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Ortsgeschichte / Denzlingen im 19. Jahrhundert
Quellen:
>> siehe Veröffentlichungen
Aus den
Quellen übernommene Texte sind in blauer Schrift hervorgehoben
[1.2] "Denzlingen, eine
alemannische Siedlung im Breisgau", 1984
[1.6]
„Denzlingen" Ortschronik, Band 2: Vom Dreißigjährigen Krieg bis zum Ende des zweiten
Weltkrieges, 2010
weitere Quellen:
[GA-DE. 1 A-390. Kirchen, Bau u. -Unterhaltung 1848-1942]
[GA-DE. 1B-405/1, Gemeinderechnung 1870]
[GA-DE. 1A-390, Bau und Unterhaltung der Kirche, 1848-1942]
[EPfAD. Kirchengemeinderats-Protokolle 1847-1911]
[EPfAD. Baufondsrechnung 1897/98]
Externe Links zum
Thema:
>> wikipedia zu Markgrafschaft Baden
>> wikipedia zu Markgrafschaft Baden-Durlach
>> wikipedia zu Liste der Markgrafen und Großherzöge von Baden
>> wikipedia zu Wiener Kongress
>> wikipedia zu Baden in napoleonischer Zeit
>> wikipedia zu Baden im 19-ten Jahrhundert
>> wikipedia zu Großherzoglich Badische Staatseisenbahnen
>> wikipedia zu Staatseisenbahn erste Lokomotiven
>> zurück zur Zeittafel
Die Auflösung des "Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation",
Napoleons
Aufstieg, seine Kriege und Schlachten und die dadurch ausgelösten territorialen Veränderungen
bringen zu Beginn des 19. Jahrhunderts gewaltige
politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungen. Nach
der französischen Revolution führt die
Sehnsucht der Menschen nach Freiheit und Einheit und das mit der
Industrialisierung einhergehende Bestreben nach Liberalisierung der
Märkte zu demokratischer und parlamentarischer Mitbestimmung -
trotz aller Bemühungen der Restauration. Aus dem Flickenteppich kleiner
und kleinster Fürstentümer zu Beginn des Jahrhunderts entsteht
allmählich das Deutsche Kaiserreich.
Die Markgrafschaft Baden
wird unter Markgraf Karl Friedrich 1803 zum Kurfürstentum und 1806
zum Großherzogtum von Napoleons Gnaden aufgewertet. Von besonderer
regionaler Bedeutung ist die Einbeziehung des vorderösterreichischen
Breisgaus. Zur gleichen Zeit kommt es zur Aufhebung (Säkularisation) der
Klöster (Tennenbach, St. Peter), der Stifte (Waldkirch) und Orden
(Deutschorden Freiburg).
Als Folge dieser Ereignisse
entfällt die Landesgrenze zwischen
Denzlingen und seinen bisherigen österreichischen Nachbarn Buchholz,
Glottertal, Heuweiler, Reute und Suggental . Die teilweise heute noch
vorhandenen Grenzsteine am Einbollen und Flissert, die erst 1792 als
Markierung der Landesgrenze errichtet worden waren, zeigen danach nur
noch Ortsgrenzen in einem gemeinsamen Herrschaftsgebiet an. Die Bewohner
dieser Ortschaften können sich nun ungehindert zwischen diesen
bewegen, auch im Nachbarort arbeiten oder dort gar
niederlassen. Aus den umliegenden (ehemals österreichischen Ortschaften)
ziehen nun auch Menschen mit katholischer Konfession in den Ort. Für die alteingesessenen evangelischen Einwohner
ist dies zunächst etwas
gewöhnungsbedürftig, ist aber für die weitere Entwicklung
Denzlingens von besonderer Bedeutung.
Bahnbrechende Erfindungen wie Dampfmaschine, Verbrennungsmotor und
Elektrizität markieren den Beginn einer neuen Zeit, ebenso wie die großen Entdeckungen und Entwicklungen im
medizinischen und kulturellen Bereich.
1843 wird die
Eisenbahnstrecke Heidelberg — Karlsruhe, 1844 Karlsruhe — Offenburg und
1845 Offenburg — Freiburg eröffnet. Basel wird im Jahr 1855 an die
Strecke angebunden und Konstanz
schließlich im Jahr 1863 erreicht. Mit dem Bau der „Großherzoglichen
Eisenbahn" erhält Denzlingen eine eigene Bahnstation. Am 31. Juli 1845 hält
der erste Zug in Denzlingen.
Mit der Fertigstellung der Elztalbahn 1875 bis Waldkirch und 1901 bis
Elzach wird die Denzlinger Bahnstation zu einer Umsteigestation und zum
Umschlagplatz für Waren und Güter aller Art für die Gewerbebetriebe im
Elztal.
Als Folge dieser guten Bedingungen siedeln sich immer mehr
tabakverarbeitende Betriebe und andere Firmen in Denzlingen an. Dadurch
erhöht sich der Bedarf an Arbeitskräften und die Bevölkerungszahl steigt
rasch an. Zu Beginn des Jahrhunderts zählt Denzlingen etwa 1.000 Einwohner.
Am Ende leben 1.613 Menschen im Ort, was eine Zunahme von mehr als 60 %
bedeutet. Denzlingen entwickelt sich langsam vom rein landwirtschaftlich
geprägten Ort mit Hofbauern, Knechten und Mägden zu einer Gemeinde mit
einem aufblühenden Gewerbe und einer wachsenden Arbeiterschaft. Vereine
entstehen und führen die Menschen außerhalb der Arbeit und ihrer
Familien zusammen. Die Ideale des Liberalismus stellen die religiösen
und politischen Autoritäten zunehmend in Frage, so dass sich auch in
Denzlingen die Gemeindeverwaltung und die Kirche zeitweise bedroht sehen
und sich bemühen, die überlieferten Werte, Gesetze und die öffentliche
Ordnung in einer vom Wandel geprägten Zeit aufrecht zu halten.
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Großherzog Karl Ludwig Friedrich
von Baden (res. 1811- 1818)
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1801, Friedensschlusses
zwischen Frankreich und Österreich in Luneville
Aus Anlass des Friedensschlusses werden für den 7. Juni 1801 im ganzen
Großherzogtum Friedensfeste angeordnet.
[1.6] Die
Gemeindeverwaltung bestellte aus diesem Anlass beim Bäckermeister
Friedrich Kaiser 180 Wecken für die Schulkinder, das Stück zu 3 Kreuzer.
In der Georgskirche werden feierliche Gottesdienste abgehalten, zu denen
die Chor Musicanten vom löblichen Collegiat Waldkirch
verpflichtet wurden. Vier Männer wurden beauftragt, Böller abzufeuern.
Die Gesamtrechnung der Gemeinde lautete: "11 Gulden 30 Kreuzer baares
Geld, für Mittagessen 3 Gulden 30 Kreuzer, für Abendessen 3 Gulden, dazu
13 Maaß Wein a 40 Kreuzer = 8 Gulden 40 Kreuzer. Für die 4 Mann Schützen
a 24 Kreuzer und 8 Kreuzer Brod = 1 Gulden 44 Kreuzer. Insgesamt 28
Gulden 24 Kreuzer 1".
1803, Markgrafschaft Baden wird zum Kurfürstentum
Die Markgrafschaft Baden wird unter Markgraf Karl Friedrich (*1728 -
†1811)
zum Kurfürstentum von Napoleons Gnaden aufgewertet. Der Markgraf wird
zum Vasallen Napoleons.
1804, Napoleon wird Kaiser
1806, Markgrafschaft Baden wird
zum Großherzogtum
Baden
wird vom Kurfürstentum zum Großherzogtum aufgewertet. Umfang und Einwohnerzahl des
Großherzogtums haben sich infolge des Friedens zu Preßburg und des
Rheinverbundvertrages bis zum Tode Karl Friedrichs (1811) vervierfacht.
1806,
Erfindung der Gaslaterne
1806, Auflösung des "Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation"
Die Auflösung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation",
Napoleons
Aufstieg und die dadurch ausgelösten territorialen Veränderungen
lassen aus dem Flickenteppich kleiner
und kleinster Fürstentümer zu Beginn des Jahrhunderts allmählich das
Deutsche Kaiserreich entstehen.
1806, Kontributionen und Einquartierungen
Belegt durch Rechnungen der Gemeindestube, Birke und Krone ist
[1.6] "Im Januar
1806 ist der französische General Baussard in Emmendingen gelegen, und
die Kosten von 1.593 fi seiner Bewirthung sind auf das ganze Amt
Hochburg umgelegt worden. Nach Anlage hat die hiesige Gemeinde
Denzlingen 115 fl 6 xr zu bezahlen. Im Spätjahr 1806 sind auch hier, wie
andernorts, die Offiziere des im Quartier gelegenen französischen
General Baussard mit den Dragonern in den Wirtshäusern auf Gemeindekosten bewirtet
worden. Die Gemeindekasse hatte 913 fl zu bezahlen".
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Großherzogtum Baden |
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1807, Hochzeit des Erbprinzen Karl Ludwig Friedrich von Baden
Zur Hochzeit des Erbprinzen Karl Ludwig Friedrich von Baden mit der
Adoptivtochter Napoleons I., Stephanie de Beauharnais, muß die Gemeinde
nochmals tief in die Gemeindekasse greifen: 882 Gulden müssen zu einem
Geschenk der Markgrafschaft Hochberg beigesteuert werden. Eine weitere
Feier gibt es 1808, bei der anlässlich des Friedensfestes nach dem Preußischen
Krieg eine Kirchenmusik mit Musikanten veranstaltet wird.
1808, Napoleon fordert badische Soldaten für seinen Spanienfeldzug
an.
Unter den 1.733 Infanteristen und 205 Artilleristen, die sich daraufhin
am 24. August über Kehl auf den Weg durch Frankreich nach Spanien
machen, sind auch der Denzlinger Christian Gaus, der noch im gleichen
Jahr in Spanien ums Leben kommt.
1811,
Erfindung der Konservendose
1812, Napoleon zieht
gegen Moskau
1813 (20.2), Gemeinde erwirbt die Michaelskirche (heute Storchenturm)
Mit Erlass vom 20. Februar 1813 gibt das Großherzogliche
Finanzministerium sein Einverständnis dazu,
[1.6]
"dass die alte Kapelle
in Denzlingen, welche bisherHerrschaftliches Eigentum war, samt dem
Platz an die Gemeinde Denzlingen für 307 fl. verkauft wird - abzüglich
der Kosten für den Abbruch des Mauerwerks und Räumung des Platzes von 74
fl".
Die ehemalige Kirche soll in ein Feuerwehrgerätehaus umgebaut werden.
