenbar schon allzu viel Holz geschlagen worden. Der Wald hatte sich seitdem nicht mehr erholt. Ende Mai 1829 wurden dort mit herrschaftlicher Genehmigung weitere 214 Eichen gefällt. Das Holz wurde versteigert und ein Erlös von 3.489,36 Gulden zugunsten der Gemeindekasse erzielt. Weil dieses Waldstück aber voraussichtlich auf lange Zeitfür für die Bürger ohne Ertrag bleiben mußte, kam man schon im Jahre 1833 auf den Gedanken, den Heidachwald ganz zu roden, zu kultivieren und als landwitschaftlich Nutzfläche loosweise unter die Bürger zu vertheilen.

[1.6] In einer Versammlung am 20. November 1846 beschloss die Bürgerschaft mit 222 gegen 5 Stimmen a) den Heidachwald auszustocken, b) die Fläche zu Acker und Matten zu cultivieren, c) die cultivierten Güterstücke zu verpachten und den Pachtzins unter die Bürgerschaft zu vertheilen. Dabei wurde auch entschieden, dass das Brennholz unter die Bürger als Gabholz verteilt und nur das Nutzholz und die Eichenrinde versteigert werden. Im Dezember des gleichen Jahres genehmigte das Oberamt die Ausstockung der Hälfte des Waldes vom Mauracher Hof bis zur Waldkircher Straße. Die Ausstockung erfolgte im folgenden Jahr 1847. Jeder Bürger musste sein Holzlos selbst roden, die ausgegraben Wurzelstöcke durften als Lohn behalten werden. Auf oberamtliche Anordnung wurde der Gemeinderat Andreas Schillinger am 22. April zum Rechner für die „Heidachkasse" bestimmt.

Am 11. November 1849 beim Großherzoglichen Oberamt Emmendingen den Antrag, auch noch den restlichen Wald ausstocken zu dürfen. In einer erneut einberufenen Gemeindeversammlung erschienen 218 der stimmberechtigten 250 Bürger, die einstimmig beschlossen, den gesamten Heidachwald auszustocken und urbar zu machen. Daraufhin wurde im folgenden Jahr der restliche Heidachwald zu Ackerfeld kultiviert.

[1.6] "Die ausgestockte Fläche betrug 182 Morgen, 2 Viertel (1/4 Morgen), 6Quadratruthen73 und wurde in 304 Lose zu je 220 Ruthen eingeteilt. Diese wurden unter den Bürgern und Bürgerwitwen zur Nutzung verteilt, wobei zu beachten war: Kein Bürger darf sein Allmendstück veräußern oder verpfänden ohne Genehmigung des Gemeinderaths, auch nicht verpachten. Als jährliche Abgabe sollten 6 Gulden an die Gemeindekasse bezahlt werden, was jedoch bisher nichtgeschehen ist"., schreibt 1849 Rechner Schillinger.

Die offenbar dringend benötigten zusätzlichen Möglichkeiten zum Nahrungserwerb, die durch die Rodung des Heidachwaldes geschaffen wurden, kamen also nur den Bürgern zugute. In die Gemeindekasse flossen durch den Holzverkauf ebenfalls dringend benötigte Einnahmen. Eine separat geführte „Heidachkasse" arbeitete ab 1853 mit dem Geld und gab kleine und größere Kredite zu Zinssätzen von 4 bis 5 %. Auswanderungswillige konnten, so lange sie noch Bürger blieben, ihr Heidachstück behalten und mit der Pacht ihre Schulden beziehungsweise den erhaltenen Vorschuss zurückbezahlen.

 

1849, Erste Blinddarmoperation

1850, Denzlingen hat 1396 Einwohner
Im Jahr 1850 hat Denzlingen 1396 Einwohner, davon sind 245 Bürger der Gemeinde, und 56 Bürgerwitwen – das sind 301 Bürgerrechte im Ort; was einem Anteil von 21,6 % der Einwohner entspricht. Nur diese Bürger und Bürgerinnen erhalten ein Stück vom Heidachfeld, die restlichen Einwohner sind zwar badische Staatsbürger, gelten aber nicht als Ortsbürger.

