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Ortsgeschichte / Glotter- Wasserwerke /
Wasserräder
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Quellen:
>> siehe Veröffentlichungen, Bilder und Text übernommen aus
Heft 22/23,
[3.22/23] "Denzlingen, Vergangenheit, Gegenwart,
Zukunft, Heft 22/23, Jahrgang 1995",
Texte: Otto Berger, Hartmut Nübling
Die Wasserräder und ihre Verwendung
Um 1900 waren noch acht Wasserräder in
Betrieb. Der Durchmesser der Wasserräder lag zwischen 3,80 m und 5 m,
die durch die Wasserkraft erzielte Leistung bei 5-10 PS.
Gut erhaltene Fotos und Dokumente im
Gemeindearchiv und im Generallandesarchiv reichen bis in die Mitte des
1900 Jahrhunderts zurück mit Angaben über die technische Anlage der
Mühlen und deren Veränderungen. Die früheren Besitzer oder gar die
Erbauer der Mühlen lassen sich aus den vorhandener Unterlagen nicht
erschließen. Man kann jedoch davon ausgehen, dass nicht erst sei ca. 150
Jahren die Wasserkraft an der Glotter in Denzlingen genutzt wurde. Der
älteste Hinweis auf ein Wasserrad stammt aus dem Jahr 1320 (eine
Getreidemühle). In einer Urkunde vor 1567 wird von zwei Mühlen
geschrieben.
Die Nutzung der Wasserkraft war recht unterschiedlich. Keine
Mühle (außer der Säge) reichte als Betrieb zum Vollerwerb. Die
Ausnutzung der Wasserkraft war an Einschränkungen gebunden. Das
Wasserrecht teilte von 6 Uhr morgens bis 18 Uhr abends das Wasser den
Mühlen zu, von 18 Uhr bis 6 Uhr den Landwirten zur Bewässerung. Die
Mühlenbetreiber hatten einen „Wasserbuben" zu stellen, der jeden Morgen
und jeden Abend die entsprechenden Stellfallen oberhalb der ersten Mühle
einstellte. Zuletzt hatte Ludwig Burger (siehe „Burgersäge") diese
Aufgabe versehen. Für die Gemeinde Denzlingen war Christian Heller dafür
zuständig.
Im Sommer hatte die Glotter oft wegen
Trockenheit zu wenig Wasser für einen ausreichenden Mühlenbetrieb. Im
Winter war das Wasser gefroren. Alle Betreiber der Mühlen hatten
entweder eine mehr oder weniger große Landwirtschaft oder eine Bäckerei
dazu. Gemahlen wurde für den Eigenbedarf und für die Kunden.
Ein Brief aus dem Jahr 1782 an den
Markgrafen läßt erahnen, welch wichtige Funktion Mühlen und Sägewerke
für die Bevölkerung eines Ortes hatten. Darin bittet der Antragsteller Hanns Jörg
Schuhmacher um die Erlaubnis, eine Schleifmühle in eine Sägemühle
umstellen zu dürfen. Die
Unabhängigkeit von der benachbarten Herrschaft Vorderösterreich
(Heuweiler, Gundelfingen, usw.) und die wirtschaftliche Selbständigkeit war für den Denzlinger Müller die Begründung für die
Umstellung auf ein eigenes Sägewerk.
Dass an der Glotter entlang soviele Wasserräder in Betrieb waren, war für
die Qualität des Wassers ein Gewinn. Auf die Reinheit des Glotterwassers
wurde großen Wert gelegt, da das Vieh an der Glotter getränkt
wurde, und die Frauen bis zum Anfang des 20-ten Jahrhunderts die Wäsche an
der Glotter gewaschen haben. Es durften z. B. von einer Säge keine Späne ins
Wasser gelangen und von der Knochenstampfe keine Abwässer eingeleitet
werden.
Durch die sich drehenden Wasserräder wurde das Wasser mit Sauerstoff
angereichert, was den Fischen zugute kam. Trotz der Wasserräder blieb
damals für die Menschen viel körperliche Arbeit übrig bei teilweise
geringer Entlohnung. Wer dennoch von der „guten alten Zeit" träumt, möge
sich als Trost folgendes merken: „Das Merkwürdigste an der Zukunft ist
wohl die Vorstellung, dass man unsere Zeit später - die gute alte Zeit -
nennen wird." |
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Kontakt
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siehe Vorstand
Karten und Ortspläne
>> Aktueller Ortsplan (pdf)
>> Denzlingen 1873
>> Dorfplan 1752
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Der
lange Weg zum Wasserrad in der Geschichte der Menschheit
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Körner, Holz, China, Brot, Getriebe, Dampfmaschine, Rom, Steine,
Weltbevölkerung, Sammler, Nomaden, Wildgräser, Ägypter, Sammelbeutel,
seßhaft, Feuer, Frauen, Elektromotor, Sklaven, Wasserrad, Mühlen,
Ackerbauer |
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Diese Auflistung der Wörter ergibt auf den ersten Blick keinen Sinn.
Wenn man sie jedoch in einer bestimmten Reihenfolge anordnet, sind es
die Stichwörter für den langen Weg der technischen Entwicklung und
Verwendung des Wasserrads. Zum besseren Verständnis sind
im folgenden Text die Stichworte kursiv dargestellt.
Schon in der Schule lernten wir: Die ersten Menschen waren Jäger und
Sammler. Unstet zogen sie als Nomaden umher.
Sie lebten von der Jagdbeute und von Früchten, Wurzeln, Pilzen und
Körnern. Harte Körner klopften sie mit Steinen
weich.