Bis zu diesem Zeitpunkt waren die Feuerspritze, Feuereimer und
Gerätschaften in den gegenüberliegenden Räumlichkeiten der ehemaligen
Gemeindestube untergebracht, die 1798 verkauft worden war und seither
als Wirtshaus „Stube" diente. Die Umbaumaßnahmen bringen tiefgreifende
Veränderungen an dem Bauwerk der ehemaligen Michaelskirche mit sich, von
der seit 1756 nur noch Mauerreste und der Turm übrig waren. Sie stand
ursprünglich auf einer kleinen Anhöhe etwa 1 bis 1,5 Meter über dem
Niveau der Dorfstraße. Damit die Feuerspritze ungehindert ein- und
ausfahren konnte, wurde der Boden des Kirchenraumes auf das Niveau der
Straße abgesenkt. Durch diese Veränderung und weitere Umbauarbeiten ist
vermutlich einiges an historischer Bausubstanz unwiederbringlich
verloren gegangen.
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Kontakt
>>
siehe Vorstand
Karten und Ortspläne
>> Aktueller Ortsplan (pdf)
>> Denzlingen 1873
>> Dorfplan 1752
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1813
Denzlingen,
„auch wegen seiner Ausdehnung Langendenzlingen genannt,
gehört zu dem zweyten Landamt Freyburg und zählt mit dem Stecken- und
Mauracherhof 1028 Seelen, 1 Kirche, 1 Schule, 185 Wohngebäude".
Eine Karte des Großherzoglich-Badischen Katasteramtes gibt einen
Überblick über die Gemarkung Denzlingen und die überkommenen Flurnamen
1813 (16.-19. 10.) Völkerschlacht von Leipzig.
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Zisterzienserkloster Tennenbach,
um 1160 gegründet. Nach der Aufhebung des Klosters als Lazarett
genutzt und später als Baustoffquelle abgeräumt. Die
Klosterkirche wurde 1829 als ev. Ludwigskirche in Freiburg
aufgebaut. Diese wurde aber 1944 zerstört. Nur der Chor der
Kapelle (rechts im Bild) ist heute noch erhalten.
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1813 – 1814, Lazarett und Massengrab in Tennenbach
Während der Befreiungskriege zogen viele Tausend Soldaten der
Koalitionstruppen auf ihrem Weg nach Frankreich durch den Breisgau - im
Winter 1813/14 bis zu 210.000 Soldaten. Darunter
befanden sich viele Verwundete und Kranke, für die in Freiburg und
Waldkirch Lazarette eingerichtet wurden. Doch diese waren bald
überfüllt, so dass die Klostergebäude der ehemaligen Zisterzienserabtei
Tennenbach, die seit der Säkularisation leer standen, als zusätzliches
Lazarett eingerichtet wurden. Seit dem 12. Dezember 1813 werden dort
verwundete und kranke österreichische und bayerische Soldaten versorgt.
Viele leiden an Ruhr und Typhus; etwa 1.500 von ihnen sollen im
ehemaligen Kloster ihren Verwundungen oder den ansteckenden Krankheiten
erlegen sein. Man bestattet sie in einem Massengrab im nahe gelegenen
Wald, wo noch heute ein Denkmal mit folgender Inschrift an die Toten
erinnert: [1.6]
"Von den siegreichenArmeen Sr. Majestät des Kaisers & Königs
Franz von Österreich &
seiner Majestät des Königs Maximilian von Bayern erlagen in den
Freiheitskämpfen 1813 & 1814, 1.500 Österreicher & Bayern in der nahen
Cistercienser Abtei Thennenbach an ihren Wunden und am Lazarettfieber &
fanden hier die letzte Ruhestätte. R.I.P."
1813 – 1814, Kontributionen und Einquartierungen in den
Befreiungskriegen
[1.6] In der Gemeinderechnung von 1817 finden sich Ersatzforderungen
Denzlinger Bürger an das Großherzogliche 2. Landamt Freiburg. Für Pferde
und Wagen, welche bei geforderten Diensten für das Militär 1813 zugrunde
gegangen sind, forderten: Jacob Gebhard 27 Gulden, Johannes Hellers
Witwe 70 Gulden, Benedikt Krieg 76 Gulden, Georg Lips 160 Gulden,
Johannes Lips 88 Gulden, Joh. Georg Nübling 63 Gulden, Martin Nübling
143 Gulden, Matthias Nübling 124 Gulden, Christian Rappold 40 Gulden,
Georg Rappold 176 Gulden, Johann Georg Rießens Frau 88 Gulden, Jacob
Schafthauser 176 Gulden, Christian Scherberger 203 Gulden, Joh. Georg
Scherbergers Witwe 120 Gulden, Matthias Strübin 84 Gulden, Matthias
Wagner 33 Gulden. "Dem Jakob Nübling hier, Ersatzfür vorgelegtes Geld zur
Bezahlung eines russischen
Wachtmeisters, welcher mit Gewalt 13 Frohnwägen verlangte und sich
nachher mit zwey begnügte".
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Schlacht bei Austerlitz
Frankreich (Napoleon): 203.133 Mann, 84.000 Verluste -
Gegner: Rußland, Österreich, Preußen, Schweden (FM Fürst
Schwarzenberg): 361.942 Mann und 53.775 Verluste
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Der Denzlinger Chronist Christian Rappold schreibt zum Jahre 1813:
[1.6] "3 Wochen
vor Weybnachten wurde unser ganzes Land mit dem leidigen Krieg
überfallen. Der Kaiser von Rußland, der Kaiser von Östreich, der König
von Preussen nebst dem ganzen Rheinischen Bund und allen Allierten
Fürsten zogen daher mit einer grossen Macht und überfielen Frankreich.
Zu selbiger Zeit haben wir so viel Einquartierung bekommen, daß es unß
fast unerthräglich gewäsen ist. Wir haben alle Tag unser Dorf voll
Militär gehabt, kurz zu schreiben, es ist hergegangen, daß man bald
nicht mehr gewußt hat, wo man genug Lebens Mittel auftreiben will. Die
Soldaten haben zwar einen strengen Befehl gehabt, uns als Freunde zu
behandeln. Es wurden uns auch Vorschriften gegeben, was man einem jeden
geben muß, aber durch die starke Überfaltung wurde solches nicht
beachtet, sondern sie gingen unbarmherzig mit den Leuten um. Man mußte
ihnen bereit geben, was sie verlangten. Besonders den Russen, denen hat
man fast nicht genug Brandenwein aufgebracht. Man hat ihnen ganze Maß
Brandenwein müssen auf den Tisch stellen. Nebst diesem allem haben sie
die Leute noch barbarisch behandelt und sie rumgestoßen und geschlagen.
Anno 1813 ist so viel Zweschtgenwasser gewachsen, daß es unbeschreiblich
ist. Aber in etlichen Wochen war fast alles gesoffen. Zu dieser Zeit
sind die Leuthe nebst der Einquartierung noch mit gar vielem Frohnen und
Schanzen belästiget gewäsen, daß man bald nicht mehr gewußt hat, wo man
Geld genug auftreiben will. Nach allem Erdulden regte noch das leidige
Nervenfieber in unsere Gemeinde ein, welches viele Leuthe angegriffen
und auch viele in ihren besten Jahren gestorben seyn."
Denzlinger müssen in den Jahren 1813/14 große Mengen an Hafer und
Heu an das Militär liefern und werden dafür nur teilweise entschädigt.
[1.6] Die größten Posten liefern der „Wiedertäufer"" Benedict König auf dem
Steckenhof mit 129 Sester Haber, wofür er eine Vergütung in Höhe von
180,36 Gulden erhält. Der Heimburger Jakob Hofmann liefert
313 Zentner Heu und erhält112,12 Gulden, Stubenwirt Reitzel 72,5
Zentner Heu für 217,30 Gulden.
Für die zum Schanzen bei Bottingen abgegebenen Schaltkärren (Handwagen)
fordern Joh. Georg Müller, Schmied, 4 Gulden, Mathias Schumacher 4
Gulden, Konrad Stühlinger 4 Gulden, Jacob Wagner 4 Gulden. Martin
Nübling fordert als Obmann bey den Schanzarbeiten um St. Märgen für 4
Tage 6 Gulden.
Diese Zahlungen tragen mit dazu bei, dass die Gemeindekasse wieder
einmal leer wird
und die Gemeinde sich um eine Aufbesserung ihrer Finanzen bemühen
muß. Sie ist mit diesen Problemen nicht allein; auch die umliegenden
markgräflichen Gemeinden klagen über leere Kassen. Aus dem Jahr 1814
findet sich der Hinweis, dass der Vogt Lörch wegen einer Reise im Jahr
1814 nach Basel, um alldort für mehrere Gemeinden Geld aufzunehmen, ...
5 Gulden 18 Kreuzer forderte.
Die Handwerker haben in dieser Zeit viel zu tun, was die Gemeindekasse
ebenfalls belastet: Für die durchziehenden Truppen müssen
Wagen repariert, Pferde beschlagen, Uniformen ausgebessert und Schuhe
repariert werden. Für „Arbeiten für's Militär" fordern der
[1.6]Wagner
Christian Nübling 5,24 Gulden, Schneider Gottfried Witzemann 14,28
Gulden, der Schmied Johann Georg Müller für die Beschlagung der Pferde
der 5. Company der 19. Mährischen Kriegstransport-Division und für die
Dragoner Pferde des Erzherzogs Karl 316,39 Gulden, der Schmied Andreas
Nübling für die Reparatur von Wagen der Russischen Artillerie, für die
er zwei Nächte gearbeitet hat, 258,34 Gulden; Schuster Christian Rieß
57,12 Gulden, Sattler Christian Schaffhauser 13 Gulden und Schmied
Matthias Müller für Eisen und Holz 71,40 Gulden."
1813 (Dezember ), Hoher Besuch in Denzlingen
Im Dezember 1813 fahren Kaiser Franz I. von Österreich, König Friedrich
Wilhelm II. von Preußen und Zar Alexander I. von Russland mit ihrer
Gefolgschaft auf ihrem Weg nach Freiburg durch Denzlingen (Manche
Denzlinger werden staunend und vielleicht auch winkend an der Dorfstraße
gestanden haben ..)
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Napoleon Bonaparte |
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1814 (Mai ), Friedenschluß und Verbannung Napoleons auf die Insel Elba
Christian Rappold berichtet:
[1.6]
"Die drei Monarchen
kamen selbst in unsere Gegend und fahrten durch unser Dorf und hielten
sich einige Zeit in Freyburg auf, all wo sie von da ihren Weg nach
Frankreich und in einer kurzen Zeit nach Paris nahmen. Endlich wurde im
May 1814 der Frieden geschlossen, und der Französische Kaiser Napoleon
wurde vom Thron gestürzt und kam in die Verbannung auf die Insel Elba".