 

1852, Erstes Luftschiff


1854, Erfindung der Glühlampe, Erste nschlagsäule von Ernst Litfas


1855, Erfindung des Dosenöffners, Bunsenbrenners


1859, Erfindung des Kühlschranks


1861, Erfindung der Farbfotographie

 

1861 (02.04.)
Das Äußere der Georgskirche wird renoviert und in neugotischem Stil „verschönert.
[GA-DE. 1 A-390. Kirchen, Bau u. -Unterhaltung 1848-1942]

1862 (06.10.)

Einer der Wasserspeier am Kirchturm der Georgskirche ist abgebrochen. Statt eines neien Wasserspeiers am Kirchthurm soll durch Verstopfung die Öffnung so lange geschlossen werden, bis der ganze Thurm repariert wird. [EPfAD. Kirchengemeinderats-Protokolle 1847-1911]

 

1863, Erste Untergrundbahn in London


1864, Gründung des Schwarzwaldvereins und des Musikvereins
Die touristische Erschließung des Kandels für Wanderer und Wandervereine beginnt im Jahre 1864 in Freiburg mit der Gründung des „Badischen Vereins von Industriellen und Gastwirten zum Zweck, den Schwarzwald und seine angrenzenden Gegenden besser bekannt zu machen", der heute als „Schwarzwaldverein" bekannt ist.

 

Im gleichen Jahr beginnt die Firma Gütermann in Gutach mit 40 Arbeitern die Verarbeitung von Seidenraupen-Kokons. Vor dem ersten Weltkrieg ist die Zahl der Beschäftigten bereits auf 3500 Arbeitnehmer angestiegen.

 

In diesem Jahr wird das Denzlinger Bahnhofsgebäude erbaut, wie eine Sandsteinplatte in Höhe des 1. Stocks verkündet.

 

1865, Denzlingen zählt 1.381 Einwohner

 

1866, Erfindung des Dynamit (Patent 1867)

 

1867, Erfindung des Stahlbeton


1867, Erste Zigarren gefertigt
In Denzlingen werden die ersten Zigarren angefertigt. Zigarren aus Denzlingen werden in der ganzen Welt geraucht. Der Beginn dieser Industrialisierung gibt vielen Denzlingern und Menschen aus den näheren Schwarzwaldtälern Arbeit, insbesondere Frauen. Typisch für Denzlingen ist in dieser Zeit das Arbeiten in der Fabrik und das gleichzeitige Führen eines landwirtschaftlichen Nebenerwerbbetriebs. Es entwickeln sich neue Strukturen und Einrichtungen wie der Bauverein Denzlingen mit seinen Häusern in der Rosenstraße, eine eigene Krankenkasse und andere soziale Einrichtungen.

 

1868,  Rathaus im Unterdorf (Hauptstr. 59)
 

 
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Eimbollen mit "Rebhisli"
 

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1869 - 1870, Neuer Rebberg im Einbollen
Mit dem Ziel, zusätzliche Einnahmequellen für die Denzlinger Bürger zu erschließen
besucht das Bezirksamt am 3. August 1868 Denzlingen. Dabei entsteht die Idee, am Südhang des Einbollenwaldes einen Rebberg anzulegen, welche in einem Gutachten der Bezirksforstei vom 26. September an das Bezirksamt in Emmendingen als „vorüglich“ bewertet wird:
[1.6] "Im allgemeinen kann derselbe (Berghang) namentlich für den Rebbau mit der Bonität „gut" angesprochen werden. Die Lage dieser Fläche von ca. 50 Morgen Wald ist größtenteils fair den Rebbau nicht nur günstig, sondern vorzüglich". Die Begeisterung in Denzlingen über diesen Vorschlag hält sich zuerst in Grenzen. Erst in einer zweiten Abstimmung in der Gemeindeversammlung am 6. November stimmen die Bürger schließlich mit 194 Ja- und 20 Neinstimmen eindeutig für die Durchführung dieses Vorhabens. Das Bezirksamt erteilt am 30. Mai des folgenden Jahres die Staatsgenehmigung, mit der Konkretisierung: [1.6] "Größe 44-50 Morgen, Einteilung in Lose zu je 1/8 Morgen, unter die Bürger aufzuteilen, 50 Kreuzer jährlicher Grundzins an die Gemeindekasse. Ein halbes Jahr später, am 19. November, wurden die Holzmacherarbeiten vergeben. Die Vergütung lag bei 3 Gulden für ein Klafter Holz und 3 Kreuzer je Holzwelle."