Ein kluger Kopf kam auf die Idee, einen Beutel zu basteln, vielleicht
aus Blättern oder aus einem Fell. Für uns moderne Menschen mag es
komisch klingen, die Gelehrten sind sich aber darüber einig: Das
Benutzen eines Sammelbeutels war eine der genialsten
Erfindungen. Daran denkt heute kein Manager mehr, wenn er seine
Aktentasche trägt und keine Dame, die ihre Handtasche bewundern läßt.
In der Jungsteinzeit wurde der Mensch in unserer Gegend seßhaft.
Er lernte das Feuer zu beherrschen. Neben Schaber, Messer
und Beil aus Stein gehörte die Astgabel aus Holz als Hacke
und Pflug zu den ersten Werkzeugen. Der Mensch lebte nun als
Ackerbauer.
Nun war es möglich aus Wildgräsern
die ersten brauchbaren Getreidearten zu züchten. Die erste Getreideart
war Hirse, dann folgten Emmer und Einkorn. Durch den gezielten Ackerbau
ernteten die Steinzeitmenschen größere Mengen an Getreide, das
verarbeitet werden mußte. Die Weiterentwicklung des Mörsers zum
Zerkleinern der Getreidekörner ergab mit dem Mahlstein ein zweiteiliges
Werkzeug. Der Bodenstein hatte ein Mulde, der Reibstein war rundlich
oder walzenförmig. Das Mahlen mit diesem Mahlstein war natürlich sehr
mühsam und zeitraubend. Man weiß aus dem alten Ägypten, daß eine Sklavin
mit einem Reibestein so viel Mehl mahlen konnte, daß die Tagesration an
Brot für acht Personen gesichert war. Körnermahlen war
damals eine Arbeit für Frauen und Sklaven.
Der Mensch hatte unterdessen gelernt, Brötzu backen. Zuerst waren es
dünne Fladen, die auf heißen Steinen gebacken wurden. Die
alten Ägypter erfanden schließlich den Sauerteig. Um das
Jahr 2000 v.Chr. stellten sie schon 48 verschiedene Brotsorten her.
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Tierdrehmühle (Göpelmühle)
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Der nächste
Schritt in der Entwicklung der Mühlen waren die
Tierdrehmühlen. Der Bodenstein war fest, der Läuferstein wurde von den
Tieren, die meist mit verbundenen Augen im Kreis gingen, bewegt. Diese
Mühlen hatten den Namen Göpelmühlen.
Die Weltbevölkerung hat sich im Laufe der Zeit zahlenmäßig
langsam vergrößert. Man nimmt an, daß in der Zeit von 8000-6000 v.Chr.
5-10 Millionen Menschen auf der Erde lebten; um das Jahr 1 n. Chr. waren
es ca. 200-400 Millionen, im Jahr 1650 bereits 470-545 Millionen, und
1985 bewohnten 4842 Millionen Menschen die Erde. Diese Zunahme war nur
möglich, weil die Grundlagen der Ernährung mit der technischen
Entwicklung verbessert wurden.
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senkrechtes Wasserad mit einem
Getriebe
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waagrechtes Wasserrad
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oben: oberschlächtiges Wasserrad
mit Getriebe,
unten: oberschlächtiges
Wasserrad mit Umsetzung zum Antrieb einer Säge
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Das
Wasserrad trat nun die Herrschaft an. Es wurde wie vieles in
China, etwa im 6. Jahrhundert v. Chr. erfunden. Auf Umwegen
kam die Kenntnis über die Ausnutzung der Wasserkraft über Ägypten nach
Rom und dann zu den Menschen in unserer Gegend.
Die ersten
Wasserräder lagen noch horizontal im Wasser. Erst mit der Erfindung
eines Getriebes war es möglich, die Wasserräder auch
senkrecht anzubringen.
Zwischen dem
10. und 15. Jahrhundert gelang es die rotierende Bewegung der
Antriebswelle in eine lineare umzusetzen. Damit waren völlig neue
Anwendungsmöglichkeiten gegeben, wie z. B. Sägewerke und
Hammerschmieden.
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Bis zur Erfindung der Dampfmaschine durch Papin im Jahre
1690 waren die Wasserräder neben den Windflügeln und Wasserturbinen die
einzigen Antriebsmaschinen. Allerdings hielt die Verwendung der
Wasserräder gegen den technischen Fortschritt noch sehr lange.
Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs im Jahr 1945 waren in Denzlingen
noch zwei Wasserräder (Burgersäge und Kerne-Mühle) und zwei Turbinen
(Giese-Beck und Möllinger-Stumpen) in Betrieb. Im Jahr 1954 war im
Adressbuch der Handwerkskammer der Landkreise Emmendingen und Freiburg
nur noch Trenkle Josef (Giese-Beck) als Mühlenbetreiber eingetragen.
Im 16. Jahrhundert gab es in Europa etwa 40 verschiedene
Fertigungsprozesse, die mit Wasserkraft arbeiteten. Im 18. Jahrhundert
waren in Europa schätzungsweise 500.000 bis 600.000 Wasserräder in
Betrieb.
Die erste
deutsche Dampfmaschine wurde 1785 gebaut. Bei einer
Gewerbezählung im Deutschen Reich im Jahr 1895 wurden 54529
Wassermotoren registriert. Mit Dampfkraft arbeiteten damals 58 530
Betriebe.
Mit der Erfindung des Elektromotors wurden die
Wasserräder nach und nach verdrängt. Die Wasserräder,
die sich heute noch drehen, in Denzlingen leider kein einziges mehr,
verdanken ihr Dasein der Tatkraft und Beharrlichkeit einzelner, die alte
Techniken erhalten wollen und dem Interesse der Touristen an
nostalgischem Landleben.
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Wasserrad in einem Kanal mit
einem Stauwehr davor |
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