1814 - 1815, Wiener
Kongress
Nach der Niederlage und Verbannung von Napoleon Bonaparte, der die
politische Landkarte des Kontinentes erheblich verändert hatte, legt der
Wiener Kongress vom 18. September 1814 bis 9. Juni 1815 in Europa die
Grenzen neu fest und definiert neue Staaten. Unter der Leitung des
österreichischen Außenministers Fürst von Metternich beraten politisch
bevollmächtigte Vertreter aus rund 200 europäischen Staaten,
Herrschaften, Körperschaften und Städten, (darunter alle bedeutenden
Mächte Europas mit Ausnahme des Osmanischen Reiches). Die Großmächte
Russland, Vereinigtes Königreich, Österreich, Preußen, die
wiederhergestellte französische Monarchie und der Kirchenstaat spielen
die führende Rolle. Die deutschen Probleme werden jedoch angesichts
ihres Umfangs von den übrigen europäischen Angelegenheiten getrennt
behandelt.
1816, Geburt des Erbgroßherzogs Alexander
Nach der Geburt des Erbgroßherzog Alexander am 1. Mai 1816 werden im
ganzen Großherzogtum Freudenfeste veranstaltet. In Denzlingen wird dies
am 5. Mai mit zahlreichen Böllerschüssen gefeiert. Der kleine Prinz
stirbt jedoch kurze Zeit später wie sein bereits 1812 noch ungetauft
verstorbener kleiner Bruder, der nach verbreiteter Ansicht (die von der
Großherzogin Stephanie selbst geteilt wurde), der legendäre Kaspar Hauser
gewesen sein soll.
Die Feiern sind auch willkommene Abwechslungen in den Kriegszeiten,
unter denen Denzlingen zu Beginn des Jahrhunderts zu leiden hat - mit
ungeordneten Verhältnisse, Kontributionszahlungen und erheblichen Kosten
für die durchziehenden und oftmals im Ort rastenden Militärs. Indiz
dafür sind die zu mehreren Jahren zusammengefassten Gemeinderechnungen
der Jahre 1806-09,1810-14,1815-17.
1816, Ein Jahr ohne Sommer
1817,
Erfindung des Laufrad (Draisine)
1817, 300-jährige Jubiläum des Reformationstages
Das 300-jährige Jubiläum des Reformationstages am 31. Oktober 1817 wird
in Denzlingen in großem Rahmen gefeiert. Johann Karl Deimling, von 1799
bis 1824 Pfarrer in Denzlingen, und Vogt Johann Georg Nübling hatten zu
diesem Anlaß für den Festgottesdienst eine 16-köpfige
türkische Musik
aus Waldkirch verpflichtet. Für ein
Paradieren in der Kirche
wird die
Bürgerwehr in Obergaloschen von einem bestellten Offizier zwei Wochen
lang vorbereitet, und sie schießt vor und nach dem Gottesdienst
Ehrensalven ab. Man läßt sich das Fest etwas kosten: Pfarrer,
Ortsvorgesetzte, Musikanten und Bürgerwehr werden anschließend beim
Stubenwirth Jacob Reitzel
mit einem Freudenmahl bewirtet.
[1.6] Dies alles
hatten Pfarrer und Vogt ohne die erforderliche Obervormundschaftliche
Decretur beschlossen; und so gab es wegen der hohen Kosten von 70 Gulden
ein Nachspiel. Vogt und Pfarrer mussten sich für ihr eigenmächtiges
Handeln rechtfertigen. Da dies alles aber zu Ehren der Reformation
angeordnet worden war, gab die Herrschaft nachträglich ihren Segen. |
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1817, Chronist
Rappold zur Auswanderung nach Amerika
Vergessen waren offenbar für wenige Tage die große Not und das Elend,
das 71 Einwohner in den beiden Jahren zuvor aus Verzweiflung veranlasst
hatte, gemeinsam mit Hunderten aus dem Amtsbezirk Emmendingen über
Amsterdam nach Nordamerika auszuwandern. Die Ursachen für die große Not
waren extrem schlechte Witterungsverhältnisse, insbesondere im Jahr
1816, mit viel Regen und Kälte, in deren Folge die Ernte fast völlig
ausfiel und die Lebensmittel knapp und teuer wurden. Die ärmeren
Einwohner traf dies besonders hart. Der bereits mehrfach genannte
Chronist Christian Rappold (1787-1844), Gerichtsschreiber und Vogt,
berichtet zu 1817,
[1.6] "dass am heiligen Himmelfahrtstag (15. Mai) viele
Leute aus unserem Dorf Denzlingen und zu gleich aus dem ganzen Land, aus
Mangel und Not nach Amerika gezogen sind". Mit dem Jahr 1818, wo
Getreide, Obst und Wein gut gerathen sind, kam alles wieder ordentlich
ins Geleise, überliefert ein anderer Chronist.
1818,
Erfindung des Revolvers
1819,
Entdeckung des Elektromagnetismus
1821,
Erfindung des Elektromotors
1823,
Erfindung des
Feuerzeugs
1825,
Erfindung der
Blindenschrift
1826,
Erfindung der
Schiffsschraube
1827,
Erfindung der
Photographie (Daguerre)
1828, Gründung des Roten Kreuzes
1829,
Erfindung der
Nähmaschine (u.a. von Singer)
1831,
Erfindung des
Dynamo / Transformator
1832, Großer Brand in Denzlingen
In der Osternacht vom 22. auf den 23. April des Jahres 1832 gibt es
in Denzlingen einen Großbrand, dem drei Häuser im Unterdorf zum Opfer
fielen. Außer diesen Häusern werden noch weitere drei Scheunen mit
Stallungen und die Bierbrauerei des Johann Adam Fieß vernichtet. Über
die Brandursache ist nichts überliefert.
Da es damals üblich war, dass die zu Hilfe geeilten Feuerwehren nach
Beendigung der Löscharbeiten in den Gasthäusern auf Gemeinderechnung
bewirtet wurden, können wir aus den erhaltenen Belegen ersehen, aus
welchen Orten Hilfe herbeigeeilt war.
[1.6] Aus der Gemeindekasse wurden erstattet: dem Kronenwirt
Reitzel, bei dem Männer der Iöschgruppen aus Freiburg, Emmendingen,
Mundingen, Köndringen, Vörstetten und Bottingen eingekehrt waren, 64,52
f l; dem Grünbaumwirt Hanny, der die Löschgruppen aus Vörstetten,.
Reute, Wasser, Emmendingen, Köndringen und Teningen bewirtet hatte, 33,
-fl. Der StubenwirtReitzel erhielt 15,30 fl., weil er unter anderem die
Männer der Löschgruppen aus Sexau, Waldkirch, Buchholz bewirtet hatte;
dem Ochsenwirt wurden 5,52fi vergütet, da er die Löschgruppen aus
Glottertal versorgt hatte, und der Beck Wagner schließlich erhielt 6 fl,
weil er die Waldkircher Löschgruppe mit Branntwein und Brot versorgt
hatte.
Insgesamt wurden 120 Maß Wein ausgeschenkt; das entspricht 180 Litern.
Für die durch Brand Verunglückten zu Denzlingen wird daraufhin im
Amtsbezirk Emmendingen eine Sammlung milder Unterstützungsneiträge von
wohltätigen Vaterlands- und Menschenfreunden veranstaltet. Dabei ist
exakt vermerkt, welche Verluste die vom Brand Betroffenen erlitten
haben. Als Ergebnis notierte der Denzlinger Pfarrer Friedrich Trautz am
26. August 1832:
[1.6] "Die auswärts gesammelten Spenden betrugen 90 Gulden, 42
Kreuzer". Dazu spendet
die Redaktion der „Freiburger Zeitung" 70 Gulden, 8 Kreuzer. In einer Sitzung des Kirchengemeinderats am gleichen Tag
über die Verteilung der Spenden entschieden. Aus den
Feuerversicherungsbüchern ist ersichtlich, dass die Anwesen Fieß, Wagner
und Sick schon im folgenden Jahr wieder in Stand gesetzt waren.
1833, Badisches Gesetz zur Ablösung des Zehnten verkündet
Am 17. Dezember 1833 wird das Gesetz zur Zehntablösung verkündet und
darin festgelegt:
• Die Ablösung des Zehnten ist grundsätzlich möglich. Alle Zehnten von
land- und forstwirtschaftlichen Erzeugnissen können abgelöst werden.
• Die Entschädigung beträgt die 20-fache Summe des jährlichen
Reinertrages.
• Der Staat übernimmt von dieser Schuld 20 %, 80 % trägt der
Zehntpflichtige.
• Es wird eine Zehntschuldentilgungskasse errichtet.
• Zehntbezüge, die einem und demselben Zehntberechtigten in einer
Gemeinde zustehen, können nur zusammen abgelöst werden.
Von den geschilderten
Anfängen bis zur gesetzlichen Regelung vergingen 15 Jahre.
Der Zehnte war ursprünglich eine Naturalsteuer, die Abgabe des zehnten
Teils der Erträge aus Feldfrüchten, Forstwirtschaft und Viehzucht an die
Kirche, später dann auch an weltliche Herrschaften. Den Zehntabgaben der
Bauern standen in der Regel Gegenleistungen des Zehntempfängers
gegenüber, d.h. Personalkosten für den Pfarrer sowie Bau- und
Unterhaltspflichten für die Kirchengebäude. Zehntabgaben und
Gegenleistungen bildeten ein kompliziertes Geflecht und lassen sich
nicht immer klar und zweifelsfrei auf ihren Ursprung zurückführen.
Die Ermittlung und Berechnung der Zehnten war kompliziert. Im
ausgehenden 18. Jahrhundert, waren die einzelnen Abgabeverpflichtungen
kaum noch durchschaubar und Anlass zu permanenten Auseinandersetzungen
zwischen den Zehntpflichtigen und Zehntberechtigten. Der
Verwaltungsaufwand war unverhältnismäßig groß.
Am 13. April 1832 schließen die evangelische Pfarrei Denzlingen und die
Gemeinde einen Vertrag zur Aufhebung des Blutzehnten. Mit allen
Zehntberechtigten und -pflichtigen im Ort muesseb solche Ablösungen
vollzogen werden. Immer sind zuerst der durchschnittliche Zehntertrag
über den festgelegten Zeitraum und sodann dessen Wert zu ermitteln. Das
zur Zehntablösung erforderliche Kapital hat oft eine hohe und lange
Verschuldung der Bauern zur Folge.
Zur Finanzierung dieses
hohen Kapitalbedarfs entstehen die Spar- und Darlehenskassen.
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Streckenplan der Großherzoglichen
Eisenbahn 1870
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1833, Vorschlag zum Bau einer Eisenbahn von Mannheim nach Basel
Im Jahre 1833 wird der Regierung und dem Landtag vom Mannheimer
Tabakfabrikanten Ludwig Newhouse der Bau einer Eisenbahn von Mannheim
nach Basel vorgeschlagen.