Die Rodungsarbeiten am Einbollen im Winter 1869/70 machen offenkundig, dass es felsige Geländeteile gibt, die für einen Rebanbau nicht geeignet sind. Daraufhin erhält die Gemeinde im Februar 1870 die Genehmigung, ersatzweise weitere 1 bis 2 Morgen Wald auszustocken.

Zur Versteigerung von 328 Baumstämme, 630 Klafter Scheitholz und 16.000 Wellen im Einbollen am 7. März 1870 strömen aus dem ganzen Breisgau die Menschen herbei. Am Ende kann der Gemeinderechner 5.837 Gulden, 10 Kreuzer in die Gemeindekasse vereinnahmen – ein Betrag, der jedoch nicht ausreicht, um sämtliche Kosten zu decken. Für den Wegebau muß de Gemeinde zusätzlich für 1.200 Gulden Kredite aufnehmen.
[1.6] Geldgeber waren Grünerbaumwirt Arnold mit 500 Gulden, Bürgermeister Nübling mit 350 Gulden, Ludwig Rappold mit 200 Gulden und Ratschreiber Schillinger mit 150 Gulden.
 

 
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Einbollenwald 1873
 

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1870, Bürgerausschuss beschliesst Nutzung der Rebberg Parzellen auf 40 Jahre
Im Frühjahr 1870 beginnen die Geometer mit ihrer Arbeit; Aufgabe ist es, die gerodete Fläche in Parzellen zu je 1/8 Morgen auszumessen und zu kennzeichnen. Am 20. April beschließt der Bürgerausschuss, dass die Parzellen auf 40 Jahre - bis zum 31.12.1910 - den Bürgern zur Nutzung übergeben werden. Innerhalb der nächsten drei Jahre, also bis 1873, sollen sie mit Reben bepflanzt sein; ansonsten werden sie ersatzlos an die Gemeinde zurück fallen. Ferner ist es den Bürgern untersagt, ihre Parzellen an Auswärtige zu verpachten. Das beschlossene Verteilungsverfahren sieht vor, dass die Parzellen an Ort und Stelle durch Ziehung von Losen verteilt werden sollen.

 

Am 29. April ist es soweit: Im Beisein der ganzen Gemeinde werden die Parzellen ausgelost  Die Bürger müssen der Reihe nach einzeln vor einen großen Korb mit den Losen treten, und einer der Knaben zieht dann jeweils ein Los mit der Parzellennummer. Noch im selben Jahr 1870 beschließt der Gemeinderat, dass in den neuen Rebanlagen im Einbollen nur edle Sorten angepflanzt werden sollten und dass die Gemeindekasse den Ankauf der Rebsetzlinge übernehmen werde.

 

1870

In der Gemeinderechnung findet sich eine interessante Ausführung zum Turm der Georgskirche. Wieder einmal ist die Turmpyramide in Gefahr total verändert zu werden.
[GA-DE. 1B-405/1, Gemeinderechnung 1870]

   

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Namenstafeln der 42 Teilnehmer am ruhmreichen Feldzug (1870-1871) gegen Frankreich (heute an der Friedhofshalle)
 

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1870 - 1871, Deutsch-französcher Krieg
Frankreich erklärt am 19. Juli 1870 Preußen den Krieg. Schon während der Kämpfe und erst recht nach dem errungenen Sieg herrschen große Begeisterung und ein fast grenzenloser Patriotismus.

Der Gemeinderat beschließt am 10. August 1870:
[1.6] „Für die im Krieg stehenden Soldaten, 40 an der Zahl von Denzlingen, soll jeder wöchentlich 1 Gulden aus der Gemeindekasse erhalten." Nach dem Sieg werden mehrere Friedensfeiern und Dankgottesdienste im Ort abgehalten. Auch daran erinnert sich Lehrer Manger: [1.6] „Denkwürdig bleibt mir auch die Friedensfeier im Frühjahr 1871, wo ein Festzug von der Krone an nach der Kirche veranstaltet und im Gasthaus „Hirschen „, bei dem guten und braven Wirt Jundt eine Nachfeier, weltliche Feier, an der auch die Schuljugend Teil nehmen durfte, abgehalten worden ist. Die Schulkinder erhielten Brezeln und sangen, wie auch der Gesangverein, vaterländische Lieder". Den beiden gefallenen Denzlingern, Leopold Giese und Johann Friedrich Schwarz, beide Musketiere im 5. BadischenInfanterie-Regiment 113, widmet man eine Gedenktafel in der Georgskirche, die heute links vom Eingang angebracht ist.