Das Gutachten über die wirtschaftlichen Aspekte des Eisenbahnbaus, von
Staatsrat Karl Friedrich Nebenius, einem Mitglied der von Großherzog
Leopold eingesetzten Kommission im Jahr 1837 vorlegt, bringt Argumente
für den Bau dieser Eisenbahnstrecke vor, die einem neuzeitlichen
Gutachten entnommen sein könnten: verstärkter Handel am Oberrhein,
Hauptverkehrsroute Europas, vermehrter Warenaustausch, neue
Arbeitsplätze. Als bekannt wird, dass auf der linken Rheinseite eine
Bahnlinie von Basel nach Straßburg gebaut werden soll, beeilte man sich,
um die Verlagerung der Handelsströme auf die linke Rheinseite zu
vermeiden.
1834, Denzlingen hat 1197 (ev.) Einwohner,
2 katholische und 8
mennonitische
Denzlingen
hat unter dem Bürgermeister Johann Georg Wagner 1174 Einwohner
evangelischer Konfession. Der Mauracher Hof hat 12 evangelische, der
Steckenhof 11 evangelische, 2 katholische und 8 mennonitische
Bewohner.
1838, Der Badische Landtag beschließt den Bau einer Eisenbahn auf
Staatskosten
Im. März 1838 beschließt der Badische Landtag den Bau der Eisenbahn auf
Staatskosten, von Mannheim nach Basel
(und weiter bis Konstanz) und von Appenweier nach Kehl.
1839,
Erfindung des Fahrrads
1840,
Erste Briefmarke in England
1840 - 1845, Bau der Eisenbahn
Am 12. September 1840 wird die Strecke Mannheim-Heidelberg in Betrieb
genommen. Die ersten Lokomotiven kommen aus England und werden nach den
badischen Wappentieren „Löwe" und „Greif" genannt. Ab 1841 baut die
Karlsruher Maschinenfabrik „Keßler und Martiensen" nach englischem
Vorbild die erste badische Lokomotive, die 1842 unter dem Namen
„Badenia" in Dienst gestellt werden. 1843 wird die Strecke Heidelberg —
Karlsruhe, 1844 Karlsruhe — Offenburg und 1845 Offenburg — Freiburg
eröffnet. Im Jahre 1855 wird schließlich Basel und 1863 Konstanz
erreicht.
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Station "Langen-Denzlingen" 1864
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1845, Der erste Eisenbahnzug der „Großherzoglichen Eisenbahn" hält an
der Station Langen-Denzlingen.
Am 31. Juli 1845 hält dann der erste Zug in Denzlingen.
Mit dem Bau der Eisenbahn erhält der Ort eine eigene Bahnstation -
optimale Bedingungen, die für seine weitere Entwicklung von großer
Bedeutung sind.
Der erste Bahnhof befand sich damals weiter südlich vom heutigen
Bahnhof. 1864 wird, gleichzeitig mit dem Bau des zweiten Gleises, ein
neues größeres Bahnhofgebäude errichtet, das heute noch genutzt wird.
Ein Antrag der Gemeinden Denzlingen, Vörstetten, Heuweiler, Föhrental,
Unter- und Oberglottertal und Waldkirch im Jahr 1848 zur Errichtung
eines Güterschuppens bei der Station Denzlingen bleibt unbeantwortet,
weitere Anfragen und Gesuche werden 1854 von der Großherzogleiche
Eisenbahngesellschaft abschlägig beschieden; Auch Bürgerversammlungen
1858 in Vörstetten und in Denzlingen sprechen sich gegen eine
finanzielle Beteiligung am Güterschuppen aus. Erst 1862 / 1863 erwirbt
die Großherzogleiche Eisenbahngesellschaft von der Gemeinde Denzlingen
das für den Bau der neuen Bahnstation erforderliche Gelände und schafft
damit die Vorrausetzungen für den Bau einer Güterhalle.
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Ausfahrt eines Zuges aus dem
Bahnhof Heidelberg 1840
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Anleihe zur
Finanzierung der
Eisenbahn 1845/49
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1845, Gründung eines Männergesangvereins
Ein Männergesangverein wird gegründet.
Denzlingen hat 1.630 Einwohner
1846 (12.10.)
Ausbesserungsarbeiten im Innern des Kirchturms der Georgskirche
[EPfAD.
Baufondsrechnung 1846]
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Regulierte Elz
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1846, Fertigstellung der Elzregulierung
Vor der Regulierung war die Elz ein unberechenbares, je nach
Wasserverhältnissen wild mäanderndes Gewässer; im Oberlauf ein starkes
Gefälle; von Waldkirch ab flußabwärts ein natürliches
Überschwemmungsgebiet. Dort kam es immer wieder zu Überschwemmungen, die
oft zu großen Schäden führten. Bedeutende Hochwasser gab es in den
Jahren 1801, 1811, 1816, 1819, 1824, 1828, 1830, 1831, 1832, 1833, 1834
und 1836. Viele Klagen, Bittschriften und Petitionen der betroffenen
Gemeinden (auch Denzlingen) an den Markgrafen, später an den Großherzog
und an die Ständeversammlung in Karlsruhe wurden eingereicht, bis das
Projekt der Regulierung endlich in Angriff genommen wurde.
1831 wird mit
den konkreten Planungen begonnen.. Am 28. August 1835 wird das
Kanalbau-Gesetz für den Bau des Leopoldkanals von Riegel zum Rhein vom
Landtag mit einem Zuschuss von 300.000 Gulden aus der Staatskasse
beschlossen.
In das heutige Flussbett wurde die Elz in der Mitte des 19. Jahrhundert
und ein letztes Mal in den 1970-ger Jahren verlegt. Die Bauweise erfolgte
mit der erprobten Methode, dass längs des künftigen Flußbettes Faschinen
in den Boden eingebaut und dann mittels Leitgraben die Erosionskräfte
des Wassers genutzt wurden.
Die Regulierung erweißt sich für die nun von Überschwemmungen
geschützten Orte Wasser, Emmendingen, Teningen, Köndringen, Riegel und
Kenzingen als sehr segensreich. Auch die Wiesen zwischen dem
Mauracherberg und der Elz, die zuvor oftmals von den Überschwemmungen
betroffen waren, sind nun besser geschützt und können
landwirtschaftliche genutzt werden. Hochwasserkatastrophen, wie die
Dammbrüche im Dezember 1882 am Kollmarsreuter Wehr und die
Überschwemmung im März 1896, bleiben fortan Ausnahmen.
1847,
Eröffnung „Grüner Baum“
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1846-1855, Not, Hunger, Elend
Große Hungersnot und Arbeitslosigkeit markieren die Jahre 1846 – 1855 als Folge schlechter
Witterungseinflüsse und großer Ernteausfälle (wie bei der verheerenden
Not in den Jahren 1816 - 1817), die zu einer extremen Verknappung und
damit Teuerung der Lebensmittel führten. Die im Vergleich zu 1813 (1.028 Einwohner) bis zum Jahr 1845
(1.630 Einwohner) stark angestiegene Einwohnerzahl (eine Zunahme von 59
%) verschärfte die Krise zusätzlich, da im Wesentlichen nur die gleiche
Ackerfläche verfügbar war und eine Verknappung der Lebensmittel zur
Folge hatte.
Dies führt beim ärmeren Teil der Einwohnerschaft zu Hunger und Elend.
Die Zahl derer, die sich nicht mehr selbstständig ernähren konnten, wird
auf bis zu 300 Personen angegeben.
Sie sind auf Almosen und die
Unterstützung durch die Gemeinde angewiesen. Diese errichtet noch 1846
eine Suppenanstalt, die den Hungernden täglich eine Suppe reicht. Durch
diese zusätzlichen Kosten verschuldet sich die Gemeinde zunehmend und
muss nach einem Ausweg aus der Krise suchen.
Diesen Ausweg glaubt man in der Verschickung der notleidenden Armen nach
Amerika gefunden zu haben. Bürgermeister Strübin und Pfarrer Rupp werden
vom Oberamt Emmendingen aufgefordert, eine Liste mit Namen
der notorisch armen Suppenempfänger zu erstellen, die für eine
Auswanderung in Frage kommen. Dieses traurige Dokument mit 274 Namen ist
erhalten.
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Schlacht bei Kandern 1848
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1848 - 1849, Badische Revolution
In diesem Jahr greifen die Republikaner nach der Macht, und der
Großherzog muss fliehen. Das vom ihm herbeigerufene preußische Militär
(unter dem Kommando des "Kartätschenprinzen") beendet jedoch rasch
diesen Traum. In der Folge wandern zahlreiche Denzlinger nach Amerika
aus, auch um der Strafverfolgung zu entgehen.
Als Ende Februar
1848 in Frankreich der Bürgerkönig Louis-Philippe I. gestürzt und die
zweite Republik ausgerufen wird, erwacht auch rechts des Rheins eine
Freiheitsbewegung. In Baden sind es vor allem die Rechtsanwälte
Friedrich Hecker und Gustav Struve, die unbedingte Pressefreiheit,
Schwurgerichte nach dem Vorbilde Englands, Volksbewaffnung und die
sofortige Herstellung eines "teutschen" Parlaments fordern. Das Lager
der badischen Revolutionäre ist in Anhänger einer konstitutionellen
Monarchie und Anhänger einer Republik gespalten.
Bereits am 29. Februar versammeln sich in Freiburg etwa 800 Personen im
Saal der „Harmonie" und ein „Volksausschuss" mit Forderungen nach Karlsruhe entsendet. Am 26. März wird zu einer großen
Volksversammlung auf dem Münsterplatz aufgerufen, an der rund 25.000
Menschen aus der ganzen Umgebung teilnehmen, darunter auch das „erste
Aufgebot" der Denzlinger Bürgerwehr, das unter Führung von Bürgermeister
Christian Strübin geschlossen nach Freiburg zieht.
Die Konstituierung der
gewählten Frankfurter Nationalversammlung kann den Elan Heckers nicht
bremsen. Er will den bewaffneten Aufstand und fordert die Abgeordneten
in der Paulskirche auf: "Zieht mit uns, statt leeres Stroh in Frankfurt
zu dreschen". Am 12. April ruft er in Konstanz das Volk im Namen einer
provisorischen Regierung zu einer bewaffneten Erhebung auf und zieht,
unterwegs Freiwillige werbend, nach Norden. Regierungstruppen schlagen
den revolutionären Heckerzug im Gefecht auf der Scheideck bei Kandern in
die Flucht.