42 Jahre später, im Jahr 1913, wird der ursprünglich zur Erinnerung an die Erstellung der kommunalen Wasserleitung konzipierte Brunnen auf dem Kirchplatz zum Kriegerdenkmal an den „ruhmreichen Feldzug 1870-1871 gegen Frankreich" umfunktioniert. An drei Seiten werden Tafeln mit den Namen der Kriegsteilnehmer angebracht. Beim Abbau des Denkmals in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre, werden die Tafeln aufbewahrt und später an der Friedhofshalle angebracht. Sie erwecken nun fälschlicherweise den Eindruck, es handle sich um die Namen von Gefallenen des Krieges 1870/71.

1871, Reichsgründung und Gesetz zur Einführung einer einheitlichen Währung
Mit der Reichsgründung 1871 wird vieles vereinheitlicht und gesetzlich für das ganze Reich geregelt. Von großer Bedeutung für die weitere Entwicklung des Deutschen Reiches erweist sich die Vereinheitlichung der zuvor unübersehbaren Vielfalt an Geldwerten und Maßeinheiten zu dezimalen Münz-, Maß- und Gewichtssystemen. Im Dezember 1871 verabschiedet der Reichstag ein Gesetz zur Einführung einer einheitlichen Währung.

 

Mit der Einführung einer einheitlichen Währung wandern viele der besitzlosen Menschen, die bisher ausschließlich in der Landwirtschaft als Knechte und Mägde arbeiteten und überwiegend mit Naturalien von den Hofbauern und Gutsbesitzern entlohnt werden, nun in die neu entstandenen Fabriken ab und werden nun mit Geld entlohnt.

Im Großherzogtum Baden wurde mit dem Beginn des Jahres 1876 der Gulden zu 60 Kreuzern durch die Mark zu 100 Pfennigen ersetzt. Die Umrechnung erfolgte zum Kurs: 1 Gulden = 60 Kreuzer = 1,71 Mark. Finanziert wurde die Währungsumstellung mit der französischen Kriegsentschädigung: Deutschland erhielt in der Folge des gewonnen Krieges 1870/71 von Frankreich die damals gewaltige Summe von fünf Milliarden Franc. Nach dem verlorenen Weltkrieg 1914/18 floss das Geld aber zu einem großen Teil in Form der Reparationszahlungen wieder nach Frankreich zurück.

1872, Gesetz zur Vereinheitlichung der Maße und Gewichte
Am 1.1.1872 wird das Gesetz zur Vereinheitlichung der Maße und Gewichte verabschiedet.

   

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Gemarkungsplan 1873
 

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1872, Bau des Rebhäuschen ("Rebhisli")
Im Jahr 1872 wurde von Maurermeister Georg Gaus das heute noch weithin sichtbare Rebhäuschen erstellt. Die Rebfläche der Gemeinde betrug nun insgesamt 18 ha, 41 ar, 3 gm.

 

1873, Anlegen des Rebbergs beendet
In den Jahren 1870 bis 1873 dürfte im Einbollen an den steilen Hängen in harter Arbeit viel Schweiß geflossen sein, denn innerhalb dieser Zeit mussten die Baumwurzeln aus dem Boden herausgeholt, die Parzellen umgegraben und die Rebsetzlinge gepflanzt werden. Aber alles ging offenbar reibungslos vonstatten, denn es ist nichts von Schwierigkeiten überliefert.

 

Im gleichen Jahr wird vom Großherzoglichen Katasterbüro ein Übersichtsplan der Gemarkung Denzlingen gezeichnet

 

Erfindung der Schreibmaschine

1875 - 1901, Fertigstellung der Elztalbahn
Die Eisenbahnstrecke von Denzlingen nach Waldkirch wird in den Jahren 1872 bis 1874 gebaut und am 1.Januar 1875 offiziell eröffnet. Sie wird zuerst als Privatbahn der Stadt Waldkirch angelegt und betrieben.

Hohe Betriebskosten trüben die Freude an der neuen Privatbahn in Waldkirch bald erheblich, denn sie entwickelt sich zunehmend zum Sorgenkind der Stadt, und wird bald nur noch –„Schulden-Hengst" genannt. Zu den normalen Betriebskosten kommen zu oft außergewöhnliche Kosten dazu, die durch Unwetter und Überschwemmungen verursacht werden: z.B. die Wiederherstellung der Bahnbrücke zwischen Denzlingen und Buchholz, die von Elz im Februar 1877 unterspült wird, so dass sie einzustürzen droht und der Bahnverkehr für längere Zeit unterbrochen ist.

Bis zum Jahr 1887 bleibt diese Eisenbahnstrecke Eigentum der Stadt Waldkirch. Am 4. Oktober 1887 stimmt der Bürgerausschuss der Stadt Waldkirch dem Verkauf zu, und am 23. Juni 1887 wird die Bahnlinie Denzlingen - Waldkirch von den Großherzoglichen Badischen Staatsbahn zum Preis von 700.000 Mark erworben..
 

1876 Fertigstellung des Schulhauses (die heutige Otto-Raupp-Schule)

 

1876, Erfindung des Ottomotors


1878, Erfindung des Mikrophons


1879, Erfindung der elektr. Glühlampe, erste Elektrolok von Siemens


1880, Hohe Gäste im Suggenbad
Am 30. September des Jahres 1880, weilt Kaiser Wilhelm 1. zusammen mit Kaiserin Augusta, dem Großherzog Friedrich, der Großherzogin Luise und deren Kindern, Prinz Ludwig und Prinzessin Viktoria, im nahen Suggental, um dort im Suggenbad den Geburtstag der Kaiserin zu feiern.

Das Suggenbad war zu jener Zeit ein viel besuchtes Haus. Die hohen Herrschaften reisten mit der Eisenbahn über Denzlingen an und die Denzlinger werden sie mit Hochrufen begrüßt haben. Großherzog Friedrich von Baden muss das Suggenbad in guter Erinnerung behalten haben, denn am Sonntag, dem 23. Juni 1898, kam er erneut zu Besuch dorthin. Wieder reiste er über Denzlingen an, und Bürgermeister und Gemeinderat beschlossen, ihn gemeinsam zu begrüßen


1881, erste elektr. Straßenbahn


1883, erster Wolkenkratzer in Chicago

 

 
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Lutherlinde vor der Georgskirche
 

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1883, Lutherlinden auf dem Kirchhof gepflanzt
Zum 400. Geburtstag von Martin Luther (10-11.1483) werden am Reformationstag den 31. Oktober 1883, auf dem Platz vor der Georgskirche zwei Linden gepflanzt. In den Gemeindeakten ist festgehalten, dass sie von Matthias Reitzel und Sigmund Nübling geliefert und vom Kronenwirt Reitzel an Ort und Stelle transportiert worden sind.

1883 – 1891, Sozialgesetze
Gleichzeitig mit der Durchsetzung der Geldwirtschaft entsteht eine neue Bevölkerungsschicht: die Arbeiterschaft. Ihr Kampf um Rechte und Schutz vor Ausbeutung wurde mit den Sozialgesetzen (1883 Krankenversicherung, 1884 Unfallversicherung, 1889 Invaliditätsversicherung, 1891 gesetzliche Rentenversicherung) und Regelungen zum Arbeitsschutz belohnt.


1884, Erfindung des Füllfederhalters und Dampfturbine


1884, Erfindung des Benzinmotors


1884, Erstes Rasthaus auf dem Kandel
Das erste Rasthaus wird 1884 auf dem Kandel eröffnet.

 

1885, Denzlingen hat insgesamt 1509 Einwohner,
davon sind 159 katholischer und 1350 evangelischer Konfession


1885, Erfindung des Druckknopf und des Automobil,


1886, Straßenbeleuchtung mit Petroleumlampen
Mit Beginn des Jahres1886 hat Denzlingen eine Straßenbeleuchtung, die mit Petroleum betrieben wird. Die bis dahin übliche Nachtwache wird überflüssig und aufgehoben. Die Lichter wurden um Mitternacht gelöscht; nur die Lampen an der Krone und am Rebstock brennen bis 2 Uhr.

Das an den Storchenturm angebaute Wachhaus wird in diesem Jahr in eine Wohnung umgebaut und an einen Tagelöhner mit Frau und sechs Kindern vermietet.


1886, Erfindung des Coca-Cola, Bau der Freiheitsstatue in New York


1889, Erfindung des Münztelefon, Bau des Eiffelturm zur Weltausstellung in Paris


1889,
kath. Notkirche in der Hinterhofstraße
Aus einem Bauernhof wird die erste katholische Kirche seit der Reformation fertig gestellt, in der heute der St. Josef-Kindergarten untergebracht ist.