Friedrich Hecker,
Radikaldemokrat und eine der führenden Persönlichkeiten des Badischen
Landtages, hält vom Balkon des
Suggenbads aus eine „zündende Ansprache" an das Volk. Nachdem
die Lage
von Woche zu Woche eskaliert, werden am Ostersonntag (23. April) Revolutionstruppen unter dem Anführer Franz Sigel
(einem ehemaligen
Leutnant der badischen Armee), auf ihrem Weg nach Freiburg von Regierungstruppen
bei Günterstal zurückgeworfen. Dennoch können die Freischärler
unter Sigel und Struwe am folgenden Tag in die Stadt Freiburg
eindringen. Nach blutigen Straßen- und Barrikadenkämpfen werden die
schlecht bewaffneten Aufständischen
aber rasch von
den
Regierungstruppen wieder
vertrieben.
Auch Denzlinger sind dabei beteiligt. So
soll Christian Schneider am Ostersonntag auf Veranlassung des Denzlinger
Pfarrersohnes und Studenten Friedrich Rupp die Bürger aufgefordert
haben, mit Gewehren und Pickeln zum Barrikadenbau nach Freiburg zu
kommen (Den Angaben der Staatsanwaltschaft zufolge hatte der Aufruf
großen Erfolg).
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Straßenkämpfe in Freiburg 1848
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Nach der Niederlage flüchten zahlreiche Revolutionäre, unter ihnen
auch Denzlinger Bürger, über den Schloßberg in den Schwarzwald. Gegen
einige Mitglieder der Bürgerwehr, Christian Schneider, Andreas Rübelmann
und Friedrich Rupp, wird anschließend wegen Beteiligung an
hochverräterischen Unternehmungen ermittelt
[1.6] Besonders Rupp zählte mit
Lehrer Söhnlein zu den Anführern und geistigen Köpfen der
republikanischen Bewegung in Denzlingen (sein Vater, Philipp Heinrich
Rupp, war von 1845 bis 1869 Pfarrer in Denzlingen). Friedrich Rupp trat
auf der turbulenten Volksversammlung am 23. April 1848 auf dem
Karlsplatz in Freiburg, als die Revolutionäre nach der Niederlage Sigels
in Günterstal verunsichert waren, in Erscheinung. Bei jener Versammlung
forderte der Seidenfabrikant Carl Mez die Freischärler zur Besonnenheit
auf, und Karl von Rotteck junior hielt die Fortsetzung des Kampfes für
sinnlos. Da sprang der Theologiestudent Rupp auf die Tribüne und rief: "Wir sind nicht zusammen gekommen um zu rathen, sondern um zu thaten, ich
schlage deshalb den Freiburger Turnwart Langsdorff als unseren
Oberanführer vor." Das Kommando des vorgeschlagenen Medizinstudenten und
Turnwarts Georg von Langsdorff über die Freischärler sollte nur einen
Tag dauern. Weil er vom Münsterturm aus das Geschehen beobachtete, ging
er als „Münstergeneral" in die Geschichte ein. Friedrich Rupp gelang die
Flucht nach Amerika, wo er sich in Belleville/Illinois niederließ und
als Lehrer und Zeitungsredakteur arbeitete. Sein Vater reichte am
11.09.1848 - vermutlich ohne Erfolg - ein Amnestiegesuch für seinen Sohn
beim Oberamt ein.
Für die meisten Denzlinger bleibt ihr revolutionäres Engagement ohne
direkte strafrechtliche Folgen. Im Anschluss an diese Ereignisse kommt es
allerdings am 17. Mai 1848 zu Einquartierungen von Bundestruppen. Sie
bleiben bis zum 20. Mai im Ort. Äußerlich kehrt wieder Ruhe ein, aber
die Sehnsucht nach demokratischer Mitbestimmung und Freiheit bleibt. Noch
im Revolutionsjahr 1848 wird ein örtlicher Volks- oder sogenannter
Märzverein gegründet, dessen Mitglieder demokratisch-republikanische
Ideen verfolgen. Als treibende Kraft machen die badischen Behörden
Unterlehrer Söhnlein aus. Die Behörden glauben Hinweise zu besitzen,
dass auch der Gesangverein, den Unterlehrer Söhnlein leitete, als Forum
für republikanische und radikale Äußerungen dient.
Im Mai 1849
("Maiaufstand") führt die Ablehnung der von der Frankfurter
Nationalversammlung erarbeiteten deutschen Verfassung durch die meisten
Landesregierungen zu einem letztem Aufbäumen der revolutionären
Bestrebungen besonders in Baden. Am 11. Mai 1849 kommt es in Freiburg zu
einer Verbrüderung der Republikaner mit dem 2. Badischen
Infanterieregiment. Am 12. Mai forderte das Volk in Offenburg die
Anerkennung der Reichsverfassung durch die badische Regierung. Die
Bundesfestung Rastatt erhebt sich. Zu dieser Zeit
und während der mehrwöchigen Herrschaft der
provisorischen revolutionären Landesausschüsse mobilisiert die Gemeinde
erneut ein Aufgebot der Bürgerwehr, das auf Kosten der Gemeinde
auch eine militärisch Ausbildung erhält.
Am 28. Juni 1849
tagt eine verfassungsgebende Versammlung im Basler Hof in Freiburg. Auf
Antrag des aus seiner Haft in Rastatt befreiten Abgeordneten Struve
beschließt das Gremium, den Krieg gegen die Feinde der deutschen Einheit
und Freiheit mit allen zu Gebote stehenden Mitteln fortzusetzen. Oberst
Sigel übernimmt das Kommando über das verbliebene Revolutionsheer, zu
dem auch Freischärler aus dem Elsass und der Schweiz hinzustossen.
Schließlich ruft der geflüchtete Großherzog Leopold von Baden preußische
Truppen zu Hilfe, die das badische Revolutionsheer bei Mannheim und
Waghäusel vernichtend schlagen. Nachdem auch die Schlacht bei Gernsbach
verloren ist, löst sich das Revolutionsheer auf. Die
Bundesfestung Rastatt, in der sich der Rest der Revolutionsarmee
verschanzt, wird am 23. Juli 1849 aufgegeben, und der Großherzog
kann am 19. August in einem Galawagen wieder feierlich in Karlsruhe
einziehen.
Nach der endgültiger
Niederschlagung der Erhebung in Baden durch preußische Truppen (unter
dem Kommando des "Kartätschenprinzen") nehmen Mitte Juli die
Standgerichte der badisch-preußischen Militärtribunale ihre blutige
Arbeit auf. Überall im Großherzogtum werden die Revolutionäre und
ihre
Sympathisanten verhaftet. Es folgen Standgerichte, Verurteilungen und
Hinrichtungen. Viele entkommen der Strafverfolgung nur durch Flucht ins Ausland. Gegen 43 Denzlinger Bürger wird wegen ihrer
Teilnahme an „hochverräterischen Unternehmungen" ermittelt, soweit sie
sich nicht bereits durch Flucht den Ermittlungen entzogen haben.
Denzlingen kommt das Abenteuer Revolution finanziell
teuer zu stehen. Die Kosten für die Bekämpfung der Revolution werden
durch entsprechende Gesetze den Kommunen aufgebürdet. Im Zuge der
„Säuberungsmaßnahmen" nach der gescheiterten Revolution wird im August
1849 durch Erlass des Großherzoglichen Landeskommissars für den
Oberrheinkreis auch der komplette Denzlinger Gemeinderat abgesetzt.
Die Niederwerfung des Badischen Aufstandes bedeutete für lange Zeit das
Ende der revolutionär-bürgerlichen Freiheits- und Einheitsbestrebungen
in Deutschland und den Beginn der "preußischen" Dominanz in Deutschland.
Das Heckerlied erinnert an
den Geist der revolutionären Badener.
Dennoch - Im Zusammenhang
mit der
Badischen Revolution werden jedoch die grund- und leibherrschaftlichen
Vorrechte der Feudalherren beseitigt.
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1846 - 1849, Der Heidachwald wird Bürgerfeld
Zur Gemeinde gehörte auf der nordöstlichen Gemarkung, westlich des
Lossele, das Waldstück „Heidachwald“. Es wurde nicht
nur als Holzschlaggebiet, sondern auch als Schweineweide für die
Bürger des Oberdorfs genutzt und hatte im Mattstein eine Entsprechung
für die Unterdörfler. Es war üblich, dass der Schweinehirt oder die
-hirtin die Tiere im Ort sammelte, auf die Weide führte und abends
wieder in den Ort zurückbrachte.
Als die Gemeinde zwischen 1810 und 1820 hoch verschuldet war und die
Gemeindekasse dringend Geld benötigte, war offenbar schon allzu viel
Holz geschlagen worden. Der Wald hatte sich seitdem nicht mehr erholt.
Ende Mai 1829 wurden dort mit herrschaftlicher Genehmigung weitere 214
Eichen gefällt. Das Holz wurde versteigert und ein Erlös von 3.489,36
Gulden zugunsten der Gemeindekasse erzielt. Weil dieses Waldstück aber
voraussichtlich auf lange Zeitfür für die Bürger ohne Ertrag bleiben
mußte, kam man schon im Jahre 1833 auf den Gedanken, den Heidachwald
ganz zu roden, zu kultivieren und als landwitschaftlich
Nutzfläche loosweise unter die Bürger zu vertheilen.
[1.6] In einer Versammlung am 20. November 1846 beschloss die Bürgerschaft mit
222 gegen 5 Stimmen a) den Heidachwald auszustocken, b) die Fläche zu
Acker und Matten zu cultivieren, c) die cultivierten Güterstücke zu
verpachten und den Pachtzins unter die Bürgerschaft zu vertheilen.
Dabei
wurde auch entschieden, dass das Brennholz unter die Bürger als Gabholz
verteilt und nur das Nutzholz und die Eichenrinde versteigert werden. Im
Dezember des gleichen Jahres genehmigte das Oberamt die Ausstockung der
Hälfte des Waldes vom Mauracher Hof bis zur Waldkircher Straße. Die
Ausstockung erfolgte im folgenden Jahr 1847. Jeder Bürger musste sein
Holzlos selbst roden, die ausgegraben Wurzelstöcke durften als Lohn
behalten werden. Auf oberamtliche Anordnung wurde der Gemeinderat
Andreas Schillinger am 22. April zum Rechner für die „Heidachkasse"
bestimmt.
Am 11. November 1849 beim Großherzoglichen Oberamt Emmendingen den
Antrag, auch noch den restlichen Wald ausstocken zu dürfen. In einer
erneut einberufenen Gemeindeversammlung erschienen 218 der
stimmberechtigten 250 Bürger, die einstimmig beschlossen, den gesamten
Heidachwald auszustocken und urbar zu machen. Daraufhin wurde im
folgenden Jahr der restliche Heidachwald zu Ackerfeld kultiviert.
[1.6] "Die ausgestockte Fläche betrug 182 Morgen, 2 Viertel (1/4 Morgen),
6Quadratruthen73 und wurde in 304 Lose zu je 220 Ruthen eingeteilt.
Diese wurden unter den Bürgern und Bürgerwitwen zur Nutzung verteilt,
wobei zu beachten war: Kein Bürger darf sein Allmendstück veräußern oder
verpfänden ohne Genehmigung des Gemeinderaths, auch nicht verpachten.
Als jährliche Abgabe sollten 6 Gulden an die Gemeindekasse bezahlt
werden, was jedoch bisher nichtgeschehen ist"., schreibt 1849 Rechner
Schillinger.
Die offenbar dringend benötigten zusätzlichen Möglichkeiten zum
Nahrungserwerb, die durch die Rodung des Heidachwaldes geschaffen
wurden, kamen also nur den Bürgern zugute. In die Gemeindekasse flossen
durch den Holzverkauf ebenfalls dringend benötigte Einnahmen. Eine
separat geführte „Heidachkasse" arbeitete ab 1853 mit dem Geld und gab
kleine und größere Kredite zu Zinssätzen von 4 bis 5 %.
Auswanderungswillige konnten, so lange sie noch Bürger blieben, ihr
Heidachstück behalten und mit der Pacht ihre Schulden beziehungsweise
den erhaltenen Vorschuss zurückbezahlen.
1849,
Erste Blinddarmoperation
1850, Denzlingen hat 1396 Einwohner
Im Jahr 1850 hat Denzlingen 1396 Einwohner, davon sind 245 Bürger der
Gemeinde, und 56 Bürgerwitwen – das sind 301 Bürgerrechte im Ort; was
einem Anteil von 21,6 % der Einwohner entspricht. Nur diese Bürger und
Bürgerinnen erhalten ein Stück vom Heidachfeld, die restlichen
Einwohner sind zwar badische Staatsbürger, gelten aber nicht als
Ortsbürger.
1852, Erstes Luftschiff
1854, Erfindung der Glühlampe, Erste nschlagsäule von Ernst Litfas
1855, Erfindung des Dosenöffners, Bunsenbrenners
1859, Erfindung des Kühlschranks
1861, Erfindung der Farbfotographie
1861 (02.04.)
Das Äußere der Georgskirche wird renoviert und in neugotischem Stil
„verschönert.
[GA-DE. 1 A-390. Kirchen, Bau u. -Unterhaltung 1848-1942]
1862 (06.10.)
Einer der
Wasserspeier am Kirchturm der Georgskirche ist abgebrochen. Statt eines
neien Wasserspeiers am Kirchthurm soll durch Verstopfung die Öffnung so
lange geschlossen werden, bis der ganze Thurm repariert wird. [EPfAD.
Kirchengemeinderats-Protokolle 1847-1911]
1863, Erste
Untergrundbahn in London
1864, Gründung des Schwarzwaldvereins und des Musikvereins
Die touristische Erschließung des Kandels für Wanderer und Wandervereine
beginnt im Jahre 1864 in Freiburg mit der Gründung des „Badischen
Vereins von Industriellen und Gastwirten zum Zweck, den Schwarzwald und
seine angrenzenden Gegenden besser bekannt zu machen", der heute
als „Schwarzwaldverein" bekannt ist.
Im gleichen Jahr
beginnt die Firma Gütermann in Gutach mit 40 Arbeitern die Verarbeitung
von Seidenraupen-Kokons. Vor dem ersten Weltkrieg ist die Zahl der
Beschäftigten bereits auf 3500 Arbeitnehmer angestiegen.
In diesem Jahr wird
das Denzlinger Bahnhofsgebäude erbaut, wie eine Sandsteinplatte in Höhe
des 1. Stocks verkündet.
1865, Denzlingen zählt 1.381 Einwohner
1866, Erfindung des Dynamit (Patent 1867)
1867, Erfindung des Stahlbeton
1867, Erste Zigarren gefertigt
In Denzlingen werden die ersten Zigarren angefertigt. Zigarren aus
Denzlingen werden in der ganzen Welt geraucht. Der Beginn dieser
Industrialisierung gibt vielen Denzlingern und Menschen aus den näheren
Schwarzwaldtälern Arbeit, insbesondere Frauen. Typisch für Denzlingen
ist in dieser Zeit das Arbeiten in der Fabrik und das gleichzeitige
Führen eines landwirtschaftlichen Nebenerwerbbetriebs. Es entwickeln sich
neue Strukturen und Einrichtungen wie der Bauverein Denzlingen mit
seinen Häusern in der Rosenstraße, eine eigene Krankenkasse und andere
soziale Einrichtungen.
1868, Rathaus im Unterdorf (Hauptstr. 59)
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Eimbollen mit "Rebhisli"
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1869 - 1870, Neuer Rebberg im Einbollen
Mit dem Ziel, zusätzliche Einnahmequellen für die Denzlinger Bürger zu
erschließen
besucht das Bezirksamt am 3. August 1868 Denzlingen. Dabei entsteht die
Idee, am Südhang des Einbollenwaldes einen Rebberg anzulegen, welche in
einem Gutachten der Bezirksforstei vom 26. September an das Bezirksamt
in Emmendingen als „vorüglich“ bewertet wird:
[1.6] "Im allgemeinen kann
derselbe (Berghang) namentlich für den Rebbau mit der Bonität „gut"
angesprochen werden. Die Lage dieser Fläche von ca. 50 Morgen Wald ist
größtenteils fair den Rebbau nicht nur günstig, sondern vorzüglich". Die
Begeisterung in Denzlingen über diesen Vorschlag hält sich zuerst in
Grenzen. Erst in einer zweiten Abstimmung in der Gemeindeversammlung am
6. November stimmen die Bürger schließlich mit 194 Ja- und 20
Neinstimmen eindeutig für die Durchführung dieses Vorhabens. Das
Bezirksamt erteilt am 30. Mai des folgenden Jahres die
Staatsgenehmigung, mit der Konkretisierung:
[1.6] "Größe 44-50 Morgen,
Einteilung in Lose zu je 1/8 Morgen, unter die Bürger aufzuteilen, 50
Kreuzer jährlicher Grundzins an die Gemeindekasse. Ein halbes Jahr
später, am 19. November, wurden die Holzmacherarbeiten vergeben. Die
Vergütung lag bei 3 Gulden für ein Klafter Holz und 3 Kreuzer je
Holzwelle."
Die Rodungsarbeiten am Einbollen im Winter 1869/70 machen offenkundig,
dass es felsige Geländeteile gibt, die für einen Rebanbau nicht geeignet
sind. Daraufhin erhält die Gemeinde im Februar 1870 die Genehmigung,
ersatzweise weitere 1 bis 2 Morgen Wald auszustocken.
Zur Versteigerung von 328 Baumstämme, 630 Klafter Scheitholz und 16.000
Wellen im Einbollen am 7. März 1870 strömen aus dem ganzen Breisgau die
Menschen herbei. Am Ende kann der Gemeinderechner 5.837 Gulden, 10
Kreuzer in die Gemeindekasse vereinnahmen – ein Betrag, der jedoch nicht
ausreicht, um sämtliche Kosten zu decken. Für den Wegebau muß de
Gemeinde zusätzlich für 1.200 Gulden Kredite aufnehmen.
[1.6] Geldgeber waren
Grünerbaumwirt Arnold mit 500 Gulden, Bürgermeister Nübling mit 350
Gulden, Ludwig Rappold mit 200 Gulden und Ratschreiber Schillinger mit
150 Gulden.
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Einbollenwald 1873
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1870, Bürgerausschuss beschliesst Nutzung der Rebberg Parzellen auf
40 Jahre
Im Frühjahr 1870 beginnen die Geometer mit ihrer Arbeit; Aufgabe ist es,
die gerodete Fläche in Parzellen zu je 1/8 Morgen auszumessen und zu
kennzeichnen. Am 20. April beschließt der Bürgerausschuss, dass die
Parzellen auf 40 Jahre - bis zum 31.12.1910 - den Bürgern zur Nutzung
übergeben werden. Innerhalb der nächsten drei Jahre, also bis 1873,
sollen sie mit Reben bepflanzt sein; ansonsten werden sie ersatzlos an
die Gemeinde zurück fallen. Ferner ist es den Bürgern untersagt, ihre
Parzellen an Auswärtige zu verpachten. Das beschlossene
Verteilungsverfahren sieht vor, dass die Parzellen an Ort und Stelle durch
Ziehung von Losen verteilt werden sollen.
Am 29. April ist es soweit:
Im Beisein der ganzen Gemeinde werden die Parzellen ausgelost Die Bürger
müssen der Reihe nach
einzeln vor einen großen Korb mit den Losen treten, und einer der Knaben
zieht dann jeweils ein Los mit der Parzellennummer. Noch im selben Jahr
1870 beschließt der Gemeinderat, dass in den neuen Rebanlagen im
Einbollen nur edle Sorten angepflanzt werden sollten und dass die
Gemeindekasse den Ankauf der Rebsetzlinge übernehmen werde.
1870
In der
Gemeinderechnung findet sich eine interessante Ausführung zum Turm der
Georgskirche. Wieder einmal ist die Turmpyramide in Gefahr total
verändert zu werden.
[GA-DE. 1B-405/1, Gemeinderechnung 1870]
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Namenstafeln der 42 Teilnehmer am
ruhmreichen Feldzug (1870-1871) gegen Frankreich (heute an der
Friedhofshalle)
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1870 - 1871, Deutsch-französcher Krieg
Frankreich erklärt am 19. Juli 1870 Preußen den Krieg. Schon während der
Kämpfe und erst recht nach dem errungenen Sieg herrschen große
Begeisterung und ein fast grenzenloser Patriotismus.
Der Gemeinderat beschließt am 10. August 1870:
[1.6] „Für die im Krieg
stehenden Soldaten, 40 an der Zahl von Denzlingen, soll jeder
wöchentlich 1 Gulden aus der Gemeindekasse erhalten."
Nach dem Sieg
werden mehrere Friedensfeiern und Dankgottesdienste im Ort abgehalten.
Auch daran erinnert sich Lehrer Manger:
[1.6] „Denkwürdig bleibt mir auch die
Friedensfeier im Frühjahr 1871, wo ein Festzug von der Krone an nach der
Kirche veranstaltet und im Gasthaus „Hirschen „, bei dem guten und
braven Wirt Jundt eine Nachfeier, weltliche Feier, an der auch die
Schuljugend Teil nehmen durfte, abgehalten worden ist. Die Schulkinder
erhielten Brezeln und sangen, wie auch der Gesangverein, vaterländische
Lieder". Den beiden gefallenen Denzlingern, Leopold Giese und Johann
Friedrich Schwarz, beide Musketiere im 5. BadischenInfanterie-Regiment
113, widmet man eine Gedenktafel in der Georgskirche, die heute links
vom Eingang angebracht ist.