1889, Bau der Thomashütte
Die „Thomashütte" (genannt nach dem Geheimrat Dr. Ludwig Thomas, Universitätsprofessor in Freiburg und Vizepräsident des Schwarzwaldvereins), wird 1889 gebaut.

In den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts wird der „Präsident-Thoma-Weg" (genannt nach Dr. Emil Thoma,1905-1920 Präsident des Schwarzwaldvereins und 1913-1922 Oberbürgermeister von Freiburg) von Denzlingen zum Kandel angelegt.

Die Wanderer konnten nun mit dem Zug anreisen und auf direktem Wanderpfad vom Einbollen zum Kandelgipfel aufsteigen.

 

1890, Erfindung des Luftreifen (Dunlop), Helgoland wird deutsch im Tausch gegen Sansibar


1891, Erfindung des Elektroherds,  Otto Lilienthal mit ersten Segelflügen

 

1891 (23.08.)

Die letzte Visitation hat den Zustand des Kirchturmes der Georgskirche beanstandet.
[
EPfAD. Protokolle des Kirchengemeinderats 1847-1911]

1893 (09.04.)

Das Kirchendach wurde neu gedeckt und die Außenwände des Kirchengebäudes erhielten einen neuen Anstrich. In diesem Zusammenhang schrieb das Großh. Bezirks-Bauinspektion in Emmendingen. der Gemeinde Denzlingen:"Anläßlich ausgeführter Bauarbeiten an dem
Gebäude (Dachausbesserung) hat sich am Fuße der beiden Langhausseiten eine Menge Schutt und Unrath angesammelt. Wir ersuchen daher die zum Bauobjekt frohnpflichtige Gemeinde Denzlingen, für die baldmöglichste Entfernung des Schuttes und gründliche Reinigung des Kirchplatzes gefl. Sorge tragen zu wollen."
[GA-DE. 1A-390, Bau und Unterhaltung der Kirche, 1848-1942]

 

1893
Nach jahrelangem Provisorium zieht die Verwaltung in das 1876 erbaute Schulgebäude ein.

 

1893, Erfindung des Dieselmotor, erster dt. Skiclub im Schwarzwald


1894, Bau der Towerbridge in London


1895, Entdeckung der Röntgenstrahlen, Nord-Ostseekanal fertiggestellt

 

1895 (10.11.)
Georgskirche: Der Orgelbaukommissar Barner hat die Reparatur der Orgel als dringend notwendig bezeichnet.
[EPfAD. Kirchengemeinderats-Protokolle 1847-1911]

1896 (03.09.)

Georgskirche: Der Evang. Oberkirchenrat in Karlsruhe erteilt die Baugenehmigung zur Turminstandsetzung und genehmigt die Verwendung von Baufonds-Kapitalien in Höhe von 3.700 M zur Bezahlung der Neubaurechnungen. Es beginnen umfangreiche Renovierungs- und Umbauarbeiten an Turm und Kirche, die bis Ende 1898 andauern.
[EPfAD. Baufondsrechnung 1897/98]

1896 (Dez.)

Georgskirche: Der Gemeinderat führt für die Anschaffung zweier neuer „kleiner Glocken“ eine Haussammlung in Denzlingen durch. Aus 7 Listen mit den Namen der Spender können wir das Ergebnis von 336,20 Mark ersehen.
[GA-DE. 1A-390, Bau und Unterhaltung der Kirche, 1848-1942]


1896, erstes Taxi, erste  Olympische Spiele in Athen


1897, Erfindung des Aspirin


1897 (17.03.)

Georgskirche: Der Kirchengemeinderat beschließt die Vergabe der gesamten Arbeiten am Kirchturm an den Bauunternehmer Gaus.
[EPfAD. Kirchengemeinderats-Protokolle 1847-1911]

1897 (14.09.)
Georgskirche: Unter dem Pfarrer Stern wird (vor allem) der Turm der evangelischen Kirche renoviert, wie die Jahreszahl am Türsturz des Nordeinganges zum Chor anzeigt. Erstellung eines eisernen Gebälkes unter dem Glockenstuhl. Diese Maßnahme war die Ursache für die späteren Schwankungen von Turm und Pyramidenaufsatz.
[EPfAD. Baufondsrechnung 1897/98]

1899 (04.12.)