42 Jahre später, im Jahr 1913, wird der ursprünglich zur Erinnerung an
die Erstellung der kommunalen Wasserleitung konzipierte Brunnen auf dem
Kirchplatz zum Kriegerdenkmal an den „ruhmreichen Feldzug 1870-1871
gegen Frankreich" umfunktioniert. An drei Seiten werden Tafeln mit den
Namen der Kriegsteilnehmer angebracht. Beim Abbau des Denkmals in der
zweiten Hälfte der 1960er Jahre, werden die Tafeln aufbewahrt und später
an der Friedhofshalle angebracht. Sie erwecken nun fälschlicherweise den
Eindruck, es handle sich um die Namen von Gefallenen des Krieges
1870/71.
1871, Reichsgründung und Gesetz zur Einführung einer einheitlichen
Währung
Mit der Reichsgründung 1871 wird vieles vereinheitlicht und gesetzlich
für das ganze Reich geregelt. Von großer Bedeutung für die weitere
Entwicklung des Deutschen Reiches erweist sich die Vereinheitlichung der
zuvor unübersehbaren Vielfalt an Geldwerten und Maßeinheiten zu
dezimalen Münz-, Maß- und Gewichtssystemen. Im Dezember 1871
verabschiedet der Reichstag ein Gesetz zur Einführung einer
einheitlichen Währung.
Mit der Einführung einer einheitlichen Währung wandern viele der
besitzlosen Menschen, die bisher ausschließlich in der Landwirtschaft
als Knechte und Mägde arbeiteten und überwiegend mit Naturalien von den
Hofbauern und Gutsbesitzern entlohnt werden, nun in die neu entstandenen
Fabriken ab und werden nun mit Geld entlohnt.
Im Großherzogtum Baden wurde mit dem Beginn des Jahres 1876 der Gulden
zu 60 Kreuzern durch die Mark zu 100 Pfennigen ersetzt. Die Umrechnung
erfolgte zum Kurs: 1 Gulden = 60 Kreuzer = 1,71 Mark. Finanziert wurde
die Währungsumstellung mit der
französischen Kriegsentschädigung: Deutschland erhielt in der Folge des
gewonnen Krieges 1870/71 von Frankreich die damals gewaltige Summe von
fünf Milliarden Franc. Nach dem verlorenen Weltkrieg 1914/18 floss das
Geld aber zu einem großen Teil in Form der Reparationszahlungen wieder
nach Frankreich zurück.
1872, Gesetz zur Vereinheitlichung der Maße und Gewichte
Am 1.1.1872 wird das Gesetz zur Vereinheitlichung der Maße und Gewichte
verabschiedet.
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Gemarkungsplan 1873
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1872, Bau des Rebhäuschen ("Rebhisli")
Im Jahr 1872 wurde von Maurermeister Georg Gaus das heute noch weithin
sichtbare Rebhäuschen erstellt. Die Rebfläche der Gemeinde betrug nun
insgesamt 18 ha, 41 ar, 3 gm.
1873, Anlegen des Rebbergs beendet
In den Jahren 1870 bis 1873 dürfte im Einbollen an den steilen Hängen in
harter Arbeit viel Schweiß geflossen sein, denn innerhalb dieser Zeit
mussten die Baumwurzeln aus dem Boden herausgeholt, die Parzellen
umgegraben und die Rebsetzlinge gepflanzt werden. Aber alles ging
offenbar reibungslos vonstatten, denn es ist nichts von Schwierigkeiten
überliefert.
Im gleichen Jahr wird vom
Großherzoglichen Katasterbüro ein Übersichtsplan der Gemarkung
Denzlingen gezeichnet
Erfindung der
Schreibmaschine
1875 - 1901, Fertigstellung der Elztalbahn
Die Eisenbahnstrecke von Denzlingen nach Waldkirch wird in den Jahren
1872 bis 1874 gebaut und am 1.Januar 1875 offiziell eröffnet. Sie wird
zuerst als Privatbahn der Stadt Waldkirch angelegt und betrieben.
Hohe Betriebskosten trüben die Freude an der neuen Privatbahn in
Waldkirch bald erheblich, denn sie entwickelt sich zunehmend zum
Sorgenkind der Stadt, und wird bald nur noch –„Schulden-Hengst" genannt.
Zu den normalen Betriebskosten kommen zu oft außergewöhnliche Kosten
dazu, die durch Unwetter und Überschwemmungen verursacht werden: z.B.
die Wiederherstellung der Bahnbrücke zwischen Denzlingen und Buchholz,
die von Elz im Februar 1877 unterspült wird, so dass sie einzustürzen
droht und der Bahnverkehr für längere Zeit unterbrochen ist.
Bis zum Jahr 1887 bleibt diese Eisenbahnstrecke Eigentum der Stadt
Waldkirch. Am 4. Oktober 1887 stimmt der Bürgerausschuss der Stadt
Waldkirch dem Verkauf zu, und am 23. Juni 1887 wird die Bahnlinie
Denzlingen - Waldkirch von den Großherzoglichen Badischen Staatsbahn zum
Preis von 700.000 Mark erworben..
1876
Fertigstellung des Schulhauses (die heutige Otto-Raupp-Schule)
1876, Erfindung des Ottomotors
1878, Erfindung des Mikrophons
1879, Erfindung der elektr. Glühlampe, erste Elektrolok von Siemens
1880, Hohe Gäste im Suggenbad
Am 30. September des Jahres 1880, weilt Kaiser Wilhelm 1. zusammen mit
Kaiserin Augusta, dem Großherzog Friedrich, der Großherzogin Luise und
deren Kindern, Prinz Ludwig und Prinzessin Viktoria, im nahen Suggental,
um dort im Suggenbad den Geburtstag der Kaiserin zu feiern.
Das Suggenbad war zu jener Zeit ein viel besuchtes Haus. Die hohen
Herrschaften reisten mit der Eisenbahn über Denzlingen an und die
Denzlinger werden sie mit Hochrufen begrüßt haben. Großherzog Friedrich
von Baden muss das Suggenbad in guter Erinnerung behalten haben, denn am
Sonntag, dem 23. Juni 1898, kam er erneut zu Besuch dorthin. Wieder
reiste er über Denzlingen an, und Bürgermeister und Gemeinderat
beschlossen, ihn gemeinsam zu begrüßen
1881, erste elektr.
Straßenbahn
1883, erster Wolkenkratzer in Chicago
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Lutherlinde vor der Georgskirche
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1883, Lutherlinden auf dem Kirchhof gepflanzt
Zum 400. Geburtstag von Martin Luther (10-11.1483) werden am
Reformationstag den 31. Oktober 1883, auf dem Platz vor der Georgskirche
zwei Linden gepflanzt. In den Gemeindeakten ist festgehalten, dass sie
von Matthias Reitzel und Sigmund Nübling geliefert und vom Kronenwirt
Reitzel an Ort und Stelle transportiert worden sind.
1883 – 1891, Sozialgesetze
Gleichzeitig mit der Durchsetzung der Geldwirtschaft entsteht eine neue
Bevölkerungsschicht: die Arbeiterschaft. Ihr Kampf um Rechte und Schutz
vor Ausbeutung wurde mit den Sozialgesetzen (1883 Krankenversicherung,
1884
Unfallversicherung, 1889 Invaliditätsversicherung, 1891 gesetzliche
Rentenversicherung) und Regelungen zum Arbeitsschutz belohnt.
1884, Erfindung des
Füllfederhalters und Dampfturbine
1884, Erfindung des Benzinmotors
1884, Erstes Rasthaus auf dem Kandel
Das erste Rasthaus wird 1884 auf dem Kandel eröffnet.
1885, Denzlingen hat insgesamt 1509 Einwohner,
davon sind 159
katholischer und 1350 evangelischer Konfession
1885, Erfindung des Druckknopf und des Automobil,
1886, Straßenbeleuchtung mit Petroleumlampen
Mit Beginn des Jahres1886 hat Denzlingen eine Straßenbeleuchtung, die
mit Petroleum betrieben wird. Die bis dahin übliche Nachtwache wird
überflüssig und aufgehoben. Die Lichter wurden um Mitternacht gelöscht;
nur die Lampen an der Krone und am Rebstock brennen bis 2 Uhr.
Das an den Storchenturm angebaute Wachhaus wird in diesem Jahr in eine
Wohnung umgebaut und an einen Tagelöhner mit Frau und sechs Kindern
vermietet.
1886, Erfindung des
Coca-Cola, Bau der Freiheitsstatue in New York
1889, Erfindung des Münztelefon, Bau des Eiffelturm zur Weltausstellung
in Paris
1889,
kath. Notkirche in der
Hinterhofstraße
Aus einem Bauernhof wird die erste katholische Kirche seit der
Reformation fertig gestellt, in der heute der St. Josef-Kindergarten
untergebracht ist.
1889, Bau der Thomashütte
Die „Thomashütte" (genannt nach dem Geheimrat Dr. Ludwig Thomas,
Universitätsprofessor in Freiburg und Vizepräsident des
Schwarzwaldvereins), wird 1889 gebaut.
In den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts wird der „Präsident-Thoma-Weg"
(genannt nach Dr. Emil Thoma,1905-1920 Präsident des Schwarzwaldvereins
und 1913-1922 Oberbürgermeister von Freiburg) von Denzlingen zum Kandel
angelegt.
Die Wanderer konnten nun mit dem Zug anreisen und auf direktem
Wanderpfad vom Einbollen zum Kandelgipfel aufsteigen.
1890, Erfindung des Luftreifen (Dunlop), Helgoland wird deutsch im
Tausch gegen Sansibar
1891, Erfindung des Elektroherds, Otto Lilienthal mit ersten
Segelflügen
1891 (23.08.)
Die letzte
Visitation hat den Zustand des Kirchturmes der Georgskirche beanstandet.
[EPfAD. Protokolle des Kirchengemeinderats 1847-1911]
1893 (09.04.)
Das Kirchendach
wurde neu gedeckt und die Außenwände des Kirchengebäudes erhielten einen
neuen Anstrich. In diesem Zusammenhang schrieb das Großh.
Bezirks-Bauinspektion in Emmendingen. der Gemeinde Denzlingen:"Anläßlich
ausgeführter Bauarbeiten an dem
Gebäude (Dachausbesserung) hat sich am Fuße der beiden Langhausseiten
eine Menge Schutt und Unrath angesammelt. Wir ersuchen daher die zum
Bauobjekt frohnpflichtige Gemeinde Denzlingen, für die baldmöglichste
Entfernung des Schuttes und gründliche Reinigung des Kirchplatzes gefl.
Sorge tragen zu wollen."
[GA-DE.
1A-390, Bau und Unterhaltung der Kirche, 1848-1942]
1893
Nach jahrelangem Provisorium zieht die Verwaltung in das 1876 erbaute
Schulgebäude ein.
1893, Erfindung des Dieselmotor, erster dt. Skiclub im Schwarzwald
1894, Bau der Towerbridge in London
1895, Entdeckung der Röntgenstrahlen, Nord-Ostseekanal fertiggestellt
1895 (10.11.)
Georgskirche: Der Orgelbaukommissar Barner hat die Reparatur der Orgel
als dringend notwendig bezeichnet.
[EPfAD.
Kirchengemeinderats-Protokolle 1847-1911]
1896 (03.09.)
Georgskirche: Der
Evang. Oberkirchenrat in Karlsruhe erteilt die Baugenehmigung zur
Turminstandsetzung und genehmigt die Verwendung von Baufonds-Kapitalien
in Höhe von 3.700 M zur Bezahlung der Neubaurechnungen. Es beginnen
umfangreiche Renovierungs- und Umbauarbeiten an Turm und Kirche, die bis
Ende 1898 andauern.
[EPfAD. Baufondsrechnung 1897/98]
1896 (Dez.)
Georgskirche: Der
Gemeinderat führt für die Anschaffung zweier neuer „kleiner Glocken“
eine Haussammlung in Denzlingen durch. Aus 7 Listen mit den Namen der
Spender können wir das Ergebnis von 336,20 Mark ersehen.
[GA-DE. 1A-390,
Bau und Unterhaltung der Kirche, 1848-1942]
1896, erstes Taxi, erste
Olympische Spiele in Athen
1897, Erfindung des Aspirin
1897 (17.03.)
Georgskirche: Der
Kirchengemeinderat beschließt die Vergabe der gesamten Arbeiten am
Kirchturm an den Bauunternehmer Gaus.
[EPfAD.
Kirchengemeinderats-Protokolle 1847-1911]
1897 (14.09.)
Georgskirche: Unter dem Pfarrer Stern wird (vor allem) der Turm der
evangelischen Kirche renoviert, wie die Jahreszahl am Türsturz des
Nordeinganges zum Chor anzeigt. Erstellung eines eisernen Gebälkes unter
dem Glockenstuhl. Diese Maßnahme war die Ursache für die späteren
Schwankungen von Turm und Pyramidenaufsatz.
[EPfAD. Baufondsrechnung
1897/98]
1899 (04.12.)
Georgskirche: Es
wird festgestellt, dass der Turm beim Läuten schwankt. Dies wurde von
der Kirchbau-Inspektion begutachtet. Man beschließt abzuwarten, bis ein
schriftlicher Bescheid vorliegt.
[EPfAD. Kirchengemeinderats-Protokolle
1847-1911]
1899 (17.12.)
Georgskirche: Die
Arbeiten am Kirchturm werden abgeschlossen. Besichtigung und Abnahme
durch Direktor
Kirchner. Danach werden die Gelder vom Ministerium ausbezahlt. Gesam |
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Besondere Wetterereignisse des
Jahrhunderts
Den Aufzeichnungen
des Christian Rappold, ehemaliger Gerichtsschreiber und Vogt zu
Denzlingen, sind interessante Beobachtungen zum Wetter im 19.
Jahrhundert zu entnehmen:
"Anno
1800 ist ein heißer Sommer gewäßen, die Hietze wahr so groß, daß in
unser Gegend viele Waldungen verdorben sind, es seyn viele Bäume
abgestanden. Es hat sehr wönig Oehmd geben, man [hat] bey 10 Wochen lang
nimmer können z' Aker fahren, da es so hardgewäsen ist; das Sommer
Gewächs hat von Tag zu Tag abgenommen."
"Anno 1801 ist auch ein heißer und trokener Sommergewäsen, daß es
dem vorigen wenig nachließ. Es sind auf die Ernde-Zeit sehr viel Mäuse
in das Feld und in die Frucht gekommen; sie haben den Halm abgebißen und
die Frucht gefreßen. Es seyn von Tag zu Tag = mehr geworden. ...
Zwischen. Weinachten und dem Neyjahrs Tag hat es ein großes Waßer gäben.
Es hat ein großer Schaden gethan. Die Elz hat Grund und Boden
weggenommen, nebst allen Brüken und Stegen, was nicht sehr verfestiget
gewesen ist. Eben so auch die Treisam hat noch größern Schaden gethan,
der Rheinstrom aus der Schweiz, bis in das Underland kann man den
Schaden fast nicht schätzen. Es hat im Underland Häußer und Mühlen
verrißen, auch ganze Bäu verflözt; es ist auch Vieh versoffen. Es hat
gleich auf den Regen geschneid und ist kalt worden."
"Anno 1802 ist auch ein heißer Sommer gewäsen. Es hat das ganze
Spedjahr nicht geregnet bis Martine und gleich darauf geschneyd. In
diesem Jahr ist ein Haupt Wein gewagsen, auch gute Frucht, aber nicht
gar viel und auch kein Obst. In diesem Jahr hat es auf dem Kandel
zwischen Jacobi undJohanne ein tiefer Schnee geschneid, ist aber nur 2
Tag liegen geblieben."
"Anno 1803, am 11. November, ist ein starker Wind gegangen,
nachts zwischen 12 und 1 Uhr gieng der Wind fürchterlich."
"Anno 1804, am 20. Juli, abends um Betzeit entstund ein grausames
schwäres Wätter, es donnert nicht mehr als 2 Mal, darauf that sich der
Himmel auf und Blitze schräklich. Auf diesen Blitz geschah blötzlich ein
Schlag, und das drei mal aufeinander. Das Wetter schlug in unsern
Kirchen Thurm. Es donnerte so hard, daß man meind, Felsen und Stein
erspringen. Es schlug noch zwey mal in die Kirch, aber doch hat es nicht
angezunden. Es ist selbiger Tag näblich und kalt gewäßen. In diesem Jahr
ist ein aßerJahrganggewäßen, es bat aber noch zimlich Frucht und auch
noch viel Wein geben."
"Anno 1805, am fiten Oktober hat es bey uns ein Schnee geschneid,
über den Wald ist er 2 Schuh tief gewäsen. Es ist alle Morgen hard
gefrohren, wo der Schnee nicht mehr da wai. Eben in dieser Zeit Stunde,
der Herbst noch in den Reben und die Trauben sind verfrohwn. Auch wo man
geherbstet hat, hat es geschneid, es hat deßwägen nichts als ein Essig
Wirrer Trangk geben und fast nichts."
"Anno 1807 wär auch ein gutes Jahr gewässen, alles Getreyde währ
zimlich wohlgerathen, w~an hotte auch ein guter Herbst. Es war alle Tag
sehr warm und eine Thörre, daß alles Gers im Feld abnahm. Es hat alle
Tag über das Gebürk Wetter gehabt, und uns hat nie kein fegen getroffen.
Endlich im Juli, da schon das Korn in der Scheuer war, an einem Abend
entstund ein schweres Wetter, welches den ganzen Nachmitag umher zog und
um Betzeit .-r uns kam, nicht ein Atemzug war es finster wegen Blizen.
Dieses Wetter verschlug den grö. ten Theil von unserm Bann, auch der
fordere Theil des Rebbergs."
"Anno 1808 hat es in unserm Rebberg einen so reichliecher Herbst
geben, daß es lange Jahr rorber nicht mehr so viel geben hat; und der
Wein ist dieses Jahr auch noch in der mitlern Güte gewaeßen."
"Anno 1811. Dieses ist ein Jahrgewäsen, welches den Menschen lang
im Gedächtniß gewä. ist. In diesem Jahr ist es troken und warm und
fruchtbar gewäsen. Es ist gute Frucht gewagsen, auch guter und langer
Hanf, auch allerley Obst und ein köstlicher Wein, das .rines Gleichen
lang vorher nicht gewagsen ist. Er hat alle andern Weine an der Güte
äierstiegen. Anfangs des Herbst hat der Saum 11 bis 12 fd Gulden, nach
einigen Jahren stlegk der Preis von diesem Wein auf 88 bis 99/1 der
Saum. In diesem Jahr ist auch gegen Ausgang des Sommers ein großer Komet
Stern eine lange Zeit an dem Himmel genden, mit einem langen Strahl und
Schweif In dieser Zeit wurde vieles über den Stern pvfezeft "
"Anno 1812, im Spedjahr ist so nasse Witterung gewesen. Es hat
alle Tag geregnet, man hat die Frucht fast nicht können in den Boden
bringen. Es haben viele Leuthe nach Weynachten noch Weitzengesayd. Es
hat deswegen auf das folgendeJahr ein schlechte Ernde geben, die Frucht
ist halber Graßgewäsen."
"Anno 1813, am 20ten October Mitags zwischen 11 und 12 Uhr
geschah ein Krach und Knal vom Himmel, daß die Fenster sind fast zu
Scherben, alle Häuser erzittern. Die Leute, welche damals noch im Felde
waren, bebten ihre Häupter empor, sie konten aber nicht erkennen, wo
hinzu es gewesen ist."
"Anno 1816. Dieses war ein Schalt Jahr, aber auch ein Schalk
fahr, das kann man woll mit Recht von diesem Jahrgang sagen. In diesem
Jahr haben wir wenig Sonnen Schein gehabt. Es hatfast alle Tag geregnet,
man hat erst in der WochenJacobi das lezteHeu heim gebracht. Alle
Früchten sind sehr spädzeitig worden, der Wein ist am Rebstok verfroren
Es ist daher nichts als ein saurerDrank daraus worden. Alle
Sommer-Gewägsen haben wegen der all zu vielen Nässe gefehld. Gegen der
Ernde Zeit hat die Frucht sehr aufgeschlagen. Die Frucht ist von Markt
zu Markt gestiegen, bis der Sester Weitzen auf5fl 30 xr kam, der Sester
Korn 4 f .., der Sester Gersten 3 fl.10 xr, also dem Viertel nach hat
das Viertel Weizen drei Luidor [ = Louis d`or] gegolden, das Viertel
Korn Zwanzig und vier Gulden, das Viertel Gersten Neinzehn Gulden."
1823 wird von einem großen Hagelschaden berichtet. Die Gemeinde
gibt einen Nachlaß auf die Pacht für Gemeindegüter.''
1864 gab es im Juli einen Hagelschlag mit großen Schäden. Für die
von der Gemeinde gepachteten Grundstücke, auf denen Hanf angesät war,
war keine Pacht zu zahlen.
1882 hat am 25. September ein Hagelwetter großen
Schäden,'ängerichtet. Die Pächter der Felder an der Waldkircher Straße,
St. Jacobs- und Brückleacker-erhielten von der Gemeinde Pachtnachlaß.
1884 hat das Lossele im Heidach am 31. Januar einen bedeutenden
Schaden angerichtet. Es wurde erwogen, auf der einen Seite ein Flutwehr
herzustellen.
1896 beschließt der Gemeinderat am 18. April, dass der vom
Hochwasser abgefressene Weg, soweit er am Einbollen her vernichtet ist,
zur Herstellung versteigert werden [soll]. |
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