Georgskirche: Es wird festgestellt, dass der Turm beim Läuten schwankt. Dies wurde von der Kirchbau-Inspektion begutachtet. Man beschließt abzuwarten, bis ein schriftlicher Bescheid vorliegt.
[EPfAD. Kirchengemeinderats-Protokolle 1847-1911]

1899 (17.12.)

Georgskirche: Die Arbeiten am Kirchturm werden abgeschlossen. Besichtigung und Abnahme durch Direktor
Kirchner. Danach werden die Gelder vom Ministerium ausbezahlt. Gesam

   

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  Besondere Wetterereignisse des Jahrhunderts

Den Aufzeichnungen des Christian Rappold, ehemaliger Gerichtsschreiber und Vogt zu Denzlingen, sind interessante Beobachtungen zum Wetter im 19. Jahrhundert zu entnehmen:

"Anno 1800 ist ein heißer Sommer gewäßen, die Hietze wahr so groß, daß in unser Gegend viele Waldungen verdorben sind, es seyn viele Bäume abgestanden. Es hat sehr wönig Oehmd geben, man [hat] bey 10 Wochen lang nimmer können z' Aker fahren, da es so hardgewäsen ist; das Sommer Gewächs hat von Tag zu Tag abgenommen."

"Anno 1801 ist auch ein heißer und trokener Sommergewäsen, daß es dem vorigen wenig nachließ. Es sind auf die Ernde-Zeit sehr viel Mäuse in das Feld und in die Frucht gekommen; sie haben den Halm abgebißen und die Frucht gefreßen. Es seyn von Tag zu Tag = mehr geworden. ... Zwischen. Weinachten und dem Neyjahrs Tag hat es ein großes Waßer gäben. Es hat ein großer Schaden gethan. Die Elz hat Grund und Boden weggenommen, nebst allen Brüken und Stegen, was nicht sehr verfestiget gewesen ist. Eben so auch die Treisam hat noch größern Schaden gethan, der Rheinstrom aus der Schweiz, bis in das Underland kann man den Schaden fast nicht schätzen. Es hat im Underland Häußer und Mühlen verrißen, auch ganze Bäu verflözt; es ist auch Vieh versoffen. Es hat gleich auf den Regen geschneid und ist kalt worden."

"Anno 1802 ist auch ein heißer Sommer gewäsen. Es hat das ganze Spedjahr nicht geregnet bis Martine und gleich darauf geschneyd. In diesem Jahr ist ein Haupt Wein gewagsen, auch gute Frucht, aber nicht gar viel und auch kein Obst. In diesem Jahr hat es auf dem Kandel zwischen Jacobi undJohanne ein tiefer Schnee geschneid, ist aber nur 2 Tag liegen geblieben."

"Anno 1803, am 11. November, ist ein starker Wind gegangen, nachts zwischen 12 und 1 Uhr gieng der Wind fürchterlich."

"Anno 1804, am 20. Juli, abends um Betzeit entstund ein grausames schwäres Wätter, es donnert nicht mehr als 2 Mal, darauf that sich der Himmel auf und Blitze schräklich. Auf diesen Blitz geschah blötzlich ein Schlag, und das drei mal aufeinander. Das Wetter schlug in unsern Kirchen Thurm. Es donnerte so hard, daß man meind, Felsen und Stein erspringen. Es schlug noch zwey mal in die Kirch, aber doch hat es nicht angezunden. Es ist selbiger Tag näblich und kalt gewäßen. In diesem Jahr ist ein aßerJahrganggewäßen, es bat aber noch zimlich Frucht und auch noch viel Wein geben."

"Anno 1805, am fiten Oktober hat es bey uns ein Schnee geschneid, über den Wald ist er 2 Schuh tief gewäsen. Es ist alle Morgen hard gefrohren, wo der Schnee nicht mehr da wai. Eben in dieser Zeit Stunde, der Herbst noch in den Reben und die Trauben sind verfrohwn. Auch wo man geherbstet hat, hat es geschneid, es hat deßwägen nichts als ein Essig Wirrer Trangk geben und fast nichts."

"Anno 1807 wär auch ein gutes Jahr gewässen, alles Getreyde währ zimlich wohlgerathen, w~an hotte auch ein guter Herbst. Es war alle Tag sehr warm und eine Thörre, daß alles Gers im Feld abnahm. Es hat alle Tag über das Gebürk Wetter gehabt, und uns hat nie kein fegen getroffen. Endlich im Juli, da schon das Korn in der Scheuer war, an einem Abend entstund ein schweres Wetter, welches den ganzen Nachmitag umher zog und um Betzeit .-r uns kam, nicht ein Atemzug war es finster wegen Blizen. Dieses Wetter verschlug den grö. ten Theil von unserm Bann, auch der fordere Theil des Rebbergs."

"Anno 1808 hat es in unserm Rebberg einen so reichliecher Herbst geben, daß es lange Jahr rorber nicht mehr so viel geben hat; und der Wein ist dieses Jahr auch noch in der mitlern Güte gewaeßen."

"Anno 1811. Dieses ist ein Jahrgewäsen, welches den Menschen lang im Gedächtniß gewä. ist. In diesem Jahr ist es troken und warm und fruchtbar gewäsen. Es ist gute Frucht gewagsen, auch guter und langer Hanf, auch allerley Obst und ein köstlicher Wein, das .rines Gleichen lang vorher nicht gewagsen ist. Er hat alle andern Weine an der Güte äierstiegen. Anfangs des Herbst hat der Saum 11 bis 12 fd Gulden, nach einigen Jahren stlegk der Preis von diesem Wein auf 88 bis 99/1 der Saum. In diesem Jahr ist auch gegen Ausgang des Sommers ein großer Komet Stern eine lange Zeit an dem Himmel genden, mit einem langen Strahl und Schweif In dieser Zeit wurde vieles über den Stern pvfezeft "

"Anno 1812, im Spedjahr ist so nasse Witterung gewesen. Es hat alle Tag geregnet, man hat die Frucht fast nicht können in den Boden bringen. Es haben viele Leuthe nach Weynachten noch Weitzengesayd. Es hat deswegen auf das folgendeJahr ein schlechte Ernde geben, die Frucht ist halber Graßgewäsen."

"Anno 1813, am 20ten October Mitags zwischen 11 und 12 Uhr geschah ein Krach und Knal vom Himmel, daß die Fenster sind fast zu Scherben, alle Häuser erzittern. Die Leute, welche damals noch im Felde waren, bebten ihre Häupter empor, sie konten aber nicht erkennen, wo hinzu es gewesen ist."

"Anno 1816. Dieses war ein Schalt Jahr, aber auch ein Schalk fahr, das kann man woll mit Recht von diesem Jahrgang sagen. In diesem Jahr haben wir wenig Sonnen Schein gehabt. Es hatfast alle Tag geregnet, man hat erst in der WochenJacobi das lezteHeu heim gebracht. Alle Früchten sind sehr spädzeitig worden, der Wein ist am Rebstok verfroren Es ist daher nichts als ein saurerDrank daraus worden. Alle Sommer-Gewägsen haben wegen der all zu vielen Nässe gefehld. Gegen der Ernde Zeit hat die Frucht sehr aufgeschlagen. Die Frucht ist von Markt zu Markt gestiegen, bis der Sester Weitzen auf5fl 30 xr kam, der Sester Korn 4 f .., der Sester Gersten 3 fl.10 xr, also dem Viertel nach hat das Viertel Weizen drei Luidor [ = Louis d`or] gegolden, das Viertel Korn Zwanzig und vier Gulden, das Viertel Gersten Neinzehn Gulden."


1823 wird von einem großen Hagelschaden berichtet. Die Gemeinde gibt einen Nachlaß auf die Pacht für Gemeindegüter.''

1864 gab es im Juli einen Hagelschlag mit großen Schäden. Für die von der Gemeinde gepachteten Grundstücke, auf denen Hanf angesät war, war keine Pacht zu zahlen.

1882 hat am 25. September ein Hagelwetter großen Schäden,'ängerichtet. Die Pächter der Felder an der Waldkircher Straße, St. Jacobs- und Brückleacker-erhielten von der Gemeinde Pachtnachlaß.

1884 hat das Lossele im Heidach am 31. Januar einen bedeutenden Schaden angerichtet. Es wurde erwogen, auf der einen Seite ein Flutwehr herzustellen.

1896 beschließt der Gemeinderat am 18. April, dass der vom Hochwasser abgefressene Weg, soweit er am Einbollen her vernichtet ist, zur Herstellung versteigert werden [soll].

 


 

 


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Update 10-06-2022 07:44 RZ